Eine Berliner Rentnerin dankt diesem Heizölfahrer: „Ohne ihn würde ich nicht mehr leben!“
Als Monika Gruber einen Herzstillstand erlitt, bekam sie unerwartete Hilfe. Im KURIER will sie sich nun öffentlich bei ihrem Helden bedanken.

Ihr Schutzengel kam als Heizöllieferant: Ende Januar brach Monika Gruber bewusstlos in ihrem Hausflur zusammen. Ein Herzstillstand, ausgelöst durch eine Lungenembolie, war Schuld daran. Die 84-jährige aus Dahlem hatte in ihrem Mehrfamilienhaus auf eine Heizöllieferung gewartet, als das Unglück geschah. Der Fahrer, Knut Schmidt, fand die ältere Dame komatös auf dem Boden und rettete ihr kurzerhand das Leben. Mit ihrer sehr persönlichen Geschichte im KURIER möchte sich die Berlinerin bei ihrem Lebensretter bedanken.
„Ich habe einfach ganz großes Glück gehabt, dass Herr Schmidt zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Ohne seine Hilfe wäre ich nicht mehr hier“, sagt Monika Gruber. Für ihre Hausverwaltung übernimmt sie als Rentnerin häufig kleinere Dienste. An jenem Wintertag die Annahme der Öllieferung. Sie erinnert sich noch genau an das, was sie kurz vor ihrer Ohnmacht tat. „Ich habe den Heizölwagen gesehen und bin schnell zum Gartentor gelaufen, um den Fahrer aufs Grundstück zu lassen. Anschließend wollte ich ihn in den Keller begleiten“, sagt sie. An den Rest kann sich Monika Gruber nicht mehr erinnern.
Heizölfahrer versucht Herzdruckmassage
Knut Schmidt, Mitarbeiter der Team Energie GmbH & Co. KG aus Süderbrarup (Schleswig Holstein) kann den tragischen Moment noch genau beschreiben: „Als ich den Schlauch ausrollte, sah ich Frau Gruber auf dem Boden neben der Treppe liegen.“ Der 51-jährige reagierte blitzschnell: Während er zwei Anwohner bat, den Notarzt zu rufen, sprach er die Rentnerin an und brachte sie in die stabile Seitenlage.
„Das war ein Reflex, da habe ich gar nicht viel drüber nachgedacht.“ Die Rentnerin schaffte es noch, ihm mitzuteilen, dass sie einen Druck in der Herzgegend verspürte. „Zunächst war sie noch ansprechbar ist, danach verlor sie sie das Bewusstsein“. Zum Glück erinnert sich Knut Schmidt in diesem Augenblick an seinen Erste Hilfe-Kurs, der allerdings schon länger zurück liegt. Er versucht eine Herzdruckmassage durchzuführen. Mit Erfolg. „Man muss ja was tun in so einer Situation“, sagt er. Schon nach wenigen Minuten treffen Rettungswagen und Notarzt ein.
Was tun bei Herzstillstand?
„Bei einem Herzstillstand zählt jede Minute. Es gilt: Keine Zeit verlieren, sondern sofort die Notrufnummer 112 wählen. Auch lebensrettende Wiederbelebungsmaßnahmen müssen sofort gesetzt werden", erklärt Professor Dr. Henning Baberg, Chefarzt der Kardiologie des Helios Klinikums Berlin-Buch. Angst sei in diesem Fall fehl am Platz, denn jede Hilfe sei wertvoll. Man könne nichts falsch machen, sondern nur den Zustand verbessern. Sein Rat: Sprechen Sie die Person an, schütteln Sie an den Schultern, achten Sie auf die Atmung. Rufen Sie den Notruf 112. Drücken Sie kräftig und schnell in die Mitte des Brustkorbs: mindestens 100 Mal pro Minute. Die Überlebenschancen des Patienten steigen enorm, wenn schnell begonnen wird. Hören Sie nicht auf, bis der Rettungsdienst eintrifft.

Die zweifache Großmutter kam erst in der Charité wieder zu sich. Sie hatte einen Herzstillstand erlitten. „Ein Arzt erzählte mir, dass ich vier Minuten lang klinisch tot war“, so die pensionierte Studienrätin. Der Mediziner diagnostiziert eine schwere Lungenembolie, die durch eine nicht erkannte Thrombose ausgelöst wurde. Noch am Krankenbett feierte Monika Gruber ihren 84. Geburtstag. „Eigentlich habe ich in der Klinik gleich zweimal Geburtstag gehabt. Ich habe einfach ganz großes Glück gehabt, dass Herr Schmidt zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Ohne seine Hilfe wäre ich nicht mehr hier“
Vor der Krankheit sehr aktiv
Bis vor dem Unglück war Monika Gruber sehr aktiv und hatte keine Beschwerden gespürt. „Ich war zum Kameltrekking in Afrika und bin sechs Mal die Sahara durchwandert. Zudem hatte sie schon einmal einen Schutzengel an ihrer Seite und einen schlimmen Unfall nur knapp überlebt, wie sie sagt. Kurz nach dem Krieg sei sie versehentlich von russischen Soldaten am Motzener See angeschossen worden.
„Sie hatten mit einer Kalaschnikow auf Enten geschossen und mich im hohen Schilf übersehen. Die Kugel traf mich und steckte zwischen Halsschlagader und Kehlkopf fest“, sagt sie. Zum Glück sei sie in der Klinik, in der ihr Onkel damals als Arzt arbeitete, gerettet worden. „Jetzt musste ich erneut darauf vertrauen, dass ich wieder alleine durch die Gegend gehen kann“, erzählt sie. Doch es gab noch einen Gedanken, der sie nicht los ließ: Sie wollte sich bei ihrem Lebensretter bedanken. Bloß wie?
Sie versuchte über die Berliner Vertriebsbüro seine Adresse ausfindig zu machen und schrieb ihm einen Brief. Der kam aber als unzustellbar zurück. Erneut rief sie im Büro an und erst dadurch wurde das heldenhafte Handeln des Heizölfahrers publik gemacht. Sein Chef war so stolz auf seinen Mitarbeiter, dass er ihm gleich eine Prämie von 500 Euro schenkte. „Es ist wirklich besonders, wie das Unternehmen reagiert hat und seinen Mitarbeiter gewürdigt hat“, sagt Monika Gruber und betont gleichzeitig: „Diese tiefe Dankbarkeit, die ich meinem Lebensretter gegenüber verspüre, kann ich mit keinem Geschenk wieder aufwiegen. Dieser Mensch hat mich vor dem Tod bewahrt.“