Im Osten was Neues! Brandenburg lockt jetzt auch Elche
Immer öfter kommen die großen Tiere aus dem Osten auch nach Brandenburg, genug Platz und gute Lebensbedingungen hätten sie hier.

Bert war einer der ersten: der Elch schritt über die polnische Grenze und tauchte 2018 im Schutzgebiet Naturpark Nuthe-Nieplitz in Brandenburg auf. Seitdem weidet er dort mit Kühen, denn viele Artgenossen gibt es in Deutschland bisher nicht. Doch das ändert sich womöglich: In letzter Zeit kommen immer mehr Artgenossen aus Polen zumindest für eine kurze Stippvisite in die östlichen Bundesländer. Etliche Tausend Elche leben in Polen. Auch in Deutschland wäre genug Platz für die großen Säugetiere.
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Insbesondere im Nordosten, zum Beispiel in der Schorfheide, in der Uckermark oder an der Mecklenburgischen Seenplatte sowie in den Mittelgebirgen wie Harz, Spessart, Thüringer Wald oder Pfälzerwald gebe es „große Habitatgebiete“, die für Elch und Wisent potenziell gut geeignet seien, teilte die Humboldt-Universität mit. Schätzungen zufolge streifen zehn bis 15 Elche pro Jahr durch Deutschland. Die meisten sind wohl in Brandenburg unterwegs.
Elche wandern von Osten nach Deutschland ein
Die in Deutschland ausgestorbenen Arten breiten sich von Osteuropa wieder nach Westen aus. Ein internationales Forscherteam des geografischen Instituts der Humboldt-Universität und von Partnern in Polen, Tschechien, Österreich und Schweden kartierte anhand sogenannter Habitatmodelle alle aus ökologischer Sicht geeigneten Lebensräume in Deutschland. „Uns hat überrascht, wie viele ökologisch geeignete Lebensräume wir für beide Arten identifizieren konnten“, erklärte Studienleiter Hendrik Bluhm.
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Forscher halten es durchaus für möglich, dass sich langfristig wieder eine stabile Population von Elchen in Deutschland etablieren kann. Die größten lebenden Hirsche haben eine Vorliebe für mosaikartige Landschaften, in denen sich Wälder mit Wiesen, Sümpfen und Gewässern abwechseln. Und davon gibt es in Deutschland eine ganze Menge.
Hindernis für Elche: Autobahnen und Wildzäune
Ein Hindernis für die Wiederansiedlung stellt allerdings die Zerschneidung der Landschaft dar, etwa durch Autobahnen und Schnellstraßen. Auch der Ausbau von Grenzzäunen, beispielsweise an der EU-Außengrenze, und der Zaun zur Eindämmung der Afrikanischen Schweinepest entlang der deutsch-polnischen Grenze, der genau im Bereich der aktuellen westlichen Verbreitungsgrenze von Wisent und Elch liegt, können die Wanderungsbewegungen der Tiere ausbremsen. Grünbrücken und Wiederansiedlungsprojekte könnten hingegen die Rückkehr von Elch und Wisent beschleunigen.
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Um den Tieren die Rückkehr in geegnete Regionen zu erleichtern, fördert das EU-Kooperationsprogramm Interreg seit 2019 ein deutsch-polnisches Projekt namens „ŁośBonasus – Crossing!“ („Elch und Wisent – queren!“). Unter Federführung des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg haben sich darin Fachleute der HU Berlin, der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, der polnischen Naturschutzorganisation Westpommersche Naturgesellschaft und des WWF zusammengeschlossen.
Letztlich sei die gesellschaftliche Akzeptanz entscheidend, gaben die Forscher zu bedenken. Die Frage sei nicht, ob diese Arten in Deutschland genügend Platz haben würden, sondern wo die Menschen ihnen die Rückkehr erlaubten und wie mit Konflikten beispielsweise mit der Forstwirtschaft umgegangen werde, erklärte auch Samantha Look vom WWF Deutschland.

In Berts Stammgebiet im Naturpark Nuthe-Nieplitz steht schon ein Verkehrsschild, das Autofahrer vor möglichen Begegnungen warnt. Wenn mehr von seinen Artgenossen kommen, könnten nach Einschätzung des Projektteams auch noch weitere Vorsichtsmaßnahmen nötig sein. Elche bleiben auf der Straße stehen, wenn sich ein Auto nähert. In Schweden gibt es jedes Jahr tausende Kollisionen.
Bei einer Begegnung empfehlen Fachleute großen Abstand zu Elchen zu halten und sich gegebenenfalls hinter einem Baum zu verstecken. Wer im Auto sitzt, sollte erst einmal anhalten und das Geschehen vom Fahrzeug aus beobachten. Um die Gesundheit der Tiere zu schützen und sie nicht unnötig in die Nähe von Menschen zu locken, gilt zudem die Devise: nicht füttern!