Kennen Sie die noch?

DDR-Clowns „Hops und Hopsi“ werden 40: Das zweite Leben der Spreepark-Komiker

Sie waren die Maskottchen des Vergnügungsparks, setzten sich nach der Schließung zur Ruhe. KURIER traf Monika und Lothar Klich – und Spreepark-Fan Christopher Flade, der das Lebenswerk der beiden weiterführt.

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Hops, Hopsi und Nachfolger: Die Klichs zeigen Christopher Flade, wie man auf einer Säge spielt.
Hops, Hopsi und Nachfolger: Die Klichs zeigen Christopher Flade, wie man auf einer Säge spielt.Berliner KURIER/Sabine Gudath

Sie waren die heimlichen Maskottchen des Spreeparks, standen dort täglich auf der Bühne: die Clowns Hops und Hopsi. Monika und Lothar Klich schufen die Kinder-Stars, schlüpften jahrelang tagtäglich in die Rollen, setzten sich aber nach der Park-Schließung zur Ruhe. Inzwischen hat Spreepark-Fan Christopher Flade die Clowns beerbt – und feiert nun das 40-Jahre-Jubiläum von Hops und Hopsi.

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Ein kleines Häuschen, ringsherum ein Garten – in Altlandsberg können Monika und Lothar Klich den Ruhestand genießen. Eigentlich. Doch für den KURIER müssen die beiden noch mal zu ihren Requisiten greifen. Lothar Klich nimmt seine Säge, klemmt sich den Holzgriff zwischen die Knie, biegt das Sägeblatt und streicht mit einem Bogen darüber. Die Säge jault – so, als hätte der 79-Jährige nie aufgehört, darauf zu spielen. Manche Dinge verlernt man nicht, andere schon. „Ich habe vor kurzer Zeit ein altes Einrad entdeckt“, sagt Monika Klich (65). Früher gehörte das Fahren zum Programm. „Aber jetzt, als ich darauf stieg, bin ich gestürzt. Das mache ich nicht noch mal.“

Lothar und Monika Klich als Hops und Hopsi.
Lothar und Monika Klich als Hops und Hopsi.imago stock&people

Jedes Kind, das zwischen 1992 und 2001 den Spreepark im Plänterwald besuchte, kannte die Klichs – nur unter anderen Namen. Sie schufen Hops und Hopsi, die Clowns, die sich später zu den Maskottchen des Vergnügungsparks entwickelten. Die beiden lernten sich beim Staatszirkus der DDR kennen – Lothar Klich arbeitete beim Zirkus Aeros, Monika kam 1973 als Praktikantin. „Ich stand in der Loge, Lothar in der Zirkusuniform am Eingang“, sagt Monika. Sie lächelt. „Als ich ihn sah, sagte ich zu einer Kollegin: Ich will den – oder keinen!“ Heute sind die beiden 46 Jahre verheiratet.

Flade war schon als Kind Spreepark-Fan, besuchte die Clowns dort regelmäßig.
Flade war schon als Kind Spreepark-Fan, besuchte die Clowns dort regelmäßig.privat

1978 trennten sie sich vom Staatszirkus, machten sich mit einer Trampolin-Darbietung selbstständig. 1980 gingen sie mit einer Puppenspieler-Gruppe auf Tour. Ihre bis dahin gezeigte Show-Nummer konnten sie aus Platzgründen aber nicht überall vorführen. „Ein Kollege sagte: Macht doch ein Kinderprogramm“, erinnert sich Monika. Die Clowns erblickten das Licht der Welt, bekamen in Anspielung auf die Trampolin-Darbietung die Namen „Hops und Hopsi“. Die Klichs legten ihre Künstler-Prüfung ab, erhielten die „Spielerlaubnis“ der DDR. „Wir wurden über die Konzert- und Gastspieldirektion gebucht, bekamen unser Geld wie Angestellte aufs Konto. Die DDR war für Artisten wie uns ein Segen.“ Es folgten erfolgreiche Jahre, viele Touren.

