Er steht vor Gericht

Horror in Spandau: Chef stach Kollegen ab, weil er in den Knast wollte

Geschäftsinhaber Akin S. (31) häufte Schulden an, kam auf eine Irrsinnsidee: Er wollte einen Kollegen abstechen, um dank Bluttat im Gefängnis zu landen.

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Vor Gericht versteckte sich Akin S. hinter einer Zeitung.
Vor Gericht versteckte sich Akin S. hinter einer Zeitung.Pressefoto Wagner

Moabit Mit 1000-Euro-Sneakers geprotzt, doch Schulden und Lügen türmten sich. Da kam Imbiss-Betreiber Akin S. (31) auf eine Irrsinnsidee: Er wollte einen Angestellten abstechen, um sich im Knast verkriechen zu können. Ein absurder Plan mit einem Messerangriff, den Björn P. (29) nur knapp überlebte. Akin S. im Prozess wegen versuchten Mordes: „Ich habe gegoogelt, was man für eine Strafe bekommt. Ich dachte, ich komme ins Gefängnis und habe meine Ruhe.“

Der 13. März im „Staaken-Center“ in Spandau. Akin S. betrieb dort einen seiner drei Läden. Gegen 12.10 Uhr sprach er P. an. Ob er ihm helfen könnte, Autoreifen aus dem Lagerraum im Keller zu holen.

Im Staaken-Center in Spandau kam es zu der brutalen Messer-Attacke

Doch es war eine Falle. Im Keller schnauzte S.: „Warum hast du Geld aus der Kasse geklaut?“ P. hatte sich gerade über die Reifen gebeugt. Akin S. gestand nun: „Ich stach zu, bevor er antworten konnte, ich wollte ihn abstechen.“ Einen Diebstahl habe es gar nicht gegeben. Blut spritzte, P. wollte raus aus dem Keller – „ich ließ ihn an mir vorbei, ließ das Messer fallen, bekam Angst“.

Drei Stiche in den Oberbauch, außerdem eine lebensgefährliche Verletzung in den abwehrenden Arm. Ein arterielles Gefäß wurde getroffen. Noch heute ist der linke Arm des Vaters von vier Kindern (2, 5, 7, 11) in der Bewegung eingeschränkt. Opfer P.: „Bis heute kann ich meine kleine Tochter nicht hochheben.“

Ein Polizeiwagen steht vor dem Einkaufszentrum Staaken Center in Spandau - hier ereignete sich die blutige Messer-Attacke.
Ein Polizeiwagen steht vor dem Einkaufszentrum Staaken Center in Spandau - hier ereignete sich die blutige Messer-Attacke.Paul Zinken/dpa/Archivbild

Plötzlich aus dem Alltag gerissen. Weil der Chef viel Mist gebaut hatte und nicht mehr wusste, wie es weitergehen sollte. Akin S.: „Ich habe mich 2019 selbständig gemacht, habe 14 Stunden am Tag gearbeitet, aber ich konnte noch nie richtig mit Geld umgehen.“ Nach außen gab er den erfolgreichen Geschäftsmann – „der war ich aber nicht“. Viel Geld gab er für sich aus – trotz drohender Pleite. Der Ex-Imbiss-Chef: „Ich wollte in der Freizeit ein Luxusleben, wollte mit Freunden mithalten.“ Gönnte sich 1000-Euro-Schuhe, für die Ehefrau eine 500-Euro-Tasche, er buchte teure Reisen, saß in noblen Restaurants.

Bluttat in Spandau: Schulden wuchsen auf 130.000 Euro an, da stach er mit dem Messer zu

Seine Einnahmen rechnete er sich schön und stopfte Finanz-Löcher heimlich auch mit Geld, das ihm nicht gehörte: „Ich nahm Gold meiner Frau und meines Schwagers aus dem Schließfach, verkaufte es für 60 000 Euro.“ Immer enger wurde es, Lieferanten ließen sich nicht mehr vertrösten. Akin S.: „Ich überlegte, in die Türkei abzuhauen“. An die Möglichkeit einer Schuldnerberatung habe er nicht gedacht – „ich wollte vor meinen Eltern als guter Junge dastehen“. Auf 130 000 Euro seien die Schulden angewachsen.

Weil er zu feige war, mit der Familie zu reden, wäre P. beinahe gestorben. Akin S. nun: „Ich habe nicht darüber nachgedacht, dass es Wahnsinn ist und P. nichts mit meinen Problemen zu tun hat.“ Er sei selbst über seine Tat erschreckt, bitte um Verzeihung - „eigentlich ist so eine Tat nicht zu entschuldigen“. Fortsetzung: 19. September.