Max, der Gartenkünstler
Hier holt man doch gerne Möhren! Berliner betreibt solidarischen Acker
Max Ueberschär ist ein Berliner Künstler, der sich gerne auf dem Gemüseacker austobt. Er arbeitet nach dem Prinzip der solidarischen Landwirtschaft.

Regionale Lebensmittel sind seit Jahren im Trend, auch wegen der Klimakrise. Das bringt Aufwind für die solidarische Landwirtschaft, die von den Konsumenten direkt finanziert und mitbestimmt wird. Der Berliner Künstler Max Ueberschär betreibt solch einen Acker.
Der Acker ist sein Kunstwerk
Maximilian Ueberschär hat viele Semester Landwirtschaft und Kunst studiert – und sich dann genau mit dieser ungewöhnlichen Kombination selbstständig gemacht. Seit 2017 beackert der Berliner mit seinem Freund Joshua Löhr und etwa 20 Freiwilligen einen mehr als 5000 Quadratmeter großen Gemüseacker zwischen dem Potsdamer Ortsteil Golm und der Trasse einer Regionalbahn. „Das ist hier von Frühjahr bis Herbst mein Kunstwerk in der Landschaft“, schwärmt der 33-Jährige. „Im Winter male ich meine Bilder zu Hause in Berlin.“
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Max und seine Helfer bauen an, was auf dem sandigen Boden der Mark gut wächst: etwa Gurken, Salat, Zucchini und Tomaten. „Tomaten im Freilandanbau sind mein Alleinstellungsmerkmal“, verrät Max. Denn wegen der im Sommer gegenwärtigen Braunfäule werde dieses Gemüse sonst meist im Gewächshaus gezüchtet. „Ich habe so lange experimentiert, bis ich zwei Tomatensorten gefunden habe, die resistent gegen die Braunfäule sind“, sagt er. Dass er auf chemische Unkrautvernichtung und Dünger verzichtet, ist für ihn selbstverständlich. Stattdessen wird mit Kompost und Brennessel-Jauche gedüngt und die Pflanzen mit Tröpfchenberieselung gewässert.

Max' Acker wird solidarisch betrieben
Max hat den Acker vor sechs Jahren auf eine Kleinanzeige hin gepachtet und arbeitet nach dem Prinzip der solidarischen Landwirtschaft – kurz Solawi. Was das bedeutet? Derzeit bezahlen 20 Abnehmer einen monatlichen Beitrag von 110 Euro und können sich dafür von April bis November jede Woche eine große Kiste mit Gemüse abholen. Darin ist dann alles, was in der Saison gerade wächst. Vom Salat im Frühjahr bis zu Kohl, Rote Bete, Zwiebeln oder Lauch im Herbst und Winter. Den Überschuss aus den Beeten verkauft Max an einem Straßenstand direkt am Acker.
„Die Konsumenten finanzieren direkt ihren Gärtner“, erläutert Max das Prinzip. Der 33-Jährige ist dadurch auch abgesichert, falls ein Unwetter seine Ernte vernichtet. „Dann wäre auch erstmal nix in der Kiste“, sagt er. „Der Gemüseacker Lindenallee ist ökologisch, biodynamisch, regional, saisonal und solidarisch.“ Damit werde er nicht reich, räumt Max ein. „Aber ich kann davon leben und mein Feld beackern.“ Zudem bietet er Nachwuchskräften Praktika an und lädt auch Schulklassen und Kita-Gruppen ein.

Sind Solawi-Acker die Zukunft?
Die Solawi habe sich in den letzten zehn Jahren zu einer großen Bewegung entwickelt, berichtet Andrea Klermann vom Netzwerk solidarische Landwirtschaft. Nach der Gründung der Dachorganisation mit 20 Solawis im Jahr 2011 sei das Netzwerk auf mehr als 400 Betriebe und Initiativen angewachsen. In Potsdam listet das Netzwerk 3 Solawis auf und in Brandenburg 32. In der Solawi bildeten Kunden und Arbeitskräfte eine Produktionsgemeinschaft, erläutert Klermann. „Wir sprechen neudeutsch vom „Prosumenten“, also vom Konsumenten, der Verantwortung für die Produktion übernimmt.“
So habe sich ihre Solawi in Hamburg-Volksdorf, an der 150 Familien beteiligt seien, bewusst gegen die Beschäftigung von Wanderarbeitern aus Osteuropa entschieden, berichtet Klermann. „Wir beschäftigen stattdessen für die Bewirtschaftung der 1,5 Hektar vier Fachkräfte auf jeweils halben Stellen.“ Viele Solawis entschieden sich gegen Tierhaltung und den Einsatz von Düngemitteln – dabei müssten die Mitglieder auch immer das wirtschaftliche Risiko mittragen.
„Aber angesichts der gestiegenen Kosten für Lebensmittel und der Diskussion um Einfuhr von Lebensmitteln aus dem Ausland mit entsprechenden Klimafolgen sind wir mit unserer regionalen Produktion jetzt sehr im Trend“, sagt Klermann. Und sie verweist auch auf die Folgen der Produktion von Lebensmitteln im Ausland für die dortige Bevölkerung: „Wenn in Afrika Böden zur Produktion von Bio-Kartoffeln für Europa genutzt werden, dann hungern dort die Menschen.“

Nach Solawi kommen Parzellen
Das sieht auch Max Ueberschär so und will im kommenden Jahr für bewusste Konsumenten ein neues Angebot zum Mitmachen schaffen. Im Stadtteil Grube hat er einen weiteren Acker gepachtet. Dort will er kleine Parzellen vorbereiten und an Interessenten verpachten, die dort ihr eigenes Gemüse anbauen wollen. „Ich bereite die Parzellen vor und stehe den Pächtern dann mit Rat und Saatgut zur Seite“, verspricht der 33-Jährige.