„Hollywood klopft jede Woche an. Da geht's jetzt rund!“
KURIER-Interview mit Felix Kammerer (27), Hauptdarsteller des Netflix-Films „Im Westen nichts Neues“. Jede Menge Oscars gab es schon. Am 12. Mai bekommt Kammerer womöglich den Deutschen Filmpreis. Wer ist dieser junge Mann?

Felix Kammerer sitzt auf dem Sofa und wirkt wie ein Muster an Selbstdisziplin. Er lächelt, und das ist nicht wenig. Denn im Moment zerren alle an ihm rum. Ein Interview jagt das nächste, Produzenten möchten sich mit ihm treffen, alte Bekannte machen plötzlich auf sehr gute Freunde. Vielleicht ist sein eleganter Anzug deshalb so weit geschnitten. Jedenfalls sieht er bequem aus.
Seit klar ist, dass der 27-jährige Hauptdarsteller der Netflix-Produktion „Im Westen nichts Neues“ im Rennen um den diesjährigen Deutschen Filmpreis ganz vorne mitmischt, ist es aus mit der Ruhe im Leben des Wiener Burgschauspielers. Der Antikriegsfilm von Edward Berger, der bereits vier Oscars gewann, geht mit zwölf Nominierungen ins Lola-Rennen. Kammerer ist Favorit in der Kategorie Bester Hauptdarsteller. Die Preise werden am 12. Mai in Berlin verliehen. Der KURIER traf Felix Kammerer vorab zum Interview.
Herr Kammerer, mir fällt auch heute auf: Sie tragen gern weite Kleidung.
Och, ich trage eigentlich alles. Grundsätzlich ist mir das eigentlich egal. Aber den Anzug, den ich gerade trage, mag ich sehr gerne. Und wenn man den ganzen Tag Interviews gibt und viel zu tun hat, ist es ganz angenehm – gerade wenn man viel sitzt – so ein bisschen lockerer angezogen zu sein, aber trotzdem gut auszusehen.
Ist Mode ein Thema für Sie?
Ich liebe Mode! Das ist ein Steckenpferd von mir. Im ersten Corona-Lockdown, da gab’s eine Online-Vorlesung vom MoMA (Museum of Modern Art, Kunstmuseum in New York, d. Red.) über „Fashion as design“, und da habe ich dann regelmäßig diese Vorlesung besucht und einen Online-Kurs gemacht, einfach, weil mich das total interessiert: Wo kommt Mode her, was macht Mode, was kann sie verändern, wie verändert sie das Auftreten und die Gedanken in einer Gesellschaft? Historisch, aber auch kulturell. Das unterschätzt man ganz oft. Oft heißt es nur „Kleidung“, aber dann sind die Zeichen doch da und man muss sie nur lesen. Das finde ich sehr, sehr spannend.

Ziehen Sie sich gut an, um Wirkung zu erzielen?
Taktisch denke ich das nicht. Aber vielleicht ist es etwas Taktisches, wenn man sich für bestimmte Anlässe einfach auch besonders wohlfühlen möchte oder anders fühlen.
Ein Beispiel, bitte.
Wenn ich morgens in der Jogginghose rausgehe, um einen Kaffee zu trinken, dann fühle ich mich einfach anders als wenn ich mit so einem ziemlich schicken Anzug rausgehe, um Kaffee zu trinken. Vielleicht mache ich dann ja gar nichts Anderes, aber es verändert mein Auftreten, und zwar für mich selber. Ich nehme mich dann selbst ganz anders wahr, und das finde ich in manchen Situationen gut – nämlich selbstbewusster zu sein und nicht nur so zu wirken.
Felix Kammerer hat bereits viele Fans in Hollywood
Es gibt ein Foto von den Golden Globes. Da stehen Sie wie aus dem Ei gepellt neben Colin Farrell, und man hat das Gefühl: Sie sind der Weltstar und er ist der Debütant, der voller Stolz neben Ihnen stehen darf. Meinen Sie das? Wie war das bei den Globes und den Oscars?
(Lacht.) Das ist komplett surreal. Man kennt diese Leute ja nur vom Bildschirm oder aus Serien und dem Kino, und plötzlich tritt man denen in echt gegenüber und man merkt: Es gibt diese Menschen wirklich. Sie stehen vor dir aus Fleisch und Blut.
Sehen die dadurch anders aus?
Mir ist es mal passiert, als „Mission: Impossible“ in Wien gedreht wurde, und ich bin zufälligerweise an der Oper vorbeigekommen gerade als Tom Cruise ankam. Ich sah den so aus 30 Metern Entfernung aus dem Auto steigen, und da gab es eine große Fan-Crowd drum herum. Ich habe den also da gesehen, und ich hab’s nicht glauben können, weil es wirkte so, als ob ein fiktionaler Charakter plötzlich in meiner Wirklichkeit auftaucht. Da verbinden sich zwei Welten, die nichts miteinander zu tun haben. Und wenn man bei den Oscars ist, dann ist das eigentlich das Standardprogramm. Das muss man auch erst mal verarbeiten.
Gab es in der Oscar-Nacht jemanden, von dem Sie sagen: Wow, das war echt eine Begegnung?
Das Schöne bei den Oscars war, da habe ich hauptsächlich nur Leute getroffen, die ich schon kannte. Weil bei den BAFTA in London (British Academy Film Awards, d. Red.) hatte ich schon diese ersten unglaublichen Erfahrungen – mit Cate Blanchett oder mit Andy Serkis und Emma Thompson, wo man sich dauernd kneifen muss.

