Ernst Reuter bis Michael Müller
Heute wird Franziska Giffey die erste Regierende Bürgermeisterin Berlins: DAS sind ihre Vorgänger
Nach 14 Männern ist Franziska Giffey die erste Frau, die den Posten als Regierende Bürgermeisterin von Berlin ausführen wird.

Nach langen Sondierungsgesprächen und Koalitionsverhandlungen wird Franziska Giffey am Dienstag nun endlich von ihrer Partei der SPD, sowie den Koalitionären von den Grünen und den Linken zur ersten Regierenden Bürgermeisterin Berlin gewählt. Ihre 14 Vorgänge waren allesamt Männer - und viele davon haben sich während (oder auch nach) ihrer Amtszeit einen ziemlichen Namen gemacht. Ein Überblick.
Ernst Reuter, 1950 - 1953 Regierender Bürgermeister von Berlin
Er war der erste: SPD-Mann Ernst Reuter wurde bereits im Jahr 1948 zum Bürgermeister von Ostberlin gewählt. Den Namen Regierender Bürgermeister bekam das Amt erst im Jahr 1950. Bekannt ist er unter anderem für den Satz „Ihr Völker der Welt, schaut auf diese Stadt“, den er vor 300.000 Berlinern in einer Rede während der Blockade Berlins sagte.
Reuter verstarb im Amt. Am 29. September 1953 erlag er einem Herzinfarkt.

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Walther Schreiber, 1953 - 1955 Regierender Bürgermeister von Berlin
Nach dem Tod von Ernst Reuter bricht die Allparteienkoalition mit CDU und FDP auseinander. CDU-Mann Walther Schreiber bildet einen Senat zusammen mit der FDP. Doch bald schon ist seine Amtszeit vorbei. Die SPD holt sich 1955 die Absolute Mehrheit im Abgeordnetenhaus.
Otto Suhr, 1955 bis 1957 Regierender Bürgermeister von Berlin
Obwohl die SPD auch alleine hätte regieren können, bildet Otto Suhr einen Senat mit der SPD. Er ist durch sein Berliner Aufbauprogramm bekannt.
Wie auch Ernst Reuter verstarb Otto Suhr im Amt. Er erlag am 30. August 1957 im Alter von 63 Jahren der Leukämie.

Willy Brandt, 1957 bis 1966 Regierender Bürgermeister von Berlin
Nachdem CDU-Mann Franz Amrehn Suhrs Amt als Regierender Bürgermeister für einen Monat kommissarisch ausgefüllt hatte, begann in West-Berlin die Ära Willy Brandts. Der SPD-Politiker hatte die NS-Zeit im Exil in Norwegen verbracht und kehrte 1946 nach Berlin zurück. 1955 zog er ins Abgeordnetenhaus ein, sechs Jahre später wurde er nach Wahl in dem Parlament mit nur 43 Jahren Regierender Bürgermeister.
In seine Amtszeit fällt der Mauerbau und die berühmte Kennedy-Rede „Ich bin ein Berliner“. Brandt war westorientiert, suchte aber auch immer die Bindung an den Osten. Das zeigte sich auch später als Brandt in die Bundespolitik wechselte - erst als Außenminister und später sogar als Bundeskanzler.

Heinrich Albertz, 1966 bis 1967 Regierender Bürgermeister von Berlin
Als Brandt 1966 nach Bonn in die Bundespolitik wechselt, wird dessen SPD-Genosse Heinrich Albertz zu dessen Nachfolger gewählt - mit den Stimmen der FDP. Doch seine Amtszeit dauert nicht lange. Nach dem gewalttätigen Polizeieinsatz beim Besuch des Schahs, bei dem der Student Benno Ohnesorg erschossen und viele weitere verletzt werden, tritt Innensenator Wolfgang Büsch zurück. Im Streit um die Neubesetzung geht auch Albertz.
Klaus Schütz, 1967 bis 1977 Regierender Bürgermeister von Berlin
Klaus Schütz folgte seinem Parteifreund Willy Brandt eigentlich 1966 nach Bonn. Doch nach dem Rücktritt von Albertz kehrte er nach West-Berlin zurück. In seiner Amtszeit einigen sich BRD und DDR über den Transitverkehr und schließen den Grundlagenvertrag.
Schütz regiert zunächst trotz absoluter Mehrheit mit der FDP. Die Koalition kündigt er 1971 aber auf. Nachdem 1975 die CDU stärkste Kraft wird, muss er sich den liberalen wieder annähern, um noch weiter regieren zu können.
Die folgenden Jahre sind von Finanzaffären belastet, die letztendlich auch ihn das Amt kosten. Am 2. Mai 1977 tritt er zurück.

