Mit Feinstrumpfhose und Redebeitrag. Bei der Jugendweihe in der DDR sollten Schüler ihr Bekenntnis zum sozialistischen Staat bekräftigen. 
Mit Feinstrumpfhose und Redebeitrag. Bei der Jugendweihe in der DDR sollten Schüler ihr Bekenntnis zum sozialistischen Staat bekräftigen.  Imago/Detlev Konnerth

Zu große Anzüge, ein erstes schickes Kleid und Feinstrumpfhosen in Pumps. Auf alten Aufnahmen sehen  Jugendliche bei der Jugendweihe oft rührend aus. Noch nicht ganz erwachsen, aber fest entschlossen, die Kinderhaut abzustreifen. Mit allen Schmerzen, die das manchmal mit sich bringt.

Die Zeit mit 14 Jahren, in der achten Klasse ist eine besondere Zeit im Leben. Auch heute feiern Jugendliche mit ihren Familien den Neuanfang. In der DDR waren Jugendweihen Pflichtprogramm. In den 1970er-Jahren nehmen fast 90 Prozent aller Achtklässler teil. Es gab Reden und bis Mitte der 70er-Jahre das obligatorische Buchgeschenk „Weltall, Erde, Mensch“. 

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Ob das Bekenntnis zum sozialistischen Staat wirklich bei allen aus tiefstem Herzen kam, darf bezweifelt werden. Viele Familien absolvierten die Jugendweihe, damit das Kind später keine Probleme bei der Ausbildung bekam. In kirchlich gebundenen Familien sah das schon anders aus. Manche nahmen gar beide Feiern – Jugendweihe und Konfirmation – mit. Die Jugendweihe überlebte das Ende der DDR. Vereine gründeten sich und bieten nun die Übergangsfeiern ohne ideologischen Überbau an. Der Frühling ist die Zeit der Jugendweihen und Jugendfeiern.

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Wer feiert Jugendweihe?

Rund 3100 Jugendliche feiern in diesem Jahr in Berlin und Brandenburg ihre Jugendweihe. Die Zahl liegt damit unter dem Vorjahresniveau von rund 4200 Teilnehmern, wie aus einer Mitteilung des Vereins Jugendweihe Berlin/Brandenburg hervorgeht. Insgesamt gibt es in den kommenden Wochen im Frühling rund 55 Feiern.

An zwölf Frühlingswochenenden empfängt der Jugendweiheverein Berlin/Brandenburg 25.000 Gäste, unter anderem in Berlin, Potsdam, Wildau, Eberswalde und Beeskow.

Eine Teilnehmerin der Jugendweihefeier steht mit einer Rose und einem Buch in der Hand in der Sport- und Mehrzweckhalle Dorf Mecklenburg. Die vor allem in Ostdeutschland populären Feiern am Übergang vom Kindes- in das Jugendalter finden üblicherweise im Frühjahr statt.
Eine Teilnehmerin der Jugendweihefeier steht mit einer Rose und einem Buch in der Hand in der Sport- und Mehrzweckhalle Dorf Mecklenburg. Die vor allem in Ostdeutschland populären Feiern am Übergang vom Kindes- in das Jugendalter finden üblicherweise im Frühjahr statt. dpa

Die Jugendweihe hat eine 170-jährige Tradition bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Mit der Feier beschließen die Mädchen und Jungen rund um das 14. Lebensjahr symbolisch ihre Kindheit. Das Angebot der Jugendweihe richtet sich an Jugendliche, die nicht kirchlich gebunden sind. Auch der Humanistische Verband bietet nach sechsmonatigem Kurs die sogenannte Jugendfeier an. 6600 Jugendliche haben im vergangenen Jahr den Übergang ins Erwachsenen-Leben so gefeiert. 

Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz gibt für das vergangene Jahr etwa 4430 Konfirmationen an. Das Erzbistum Berlin listet für das Jahr 2021 knapp 1000 Firmungen.