Warum kneifen?
Die bei den Oscars wieder zu treffen und zu merken, man ist sich nicht egal, sondern man begrüßt sich und sagt „Ey, wir haben uns ja in London gesehen, wie geht’s dir, alles klar?“ Das sind alles so bodenständige Menschen, da freut man sich dann auch, wenn man sich trifft.
Vier Oscars gab es für „Im Westen nichts Neues“. Was macht das mit einem? Es gibt Aufnahmen, wo Sie die Trophäe wild in der Luft schwenken …
Das ist nicht richtig zu verarbeiten, und ich glaube, das braucht Zeit. Man kann das eigentlich nur vorbeiziehen lassen. Das ist, glaube ich, auch das Gesündeste, weil sonst kann man ja nur noch durchdrehen oder abheben, und auf beides habe ich nicht allzu große Lust.
Besteht denn die Gefahr, dass Sie abheben?
Die Gefahr besteht bei allen, die mit so einer großen Aufmerksamkeit konfrontiert werden. Mich beruhigt es nur, dass ich daran überhaupt kein Interesse habe und dass ich merke: Ich bin froh, wenn ich mich zurückziehen kann und wenn ich Ruhe habe und wenn der Trubel mich gar nicht so sehr berührt.
Was machen Sie dann?
Och, dann verbringe ich Zeit mit mir selber, mit Freunden, mit der Familie. Ich spaziere sehr viel und sitze gerne in Wien in Kaffeehäusern in der Sonne (schmunzelt).
Das machen viele Wiener. Und Sie sind ein gebürtiger Wiener. Aber eigentlich sind Sie ja auch Berliner! Wer war eigentlich schuld daran, dass Sie am Maxim-Gorki-Theater aufgehört haben und ans altehrwürdige Burgtheater wechselten? Nennen Sie mal Ross und Reiter.
Das Engagement am Gorki war ja erstens nur ein Gastvertrag, ich war da also nur für eine Produktion engagiert, und ich war das auch direkt nach dem Studium, beziehungsweise in den letzten Zügen meines Studiums. Und dann, als ich mit dem Studium fertig war, kam das Angebot aus Wien. Und dadurch, dass es am Gorki eben nur für eine Produktion war, dachte ich mir: Das fühlt sich gerade sehr richtig an – erstens zu dieser Bühne, dem Burgtheater, zu gehen und dann vielleicht auch wieder nach Hause zu gehen, nach Wien, in die Gegend, die ich kenne, und ein neues Leben dort im Alten zu starten.
Manche Wiener halten Felix Kammerer für einen Berliner
Haben Sie was von hier mitgenommen, das Sie in Wien als „Berliner“ qualifiziert?
Die Sprache! Ist doch klar. Wenn man in Wien aufwächst, und man red‘ so a bisserl daher und dann kommt man nach vier Jahren Berlin wieder zurück, dann ist das erste, was alle sagen: Was ist denn mit dir passiert? Das finde ich aber schön, denn es ist gar keine Entscheidung, die ich treffe, also etwa: Ich möchte jetzt nicht mehr Wienerisch sprechen. Nein, das passiert mir einfach. Das ist eine Entwicklung, und wer weiß, in zehn Jahren ist sie vielleicht schon wieder anders. Dann habe ich wieder einen krassen Dialekt.
Gibt es etwas, was Sie an Berlin immer noch reizt, trotz Verwaltungschaos und Mietenwahnsinn? Kommen Sie gern zurück?
Auf jeden Fall. Das wird sich dann auch in der nächsten Zeit zeigen, weil ich natürlich gerade versuche, mehr Film zu machen und das Theater und den Film organisatorisch miteinander zu verbinden. Und eventuell gibt’s dann die Möglichkeit, nicht mehr an Wien gebunden zu sein, weil ich am Theater vielleicht einen Vertrag in anderer Form bekomme. Da würde es mich auf jeden Fall reizen, wieder nach Berlin zu kommen.