Dietrich Stobbe, 1977 bis 1981 Regierender Bürgermeister von Berlin
Der SPD-Politiker war unter Schütz Senator für Bundesangelegenheiten und trat dann mit nur 39 Jahren in die allererste Reihe. Unter ihm werden viele Bau- und Verkehrsprojekte in West-Berlin umgesetzt. So wird das ICC eröffnet.
Lange dauert aber auch seine Amtszeit nicht - und das liegt an der Garski-Affäre. Der Berliner Bauunternehmer hatte sich über den Senat Bürgschaften in Höhe von 112 Millionen Mark gesichert. Garski ging 1980 pleite, der Senat musste einspringen, Stobbe zurücktreten.
Hans-Jochen Vogel, 1981 Regierender Bürgermeister von Berlin
Nach Schütz und Stobbe kommt mit Hans-Jochen Vogel ein Unbelasteter nach Berlin. Mehr als zehn Jahre lang war er Oberbürgermeister von München, in Berlin findet er sein Glück nicht. Seine sechsmonatige Amtszeit ist geprägt von Wohnungsnot. Letztendlich verliert er die vorgezogene Abgeordnetenhauswahl 1981 - und auch später die Bundestagswahl, bei der er als Kanzlerkandidat gegen Helmut Kohl antritt.
Richard von Weizsäcker, 1981 bis 1984 Regierender Bürgermeister von Berlin
Richard von Weizsäcker ist der erste gewählte CDU-Bürgermeister von Berlin. 1981 verpasste er die absolute Mehrheit nur knapp und bildete einen von der FDP tolerierten Minderheitssenat. Er wurde unter anderem für seine harte Hand gegenüber der Hausbesetzer-Szene bekannt. Er machte mit Heinrich Lummer einen echten Haudrauf zum Innensenator. 1984 entschied sich von Weizsäcker, sich zur Wahl des Bundespräsidenten bereitzustellen. Das Amt übte er zehn Jahre lang aus.

Eberhard Diepgen, 1984 bis 1989 Regierender Bürgermeister von Berlin
Als von Weizsäcker Bundespräsident wurde, wurde der bisherige CDU-Franktionsvorsitzende Eberhard Diepgen zum neuen Regierenden Bürgermeister gewählt. 1985 gewann er auch gleich die nächste Wahl zum Abgeordnetenhaus. Doch kurz danach kommt die „Antes-Affäre“ ans Licht. Sie bringt die Berliner CDU mit fadenscheinigen Figuren aus Rotlichtmilieu und Baubranche in Verbindung. Diepgen selbst ist involviert, soll Geld bekommen haben. Bei der Wahl 1989 verlieren CDU und FDP ihre Mehrheit.
Walter Momper, 1989 bis 1991 Regierender Bürgermeister von Berlin
Zusammen mit der Alternativen Liste (heute Grüne) formt SPD-Mann Walter Momper einen Senat gegen die CDU. Die FDP ist an der 5-Prozent-Hürde gescheitert. Er führt die erste deutsche Landesregierung in der mehr Frauen (acht) als Männer (mit Momper sechs) sitzen.
Seine Amtszeit, in die Mauerfall und Wiedervereinigung fielen, endet in der Folge einer Straßenschlacht in Friedrichshain. Mompers Innensenator Erich Pätzold ließ die Polizei mit großer Härte 13 besetze Häuser in der Mainzer Straße räumen. Die Polizei kam mit Räumfahrzeugen, schoss mit Wasserwerfern Fensterscheiben kaputt. Die Grünen lassen die Koalition daraufhin platzen. Es kommt noch Ende 1990 zu Neuwahlen.

Eberhard Diepgen, 1991 bis 2001 Regierender Bürgermeister von Berlin
Und mit den Neuwahlen haben die Grünen die CDU wieder an die Hebel der Macht gebracht. Die Wähler haben Eberhard Diepgen seine Filz-Aktivitäten offenbar verziehen und bescheren seiner Partei mit 40,4 Prozent.
Diepgen wird der erste Regierende Bürgermeister Berlins sein, der seine Geschäfte vom Roten Rathaus aus führt. Zählt man seine beiden Amtszeiten zusammen, war er 15 Jahre und fünf Monate im Amt. So lange wie niemand vor und nach ihm.

Klaus Wowereit, 2001 bis 2014 Regierender Bürgermeister von Berlin
Nachdem die SPD Diepgen das Vertrauen entzog, bildet Klaus Wowereit einen Minderheiten-Senat mit den Grünen, der von der PDS toleriert wird. Zuvor hatte er sich sicherheitshalber mit den berühmten Worten „Ich bin schwul - und das ist auch gut so“ in aller Öffentlichkeit geoutet. Auch um reißerischer Berichterstattung konservativer Medien zuvorzukommen. Mit seinem Outing machte Wowereit anderen Menschen mut.

Ein anderer Satz von Wowereit, der in Erinnerung blieb, lautet: „Berlin ist arm, aber sexy“. Der Satz wurde zum inoffiziellen Werbeslogan, der immer weiter wachsenden Stadt. Nicht so sexy hingegen war die immer wieder verschobene Eröffnung des Flughafens BER. Auch damit wird Wowereit auf ewig verbunden werden. 2014 legte er sein Amt nieder.
Michael Müller, 2014 bis 2021 Regierender Bürgermeister von Berlin
Wowereits Parteifreund Michael Müller – bis dahin Stadtentwicklungssenator – übernahm den Posten als Regierender Bürgermeister und führte die SPD-CDU-Koalition seriös zuende. Nach der Wahl zum Abgeordnetenhaus 2016 bildete er einen Rot-Rot-Grünen Senat. 2021 trat Müller nicht wieder an.

In seine Amtszeit fielen der Terroranschlag vom Breitscheidplatz, die Corona-Pandemie und die Eröffnung des BER. Er führte das Amt kommissarisch weiter, sitzt aber auch längst im Bundestag.