Andrang an einer Corona-Schnellteststelle: In Berlin nichts Ungewöhnliches, obwohl die Zentren nicht ausgelastet sind.
Andrang an einer Corona-Schnellteststelle: In Berlin nichts Ungewöhnliches, obwohl die Zentren nicht ausgelastet sind. Foto: Gudath

Wie bekomme ich einen kostenlosen Schnelltest vor meinem morgendlichen Friseurtermin? Oder der Physiotherapie? Oder dem Gang in den Baumarkt? Grundsätzlich gilt: langfristig planen, weit fahren oder einen Selbsttest bezahlen. Das zeigen die Erfahrungsberichte unserer Leser.

Für Verwirrung sorgt vor allem der Begriff „tagesaktuell“ in Bezug auf die Gültigkeit der Tests. Zumindest was das Shopping angeht, handelt es sich laut Medienberichten, die sich auf Potsdam beziehen, um 24 Stunden. Eine Anfrage bei der Senatsverwaltung für Gesundheit wurde bisher nicht beantwortet. Auch der Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes hat von der Senatsverwaltung noch keine Antwort erhalten. „Wir hoffen auf eine Interpretation von 24 Stunden. Aber genau das hat bis heute noch niemand für Berlin dargelegt“, sagt Nils Busch-Petersen. Dabei gilt die Testpflicht beim Shopping bereits seit Anfang des Monats.

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Die Inhaberinnen und Inhaber von Friseursalons und Geschäften gehen laut der gesammelten Erfahrungsberichte häufig davon aus, dass tagesaktuell das Datum meint. Viele Bürgerinnen und Bürger führen deshalb mangels Termine morgens auf eigene Kosten einen Selbsttest für fünf bis zehn Euro durch. Andere sagen ihren Termin beim Friseur oder im Geschäft kurzfristig ab, wodurch die Unternehmen zusätzlich belastet werden. Zudem ließe sich die Nachfrage in den Testzentren mit einer 24-Stunden.Regelung besser auf unterschiedliche Tageszeiten verteilen.

Schnelltestzentren in Berlin sind nur zu einem Drittel ausgelastet

In Berlin gibt es 227 Teststellen, darunter Testzentren, Apotheken und Arztpraxen. Einmal in der Woche können sich Berliner seit 8. März dort kostenlos testen lassen. Die Schnelltestzentren in Berlin sind nur zu einem Drittel ausgelastet, wie die Gesundheitsverwaltung am 8. April auf eine Anfrage der dpa mitteilte. Die höchste Auslastung war demnach kurz vor Ostern mit 62 Prozent erreicht. Die Öffnungszeiten sind unterschiedlich, reichen aber gewöhnlich von etwa 8 bis 20 Uhr. Eine Ausnahme bildet eine Teststelle an der Friedrichstraße, die bereits um 6 Uhr öffnet. Das Testzentrum Steglitz, Schloßstraße 120, vergibt die ersten Termine ab 7 Uhr morgens.

Doch an einigen Teststellen ist die Auslastung deutlich höher. „Wie kann es sein, dass die Senatsverwaltung erzählt, dass die Testzentren nicht ausgelastet sind, man aber den nächste Termin im Testzentrum Stephanus-Stiftung (Weißensee) am 17. April bekommt?“, schreibt Frank Seiring in einem Leserbrief. Klickt man sich durch die Terminkalender der Schnelltestzentren, wird deutlich, dass man Termine möglichst drei Tage im voraus buchen sollte, wenn man an eine bestimmte Uhrzeit gebunden ist. Besonders früh morgens sind die Termine beispielsweise beim Testzentrum am Moritzplatz oder in Mitte an der Schröderstraße schneller vergeben.

Zudem ist die Suche nach einem freien Termin bei einem Schnelltestzentrum auf der Webseite nicht komfortabel, als einzoger Filter wird die Adresse angegeben, so dass man sich mühsam durch sämtliche Zentren klicken muss, um einen passenden Termin zu finden. Das macht es auch kompliziert, wenn man einen Termin am Wochenende benötigt, um zum Beispiel mal eine Ausstellung zu besuchen.

Teilweise bilden sich auch lange Schlangen

„Es ist nicht vertretbar, dass Bedürftige, Rentner und Behinderte, beispielsweise beim Friseur, zwischen sechs und zwölf Euro zusätzliche Kosten aufbringen müssen“, sagt Leser I. Hähnel, der in Hohenschönhausen lebt. Für rund 107.000 Einwohner gibt es dort nur eine Apotheke, die kostenlose Schnelltests durchführt. Hähnel weist auch auf die Benachteiligung von Bürgern außerhalb des S-Bahnrings hin, bezüglich der Wege zu den Testzentren. Bezirke wie Hohenschönhausen und Treptow-Köpenick hätten eine beachtliche Fläche und Bevölkerungsdichte aber eine schlechtere Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr.

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Teilweise bilden sich auch lange Schlangen. Das Zentrum am Hermannplatz empfiehlt auf seiner Website, während der Arbeitszeiten zu kommen. „Also habe ich zwei Stunden vorgearbeitet und bin um 10 Uhr zur Sonnenallee gefahren. Dort angekommen sehe ich dann extrem lange Schlange. Also bin ich wieder umgedreht“, berichtet eine Leserin von ihrem Versuch einen PCR-Test zu machen.