Warum?
Berlin ist einfach meine Wahlheimat geworden. Wien ist sozusagen mein biologischer Teil, da gehöre ich hin, da weiß ich: Da komme ich her. Aber Berlin habe ich mir ausgesucht und möchte auch hier sein.
Verständlich, Babelsberg liegt vor der Tür. Dort wird viel gedreht. Haben Sie hier auch Freunde?
Klar. Es hängt natürlich damit zusammen, dass ich hier vier Jahre studiert und die Stadt dabei liebgewonnen habe. Wäre ich für ein Austauschsemester hier gewesen, wäre es vielleicht anders gekommen. Aber wenn man vier Jahre hier verbringt, auch so eine intensive Zeit wie ein Schauspielstudium, dann kommt man der Stadt bis in den Kern sehr nahe. Und ich hatte das Glück in dieser Stadt zu sein, die mich so anzieht.
Welche Ecken Berlins ziehen Sie besonders an?
Ich glaube, es ist die Gesamtheit. Das, was Berlin für mich so toll macht, ist: Wien geht ohne Leute, Wien funktioniert auch ohne Menschen. Aber Berlin funktioniert nicht ohne Menschen, weil die Leute, die hier wohnen, die Stadt so prägen, und dadurch auch eine Reibung entsteht, die unglaublich bereichernd ist. Das gibt’s in Wien seltener. Ja, das finde ich dort nicht so schnell. Außerdem hat man in Berlin eine nicht jammernde Rotzigkeit, und das finde ich sehr angenehm, weil das ist sehr ehrlich und sehr direkt.
Das wundert mich. Sie kommen mir vor wie jemand, der eine besonders hohe Sensibilität besitzt. Sie sind außerdem von ausgesuchter Höflichkeit. Eigentlich passt das nicht zum schroffen Berliner Ton.
Ich glaube schon. Selbst, wenn man höflich ist und wenn man seine Worte wählt und wenn man auch Schönheit liebt, dann schließt sich das nicht aus, dass man Berlin liebt, sondern es bedingt sich fast, dass es zu der besagten Reibung kommt. In Wien ist natürlich alles hübsch und pittoresk. Ich jedenfalls suche nach den Momenten, in denen man spürt, wo man ist. Und wir suchen doch alle nach Orten, die uns inspirieren und bereichern. Wenn ich mich einfach nur wohlfühle und zurücklehne, dann werde ich gemütlich und dann interessiert mich nichts mehr. Das passiert in Berlin nicht. Man ist ständig mit etwas konfrontiert, muss sich anpassen und neue Lebensrealitäten kennenlernen. Das wird gefordert.
Felix Kammerer liebt das Berliner Chaos
Wie kommen Sie mit dem Berliner Chaos klar?
Ich liebe das! Meine Ordnung schaffe ich mir schon selber. Ob Chaos oder Ordnung um mich herum existiert, ist mir dann eigentlich egal.
Sie haben etwas ausgeprägt Androgynes. Mit Ihrer Höflichkeit und Ihrem Aussehen: Ist das in dieser Zeit, die so divers wie möglich sein möchte, ein Vorteil?
Das weiß ich nicht. Ich finde das aber auch total uninteressant, wenn ich ehrlich bin. Weil es darum im Kern gar nicht geht. Das finde ich eigentlich gerade sehr schön, in unserer Branche, aber auch generell in der Gesellschaft, dass man merkt, die Strukturen brechen auf und es wird mehr in den Kern geguckt und das, was getan wird, als: Wie siehst du aus? Was machst du jetzt gerade? Es geht wirklich um die essenziellen Dinge, und das finde ich total angenehm – weil dann kümmert man sich um was, dann geht’s nicht um die Ästhetik oder um die Wirkung, sondern es wird viel Grundsätzlicher.

