Ob Heizpilze die Draußen-Saison verlängern können, wird derzeit heftig diskutiert. 
Ob Heizpilze die Draußen-Saison verlängern können, wird derzeit heftig diskutiert.  Foto:
imago images/Müller-Stauffenberg

Berliner Gastronomen schauen bang auf kühlere Nächte und herbstliche Tage. Denn das Restaurant-Geschäft, ohnehin schon mit großen Einschränkungen geschlagen, hat sich auf die Bürgersteige und Plätze der Stadt verlagert. Doch was, wenn Regentage und Frost die Bilanz in Herbst und Winter verhageln? Die Gastro-Szene ist auf der Suche nach Antworten – und bekommt widersprüchliches Feedback.

So ist die Berliner FDP-Fraktion dafür, Heizpilze in der gesamten Stadt zu erlauben, um der Gastronomie in der Corona-Krise zu helfen. „Corona zwingt die Gastronomie auch im Winter, meist provisorisch, zur Nutzung städtischer Außenflächen. Die meisten Gastronomen können sich gerade jetzt aber keine Investitionen leisten“, sagte Fraktionschef Sebastian Czaja. „Deshalb fordern wir die Aussetzung des Heizpilz-Verbots in der ganzen Stadt, zunächst begrenzt auf die nächsten sechs Wintermonate.“ Man müsse so viele Restaurants, Cafés und Kiezkneipen vor der Insolvenz bewahren wie möglich. Schließlich gehöre zum Klimaschutz auch der Schutz des sozialen Klimas und unserer Kiezkultur, so der FDP-Politiker.

„Statt eines teuren Hilfspakets benötigt es vonseiten des Senats nur einen Federstrich für die temporäre Aussetzung eines eh umstrittenen Verbots.“ Nach Vorstellung der FDP müssen außerdem die Sondernutzungsgenehmigungen von Straßenraum erweitert oder unbürokratisch verlängert werden. Auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) hatte vorgeschlagen, die Heizpilze zeitlich begrenzt zu erlauben und so Cafés und Restaurants auch in den kälteren Monaten einen Draußen-Betrieb zu ermöglichen. Im Gegenzug regte die IHK an, dass die Gastronomiebetriebe eine Klimaabgabe zahlen.

Grüne gegen Heizpilze 

Widerstand gibt es in Berlin vor allem von Grünen-Bezirkspolitikern. In Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg – wo sich viele Restaurants und Cafés befinden, lehnten die Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel und Monika Herrmann die mit Gas betriebenen, Wärme spendenden Heizpilze ab. Jedes Gramm Kohlenstoffdioxid „bringt uns näher an den Rand der Katastrophe“, zitiert die „Morgenpost“ Herrmann. In Berlin sind die Bezirke für das Heizpilzverbot zuständig. In Steglitz etwa haben sie kein Problem mit dem Aufstellen der Pilze.

Heizpilze seien eine „Klimasauerei“, sagte BUND-Energieexpertin Irmela Colaço. „Und die Klimakrise macht keine Pause.“ Auch die Grünen erteilten der Forderung des Gaststättenverbands Dehoga eine Absage. Die CSU sieht in Heizpilzen dagegen einen Weg, trotz der Corona-Abstandsregeln mehr Gäste bedienen zu können. Colaço sagte der Nachrichtenagentur AFP am Freitag, ein einziger Heizpilz könne in einer Saison so viel Kohlendioxid produzieren wie ein Kleinwagen im Jahr.

Eine „Heizung, die auf der Straße steht und die Luft beheizt, ist der ineffizienteste Einsatz von Energie“. Gäste von Restaurants und Kneipen, die draußen sitzen möchten, sollten sich lieber eine Decke umlegen. Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) brachte eine klimafreundlichere Alternative wie mit Ökostrom-betriebene Heizmöglichkeiten ins Spiel. (mit dpa)