+++ UPDATE +++ Heute ging es für den Galeria-Konzern ums nackte Überleben. Und SO geht es jetzt weiter
Stimmen die Gläubiger zu? Das war die große Frage. Dann nämlich geht es in abgespeckter Form weiter mit dem Galeria-Konzern.

Am Montag trafen sich die Gläubiger von Deutschlands letztem großen Kaufhaus-Konzern „Galeria Karstadt Kaufhof“ im Saal Europa des Congress Center der Messe Essen, um über die Zukunft des Unternehmens zu beraten. Sollten sie dem vorgelegten Insolvenzplan zustimmen, wird der zur Signa-Gruppe des österreichischen Milliardärs René Benko gehörende Kaufhaus-Konzern in reduzierter Form fortbestehen. Falls sie jedoch ablehnen, wäre dies das endgültige Aus. Das Ergebnis überraschte.
Laut Berliner Zeitung ist der Saal Europa ein fensterloser Raum mit einer großen Bühne samt Leinwand, modernster Audio- und Videotechnik und Platz für knapp 1000 Stühle. Bei der letzten Beratung vor zweieinhalb Jahren wurde sieben Stunden diskutiert, bis die Gläubiger auf zwei Milliarden Euro verzichteten und die Schließung von 46 Filialen sowie 4000 Kündigungen zustimmten.
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Seitdem hat das Unternehmen erneut ein Schutzschirmverfahren beantragt und wird weitere Filialen schließen. Der Karstadt-Konzern hat viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich um ihre Zukunft sorgen. Einige haben bereits mehrere Schließungswellen miterlebt und sind von der Unsicherheit erschüttert.
In Berlin seien die Karstadt-Häuser an der Müllerstraße in Wedding sowie in der Wilmersdorfer Straße in Charlottenburg betroffen, so die Berliner Zeitung. Dort sollen Ende Januar kommenden Jahres die Kassen für immer ausgeschaltet werden. In Brandenburg wird die Galeria-Kaufhof-Filiale in Cottbus schließen. Am 30. Juni ist dort Schluss.
Der Karstadt-Kaufhof-Konzern hat viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich um ihre Zukunft sorgen
Allerdings habe die Modekette Aachener nach eigenen Angaben bereits einen Mietvertrag für 9000 der 20.000 Quadratmeter Verkaufsfläche abgeschlossen. Den 80 Galeria-Beschäftigten werde ein Übernahmeangebot unterbreitet.
Eine davon ist Andrea Lund. Sie kennt viele ihrer Stammkundinnen und deren Vorlieben. Einige kommen schon seit Jahrzehnten hierher. Doch in letzter Zeit ist die Kundschaft spürbar geschrumpft. Viele haben den Weg zu Online-Shops gefunden oder kaufen bei Discountern. „Die Zeiten haben sich geändert“, sagt Andrea Lund resigniert zur Berliner Zeitung. „Es ist nicht mehr wie früher, als man hier alles bekommen konnte und die Leute Schlange standen vor den Kassen.“
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Trotzdem habe sie sich immer bemüht, ihre Arbeit gut zu machen und die Kunden zufriedenzustellen. „Ich habe mich mit dem Karstadt-Kaufhaus identifiziert“, sagt sie. „Es war mehr als nur ein Job für mich.“ Doch nun steht sie vor einer ungewissen Zukunft. Wie viele ihrer Kollegen wird sie wohl ihren Arbeitsplatz verlieren. „Ich habe Angst vor der Zukunft“, sagt sie. „Aber ich versuche positiv zu bleiben und hoffe, dass ich bald eine neue Stelle finde.“
Am Montag-Nachmittag dann das überraschende Ergebnis: Die Gläubigerversammlung des insolventen Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof hat dem vorgeschlagenen Insolvenzplan zugestimmt, hieß es. „Damit ist für Galeria der Weg frei, das Warenhausgeschäft in Deutschland im Rahmen des neuen Konzepts fortzuführen“, teilte das Unternehmen mit. Der Plan des Generalbevollmächtigten Arndt Geiwitz und des Sachwalters Frank Kebekus sieht unter anderem die Schließung von 47 der derzeit noch 129 Galeria-Standorte vor.
„Jedem Beteiligten ist bewusst, dass die Zustimmung für die Gläubiger kein einfacher Schritt war“, erklärte Kebekus. „Deswegen bedanke ich mich ausdrücklich für das klare Votum.“ Es zeige „das Vertrauen in das neue Warenhauskonzept“, fügte Geiwitz hinzu. Nun habe Galeria Karstadt Kaufhof „beste Chancen für eine Rückkehr in die Erfolgsspur“.