Ich weiß nicht, ob Sie mal mit einer Kapuzenjacke rumgelaufen sind, wenn ja: Hat man Sie mal für eine Frau gehalten?
Ja! Als Kind wurde ich ganz oft für ein Mädchen gehalten. Aber erstens stört es mich nicht und zweitens mag ich das auch. Ich habe auch viele Freunde, denen es ähnlich geht, und denk’ mir, das ist eigentlich ein schönes Zeichen – dass das Thema in der Gesellschaft ein bisschen aufweicht. Dass man eben nicht mehr sagt A und B, sondern dass es halt egal ist.
Ihre Eltern sind bekannte Opernsänger, die Mutter ein internationaler Star. Keine Ahnung, ob Sie selbst mal Sänger werden wollten. Wie groß war einerseits der Druck vonseiten der Eltern, in dieselbe Richtung zu gehen, und andererseits der Druck auszubrechen und was ganz anderes zu machen?
Druck gab’s eigentlich nie. Den haben mir meine Eltern auch nie vermittelt. Was total schön ist, weil das natürlich schnell mit Eltern in diesem Beruf passieren kann. Im Nachhinein freut es mich sehr, dass meine Eltern mich immer unterstützt haben, egal, was ich machen wollte. Und vielleicht war es auch die richtige Entscheidung, nicht genau in denselben Beruf zu gehen, sondern sozusagen in die Tochtergesellschaft.

Unterstützen Ihre Eltern Sie bei allen Schritten Ihrer Karriere?
Ja. Meine Eltern sind die erste Generation, die in der Kunst arbeitet, ihre eigenen Eltern haben das nicht gemacht. Dadurch habe ich den Vorteil, dass ich mich nicht mehr gegen meine Familie wehren muss. Meine Eltern kennen das schon.
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Sie engagieren sich auch für die eine oder andere Sache. Es gibt das denkwürdige Foto von Ihnen im Glaskasten. (Als Mitglied der Schauspielgruppe „kollekTief“ verbrachte Felix Kammerer zu Beginn der Corona-Pandemie zwei Wochen in einer Glasbox). Wenn Sie kein Schauspieler wären, was wären Sie dann? Klima-Kleber?
Das Thema interessiert mich total, und ich bin der Meinung, das sollte uns alle interessieren. Nun habe ich mich aber für meinen Schauspielberuf entschieden, deshalb bin ich jetzt kein Klima-Aktivist geworden. Aber ich habe viele Freunde, die es sind und die unterstütze ich auch.
Felix Kammerer ist ein Fan von Radikalität
Mit den idealistischen Zielen Ihrer Generation sind Sie voll identifiziert?
Zu 100 Prozent. Es geht um unser Leben. So wichtig ich meinen Beruf auch finde, so wichtig ich finde, was wir hier machen, umso mehr sollte man sich bewusst machen, dass das, was wir tun, nämlich eine Rolle spielen, nicht die Realität ist. Und es gibt Dinge auf der Welt, die haben eine ganz andere Konkretheit und eine Wichtigkeit, die auch angesprochen gehört.
Finden Sie das, was die Klima-Kleber machen, gut?
Ich glaube, das lässt sich in diesem Interview nicht adäquat darstellen. Es ist wahrscheinlich zu komplex. Aber ich bin grundsätzlich ein Fan von Radikalität. Oder ich sage es mal anders: Ich frage mich selber, was ist ein Protest? Diese Frage gab es schon bei Gandhi und die Frage gibt es heute immer noch. Wahrscheinlich gibt es keine eindeutige Antwort darauf. Die Antwort liegt wahrscheinlich irgendwo in der Reibung zwischen den beiden Seiten.
„Im Westen nichts Neues“ zeigt eine Szene, in der Sie als Paul mit einem Franzosen im Schlamm ringen. Da geraten Sie außer sich. Da wird aus dem netten Jungen für eine Sekunde eine Bestie. Das ist Krieg, klar. Dazu haben Sie sich auch schon positioniert: Krieg lehnen Sie ab, wie die meisten. Wenn man jetzt einen Antikriegsfilm auf einem so hohen ästhetischen Niveau produziert, also mit einem gewissen Reiz und hohen Schauwerten ausstattet, gibt es dabei nicht doch ein Moment der Verführung? Könnte es sein, dass manche das geil finden, wie Sie über die Schlachtfelder rennen und sich gegenseitig massakrieren? Anders gefragt: Hatten Sie an irgendeinem Punkt mal Zweifel an diesem Netflix-Projekt?
Das war im gesamten Team ein großes Thema. Schon in der Vorproduktion, weil das gemeinsame und höchste Ziel war: Es darf unter keinen Umständen ein Heldenfilm werden. Und das habe ich auch in der Arbeit mit Edward Berger gemerkt, als wir über das Drehbuch gesprochen haben. Wir haben es übrigens auch gemeinsam bearbeitet, ich habe ständig an meinen Szenen geschrieben: Wir sind immer wieder an diesen Punkt gekommen, dass wir auch unbewusst einen Helden schaffen könnten und das vermeiden müssen.
Hat sich das für Sie eingelöst?
Das hat sich für mich zum Glück komplett eingelöst. Weil ich mich natürlich auch ganz oft dieser ewigen Frage gestellt habe: Gibt es eigentlich so etwas wie einen Antikriegsfilm. Und ich bin zu der Entscheidung gekommen, dass es ihn gibt. Und die Antwort ist ziemlich einfach: Wenn ich mir einen Film angucke und ich habe danach keine Lust, in den Krieg zu gehen, dann ist es ein Antikriegsfilm. Ich glaube, die meisten Leute, die „Im Westen nichts Neues“ gesehen haben, werden nicht besonders scharf darauf sein, ins Schlachtfeld zu ziehen.

