Bei einer Razzia im vergangenen Jahr in Weißensee wurden Räume der Hells Angels durchsucht.  Damals ging es um den Verdacht des Handels mit Waffen und Kriegswaffen, Hinweise stammten aus entschlüsselte Daten des Kurznachrichtendienstes Encrochat.
Bei einer Razzia im vergangenen Jahr in Weißensee wurden Räume der Hells Angels durchsucht.  Damals ging es um den Verdacht des Handels mit Waffen und Kriegswaffen, Hinweise stammten aus entschlüsselte Daten des Kurznachrichtendienstes Encrochat. BK

Die Senatsverwaltung für Inneres, Digitalisierung und Sport hat am Donnerstag den Verein „Hells Angels Motorcycle Club Berlin Central“ („HAMC Berlin Central“) einschließlich seiner Unterstützergruppierung „MP 81 Berlin Central“ verboten. Die MP81  Berlin Central-Gruppe war als Ersatz für den Club „Hells Angels Motorcycle Club Berlin City“ („HAMC Berlin City“) gegründet worden. 

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In den frühen Morgenstunden rückte die Polizei an, durchsuchte Clubräume in Reinickendorf.  Weitere  Durchsuchungen laufen am Morgen bundesweit (Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt) in 45 Wohnungen und Vereinsräumen. Dabei ist die Polizei mit Spezialeinsatzkommandos und Einheiten der GSG 9 unterwegs.  

Berliner Hells Angels: Rocker ab sofort verboten 

„Es ist ab sofort verboten, Kennzeichen des Vereins und seiner Unterstützergruppierung zu verbreiten oder öffentlich zu verwenden. Dem ‚HAMC Berlin Central‘ und seiner Unterstützergruppierung ‚MP 81 Berlin Central‘ ist jede Tätigkeit in Deutschland untersagt“, heißt es in einer vom Innensenat veröffentlichten Mitteilung. Auch das Vereinsvermögen der Hells Angels Clubs wurde beschlagnahmt. 

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Innensenatorin Iris Spranger: „Das heutige Verbot stellt klar, dass wir nicht wegschauen, wenn eine neu geschaffene Organisation an die Stelle eines bereits 2012 verbotenen Vereins tritt und diesen ersetzt. Unser Blick richtet sich auch auf all diejenigen, die versuchen, wirksame Vereinsverbote zu unterwandern, um unter diesem Deckmantel ihre kriminellen Aktivitäten fortzusetzen.

Das Verbot der Berliner Rocker reiht sich in ein härteres Vorgehen der Behörden gegen bandenmäßige Kriminalität. 
Das Verbot der Berliner Rocker reiht sich in ein härteres Vorgehen der Behörden gegen bandenmäßige Kriminalität.  dpa

Mein Dank gilt zum einen der Polizei und der Staatsanwaltschaft sowie den Mitarbeitenden meines Hauses, die an diesem Verbot und seiner Umsetzung mitgewirkt haben. Zum anderen danke ich allen Einsatzkräften aus Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und der Bundespolizei, die an den heutigen Maßnahmen beteiligt sind.“

Mit dem aktuellen Verbot des „HAMC Berlin Central“ wird das ursprüngliche Verbot des „HAMC Berlin City“ und dessen Unterstützergruppierung „MG 81“ bekräftigt. Das Verbot erging am 30. Mai 2012 und ist seit 2020 bestandskräftig.

Letztes Verbot einer Rocker-Gruppe im Jahr 2012

Bei dem nunmehr verbotenen „HAMC Berlin Central“ handelt es sich um eine Ersatzorganisation. Als eines von drei in Berlin ansässigen „Chartern“ der weltweit agierenden Hells Angels war die Gruppe vor allem in Berlin tätig. 

Das letzte Verbotsverfahren gegen Rocker ist zwölf Jahre her. Der damalige Innensenator Frank Henkel (CDU) hatte 2012 die Ortsgruppe „Berlin City“ verboten. Der Anführer der Gruppe, Kadir Padir, sitzt wegen des Wettbüro-Mord-Prozesses in Haft.

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Unterstützt wurde er von der Gruppierung „MP 81 Berlin Central“. Nach dem Verbot des „HAMC Berlin City“ im Jahr 2012 kam es t zu einer Neuorganisation durch die Gründung von vier „Chartern“ („HAMC Northtown“, „HAMC Easttown“, „HAMC Southtown“ und „HAMC Westtown“). Deren Wirken endete nach umfangreichen Verhaftungen im Zusammenhang mit dem sogenannten „Wettbüromord“ im Jahr 2014 und der Flucht mehrerer Tatverdächtiger ins Ausland. Es kam zur Selbstauflösung.

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Daraufhin gründete sich der „HAMC Berlin Central“, um „HAMC Berlin City“ zu ersetzen. Mit dem heutigen Verbot ist auch diese Gruppe Geschichte. 

Die kriminellen Geschäfte der Hells Angels in Berlin 

Die Hells Angels Chapter werden mit kriminellen Machenschaften in Verbindung gebracht, darunter Schutzgelderpressung, Waffenhandel, Gewaltverbrechen, Drogengeschäfte und Zuhälterei. Immer wieder lieferten sich verfeindete Rocker der Hells Angels und der Bandidos Scharmützel. 

Im Jahr 2012 kam es etwa zu einem Mordanschlag auf einen ehemaligen Präsidenten des Berliner Hells Angels Charters „Nomads“, den 47-jährigen André Sommer. Sommer wurde vor seinem Lokal, dem „Germanenhof“ in Hohenschönhausen angeschossen. 

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Im vergangenen Jahr gelang es, verschlüsselte Kommunikation unter den Kriminellen zu entschlüsseln. Im Kurznachrichtendienst Encrochat hatten Rocker sich sicher gewähnt und ungehemmt über ihre kriminellen Machenschaften geschrieben: „Encrochat ist eine absolute Goldgrube für die Sicherheitsbehörden, weil Kriminelle hier über Jahre vollkommen offen über Straftaten kommuniziert haben“, hatte die Gewerkschaft der Polizei Berlin im vergangenen Jahr mitgeteilt. „Die schiere Masse an Erkenntnissen ist Fluch und Segen zugleich, weil das große Kapazitäten der Kripo auf Jahre bindet.“ Die Hells Angels seien eine gefährliche Konstante im Bereich der Organisierten Kriminalität, die auch vor Waffengewalt nicht zurückschrecke.