Berlin: Die Angeklagte hält sich in einem Gerichtssaal eine Pappe vor ihr Gesicht. Zusammen mit ihrem Bruder (hinten) muss sie sich wegen Betrugs in Berliner Corona-Testzentren in Millionenhöhe verantworten.
Berlin: Die Angeklagte hält sich in einem Gerichtssaal eine Pappe vor ihr Gesicht. Zusammen mit ihrem Bruder (hinten) muss sie sich wegen Betrugs in Berliner Corona-Testzentren in Millionenhöhe verantworten. dpa/Paul Zinken

Geld scheffeln mit Tests, die es nie gab: Für einige Gauner wurden Corona-Testzentren eine Goldgrube.

Auch ein Geschwisterpaar unter Verdacht und nun vor Gericht: Kemal C. (46) und seine Schwester Gülbeyaz W. (44) sollen insgesamt mehr als zwölf Millionen kassiert haben – innerhalb von zehn Monaten. 9,7 Millionen Euro seien bei C. gelandet, 2,5 Millionen Euro bei W. Die Anklage geht davon aus: 6,6 Millionen Euro habe C. auf ein Konto in der Türkei überwiesen.

Geschäftsmann C. überließ nun seinem Anwalt das Wort. Der wies die Vorwürfe „mit Nachdruck“ zurück. C. habe nicht verschleiert und auch nicht etliche Testzentren betrieben – „erst waren es zwei, zuletzt nur noch eins“.

Einen anderen Schuldigen machte der Anwalt aus: „Wir haben es mit einem ganz erheblichen Fall staatlichen Versagens zu tun.“ Der Staat habe notwendige Kontrollen vermissen lassen.

Corona-Testzentren waren wie Pilze aus dem Boden geschossen

Wie Pilze waren im Frühjahr 2021 Testzentren aus dem Boden geschossen – sogar Shisha-Bars oder Spielhallen wurden umgebaut. Die Hürden waren niedrig. Kemal C., der laut Anklage „zahlreiche Spätkäufe und weitere Gewerbe“ betrieb, ging ebenfalls an den Start.

18 Testzentren ordneten ihm Ermittler später zu, in Wedding, Tegel oder Prenzlauer Berg. Zur Verschleierung seiner „faktischen Verantwortlichkeit“ soll C. laut Anklage Mittäter als angebliche Betreiber genannt haben. Bei der Kassenärztlichen Vereinigung soll er Tests abgerechnet haben, die nicht oder nicht in dem Umfang erfolgt seien.

67 Fälle des besonders schweren Betrugs von Mai 2021 bis Februar 2022 werden C. vorgeworfen. Schwindelerregend die Summen bei Monatsabrechnungen. Spitzenwert: 1.094.988,47 Euro für eine der Teststationen.

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Seine Schwester soll Beihilfe geleistet haben, indem sie ihre Personalien bei der Registrierung und Abrechnung der Testzentren zur Verfügung gestellt habe. Und diverse Bargeldabhebungen werden ihr zugeordnet – 640.000 Euro von Konten, die auf ihren Namen geführt wurden. Die Anklage: „Sie handelte in dem Bestreben, das Geld für C. zu sichern.“

Ende März wurden die Geschwister festgenommen. Er ist seitdem in Haft, sie seit Juni frei. Fortsetzung: Mittwoch.