Hops und Hopsi auf einem der ersten Werbeplakate.
Hops und Hopsi auf einem der ersten Werbeplakate.privat

Als die Wende kam, mussten sie kurbeln. „Andere stellten sich nach Kaffee und Bananen an, wir kümmerten uns um Auftritte. Viele sind in dieser Zeit pleite gegangen – uns ging es gut.“ Der Glückstreffer kam mit dem Spreepark. 1992 unterzeichneten sie den Vertrag. „Wir traten aber nicht nur als Clowns auf, sondern haben ganz schön geknüppelt“, sagt Lothar Klich. „Ich moderierte die Wasserspringer-Show, wir schminkten die Kinder, verteilten Luftballons, überbrückten die Umbaupausen im Zirkus. Und wir fuhren mit Kindern Achterbahn, wenn sich die Eltern nicht trauten.“

Christopher Flade hält das Lebenswerk der Clowns am Leben, tritt selbst mit Partnerin als Hops und Hopsi auf.
Christopher Flade hält das Lebenswerk der Clowns am Leben, tritt selbst mit Partnerin als Hops und Hopsi auf.PR

Ein Leben für den Park, rund um die Uhr, zehn Jahre lang. „Ich habe in der Zeit nichts einkaufen können, weil es keine Ruhetage gab. Ich war zehn Jahre fast nur in Clown-Klamotten unterwegs. Eigentlich haben wir die 90er-Jahre verpennt.“ In jener Zeit lernten die beiden auch Christopher Flade kennen – der Berliner, der heute die größte Spreepark-Fanseite im Internet betreibt, war schon als Kind Fan. „Bei meinem ersten Besuch war ich begeistert von Hops und Hopsi“, sagt der 32-Jährige. „Als ich das zweite Mal im Park war, war ich total enttäuscht, dass die beiden meinen Namen nicht mehr wussten. Als Vierjähriger verstand ich das nicht, der Weihnachtsmann kannte ihn schließlich jedes Jahr.“ Immer wieder kam er her, um sich die Shows anzuschauen. Einmal habe er zu den Klichs gesagt: „Wenn ich groß bin, werde ich Hops und Hopsi.“

Probe im Garten: Der Clown-Nachfolger zeigt, was er kann.
Probe im Garten: Der Clown-Nachfolger zeigt, was er kann.Berliner KURIER/Sabine Gudath

2001 schloss der Vergnügungspark. Am letzten Tag halfen Flade und sein Vater, die Requisiten vom Gelände zu tragen – danach verloren er und die Clowns sich aus den Augen. Lothar Klich ging in den Ruhestand, seine Frau arbeitete als Kartenlegerin weiter. „Irgendwann stand Christopher vor der Tür und fragte, ob unser Sohn unsere Requisiten übernimmt. Weil er kein Interesse hatte, übergaben wir ihm unser Lebenswerk.“ Seitdem tritt Flade mit wechselnden Partnerinnen als Clown-Duo „Hops und Hopsi“ auf, tourt mit den alten Shows von Monika und Lothar Klich, aber auch mit neuen Darbietungen durch das Land.

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Trotz des Jubiläums sehnen sich die Klichs heute nicht zurück. In der Geburtstags-Show am Sonntag um 16 Uhr in der Freilichtbühne an der Zitadelle in Spandau werden sie für einen kleinen Gastauftritt auf der Bühne stehen (Restkarten an der Kasse). „Aber an sich haben wir das abgehakt, uns fehlen die Auftritte nicht mehr. Die zehn Jahre im Spreepark haben geschlaucht.“ Zu den Shows von Flade kommen sie heute aber regelmäßig. „Denn wir freuen uns, dass es weitergeht und dass Hops und Hopsi weiter existieren können – auch ohne uns“, sagt Monika Klich.