Mutprobe oder nicht? Horror-Unfall auf altem Flugplatz bei Wittstock: Jetzt sprechen die Freunde der drei toten Biker Klartext
Die Gruppe „Knieschleifer “dementiert eine Mutprobe, der Crash sei nichts als ein tragischer Unfall gewesen.

Seit dem Wochenende ist in der Motorrad-Community im Norden Brandenburgs nichts mehr, wie es war. Zum Ende der Saison erschüttert ein schrecklicher Unfall die Biker-Szene. Auf einem alten, stillgelegten Russen-Flugplatz ereignet sich am Samstag ein schweres Unglück, bei dem drei Motorradfahrer, die Teil der Biker-Gruppe „Knieschleifer“ waren, sterben.
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Schnell werden Spekulationen laut, es habe sich um eine Mutprobe unter Bikern gehandelt. Zwei Maschinen waren auf dem Flugfeld aufeinander zu gefahren und zusammengeprallt. Für drei Männer im besten Alter kam jede Hilfe zu spät. Jetzt spricht der Gründer der „Knieschleifer“ über den Unfall.
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Polizei wertet den Unfallhergang in Alt Daber weiter aus
Auf der alten Landebahn liegen Blumen auf der Stelle, die ein gelbes Kreuz auf dem Beton markiert. Trauernde haben Kerzen aufgestellt, ein Herz aus Stein erinnert daran, dass hier geliebte Menschen jäh aus dem Leben gerissen wurden. Das eine Motorrad lenkte ein 46-jähriger aus Wittstock. Das andere ein 47-jähriger Biker aus Haldensleben (Sachsen-Anhalt). Besonders tragisch: Auf der zweiten Maschine des Haldenslebers saß noch ein 35-Jähriger aus Norderstedt (Schleswig-Holstein) als Sozius. Auch er ließ sein Leben auf der Betonpiste.
Die Polizei wertet derzeit den Unfallhergang aus, rekonstruiert, was geschah. Dazu werden auch die Anwesenden befragt. Etwa 50 Personen hatten sich am Samstag zu einem Biker-Treffen mit Fotoshooting versammelt. Auch in den vergangenen Jahren hatten Mitglieder der Gruppe das Gelände des alten Flugplatzes, das öffentlich zugänglich ist, schon so genutzt. Auf Videos im Netz ist ein fröhliches Treffen unter Motorradfreunden zu sehen, Männer und Frauen posieren mit Rennmaschinen, lassen im Kreis stehend die Reifen rauchen.
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„Alle Hinweise werden derzeit ausgewertet, um ein Gesamtbild erkennen zu können“, sagte Christin Sorban, Sprecherin, der Polizeidirektion Nord in Neuruppin am Montag. Man ermittle in alle Richtungen, was sich aber noch über Wochen hinziehen könne.
Erwachsene Männer, die im Leben standen sind tot, ihre Familien trauern
Über im Nachgang der Ereignisse spekulierte eventuelle „Mutproben“ könne sie nichts sagen, hielt dies aber für wenig wahrscheinlich. „Das waren erwachsene Männer, die mitten im Leben standen“, erklärte die Sprecherin. Teilweise hatten die Männer Familie und Kinder. In den sozialen Medien nehmen zahlreichen Menschen Anteil.
Auch Dieter Grommes, der Gründer des bundesweiten Netzwerks „Knieschleifer“, äußerte sich zum Unfall. Er habe sich mit dem Ableger der Gruppe in Wittstock in Verbindung gesetzt und die Anwesenden zum Unfallhergang befragt, schreibt er auf der Facebookseite der Biker.
Gründer der Gruppe „Knieschleifer“: der Name ist irreführend
„Alle 30 bis 50 Kilometer existiert eine solche Gruppe, ich gebe aber zu, dass der Name irreführend ist“, sagte Dieter Grommes. Er sei aber in einer Namensabstimmung vor einigen Jahren von den Mitgliedern so beschlossen worden und orientiere sich unter anderem an dem gleichnamigen Motorradausrüstungsstück. Ein Knieschleifer ist eine Platte aus Holz oder Kunststoff, die am Knie meist mit Klettband befestigt wird um das Knie zu schützen, falls es in einer schnell gefahrenen Kurve auf dem Boden schleift. „Nicht alle Knieschleifer fahren so rasant, dass sie mit dem Knie auf dem Boden schleifen, das ist auch gar nicht unser Daseinszweck“, erklärte der Gruppengründer.
Mutproben gebe es bei den Knieschleifern gar nicht, betonte Dieter Grommes gegenüber der MAZ. Es habe sich auch nicht um einen Stunt oder eine andere mutwillige Aktion gehandelt, verwahrte er sich gegen Spekulationen dieser Art.
Es war kein Spiel, sondern ein tragischer Unfall
„Es ist richtig, das beide Fahrer auf der Bahn aufeinander zugefahren sind, aber nicht wegen einem Spiel. Sie kamen einfach von zwei Seiten aufeinander zugefahren. Das Tragische ist, dass Sie in die selbe Richtung ausgewichen sind. Sie wollte definitiv keine Spiele spielen oder Mutproben durchstehen“, stellt Grommes klar.
Der ihm mehrfach beschriebene Unfallhergang sei wie folgt gewesen: „Einer der Fahrer war im Vorfeld die Landebahn hoch gefahren. In der Zeit entschied sich der zweite Fahrer mit einem Sozius, diesen zu seinem Fahrzeug zu bringen, das 150 Meter weiter entfernt stand. Sie fuhren also die gleiche Bahn, dem anderen Fahrer entgegen. Auf dem Weg dahin kamen sich beide entgegen und wichen tragischer Weise in die selbe Richtung aus. So entstand dieser schreckliche Unfall.“
Einer der Biker soll die Fahrt gefilmt haben, berichtet Bild. Laut einem ersten Gutachten krachten die Maschinen „frontal bis leicht seitlich“ zusammen. Alle drei Biker wurden über den Asphalt geschleudert und starben noch vor Ort.