Innenministerin will Messerverbot in Bus und Bahn
Vor den Augen ihrer Töchter wird eine Frau im Bus niedergestochen und muss notoperiert werden. Dem Täter gelingt die Flucht.

Die Brutalität kam aus dem Nichts. Berlin-Wedding, am Dienstag kurz nach 17 Uhr. Ein bisher unbekannter Mann sticht in einem Bus der Linie 327 eine Mutter vor den Augen ihrer beiden Töchter nieder und flüchtet. Die Polizei fahndet weiter nach dem Täter – und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) bringt jetzt eine Debatte über ein Messerverbot in Bussen und Bahnen ins Gespräch.
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Die SPD-Politikerin sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe: „Wir sollten auch über Messerverbote in öffentlichen Verkehrsmitteln – in Bus und Bahn – nachdenken. Wer mit dem Flugzeug reist, darf ja auch kein Messer mitnehmen.“ Von der Deutschen Bahn kam Unterstützung für den Vorschlag. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hält so ein Verbot dagegen kaum kontrollierbar.
Auch die Deutsche Bahn ist für ein Messerverbot
„Wir würden ein landesbehördliches Messerverbot in Zügen und an Bahnhöfen begrüßen. Das kann das Risiko von Straftaten minimieren“, sagte Hans-Hilmar Rischke, Sicherheitschef der Deutschen Bahn, als Reaktion auf die Aussagen der Ministerin. In Bahnen kam es in den vergangenen Jahren einige Male zu Messerangriffen mit Verletzten und auch Toten.
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„Uns fehlen 3500 Kolleginnen und Kollegen für die Sicherheit an den Bahnhöfen und in den Zügen“, sagt dagegen Andreas Roßkopf, bei der GdP zuständig für die Bundespolizei, der Rheinischen Post mit Blick auf die Personalsituation.
Auch die Berliner GdP sieht Probleme bei der Umsetzung: Für flächendeckende und dauerhafte Kontrollen sehe sie keine Kapazität, so Sprecher Benjamin Jendro. Die Forderung ergebe Sinn, lasse sich jedoch bereits in den Beförderungsbedingungen der Deutschen Bahn und anderen Verkehrsunternehmen umsetzen. „Wichtig ist, dass ein solches Verbot dann auch umgesetzt werden kann, wofür sehr personalintensive Kontrollen nötig sind“, so der Sprecher.
Die Mutter musste zehn Stunden lang operiert werden
Im Fall der lebensgefährlich verletzten Frau in Berlin hoffen die Ermittler auf Hinweise aus der Bevölkerung, insbesondere von Fahrgästen der betroffenen Buslinie 327. Auf einen entsprechenden Aufruf habe sich bislang aber niemand gemeldet, sagt der Polizeisprecher am Donnerstag. Unmittelbar nach der Tat seien Mitfahrende vor Ort befragt worden.
Die 33-Jährige war bei dem Messerangriff am vergangenen Dienstag lebensbedrohlich verletzt worden und musste laut Polizei notoperiert werden. Nach einem Bericht der B.Z. erlitt die Frau Verletzungen unter anderem an Herz, Lunge und im Bauch. Sie sei zehn Stunden operiert worden. Der Polizeisprecher machte dazu keine Angaben mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen und mögliches Täterwissen.
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Nach bisherigen Erkenntnissen stach der Mann unvermittelt auf die 33-Jährige ein, die gemeinsam mit ihren sieben und neun Jahre alten Töchtern im Bus saß. Die Mädchen blieben laut Polizei körperlich unverletzt und befinden sich in der Obhut der Familie. Eine Mordkommission versucht nun Hintergründe und Motiv der Tat zu klären. Nach bisherigen Erkenntnissen gab es laut Staatsanwaltschaft keine Vorbeziehung zwischen Täter und Opfer.