Was machen Sie als nächstes? So eine Produktion hat man wahrscheinlich nur einmal in zehn Jahren.
Ich glaube auch. Aber es gibt schon Zusagen für neue Projekte und ich freue mich drauf, und wir fangen auch bald an.
Hier in Deutschland?
Im Ausland.
Ein Hollywood-Ding?
Das darf ich jetzt natürlich noch nicht sagen.
Klopfen denn Interessenten aus Los Angeles schon bei Ihnen an?
Die klopfen wöchentlich an! Da geht’s jetzt rund.

Am 12. Mai regnet es in Berlin Lolas
Das Antikriegsdrama „Im Westen nichts Neues“ ist gleich zwölfmal für den Deutschen Filmpreis nominiert, so oft wie keine andere Produktion. Der Film über den Ersten Weltkrieg ist unter anderem als bester Spielfilm vorgeschlagen, Felix Kammerer geht in der Kategorie Bester Hauptdarsteller ins Lola-Rennen. Der Film von Regisseur Edward Berger hat in den USA bereits vier Oscars gewonnen. Der Deutsche Filmpreis soll am 12. Mai in Berlin verliehen werden. Die Auszeichnungen sind mit insgesamt rund drei Millionen Euro für neue Projekte dotiert. Im vergangenen Jahr war „Lieber Thomas“ über den Schriftsteller Thomas Brasch als bester Film ausgezeichnet worden.
Aber was mögen Sie grundsätzlich lieber: europäisches Arthouse-Kino oder US-Blockbuster?
Finde ich beides großartig. Von der Bühne kommend, fühle ich mich dem Arthouse-Kino näher, weil man da vermeintlich eine tiefere und philosophischere Auseinandersetzung mit dem Thema führt und einen größeren Tiefgang erwarten würde. Ich finde aber diese Blockbuster-, Action-, Marvel-Filme haben genauso ihre Berechtigung. Wir dürfen ja nicht vergessen, dass das, was wir machen, auch immer Unterhaltung ist. Und wenn man das nicht übersieht, steht das auch gar nicht in Konkurrenz. Das sind dann einfach zwei Paar Schuhe.

Vier Oscars für „Im Westen nichts Neues“
Felix Kammerer kam am 19. September 1995 in Wien zur Welt. Seine Eltern sind die bekannten Opernsänger Angelika Kirchschlager und Hans Peter Kammerer. Felix Kammerer wuchs ohne Geschwister auf und entschied sich früh, Schauspieler zu werden. Erst gehörte er zum Jungen Ensemble Hörbiger (jöh!) von Maresa Hörbiger, dann zog es ihn nach Berlin. 2015 begann er hier ein Studium an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. Nach einem Stückvertrag am Maxim-Gorki-Theater wechselte er 2019 ins Ensemble des Wiener Burgtheaters. Gleich sein erster großer Film, „Im Westen nichts Neues“, gewann vier Oscars. Er ist zwölfmal für den Deutschen Filmpreis nominiert.
Mit welchen Schauspielern möchten Sie noch unbedingt drehen?
Colin Farrell! Das wäre ein großer Wurf. Das wäre für mich ein „Traum come true“.
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Da würden die Kolleginnen und Kollegen am Burgtheater in Wien neidisch werden.
Zum Glück gar nicht. Man kommt dahin zurück, probt ein bisschen, trifft sich, und wir verstehen uns zum Glück alle gut. Da ist wirklich gar kein Neid, da ist nur großes Interesse und Freude füreinander da.
Das Interview führte Karim Mahmoud
Die Verleihung des Deutschen Filmpreises am 12. Mai wird um 19 Uhr live in der ZDF-Mediathek und um 23.30 Uhr im linearen Fernsehen übertragen.