DDR-Museum zeigt sein Modell

Heinz Graffunder: Mit diesem spektakulären Plan wollte der Erbauer seinen Palast der Republik retten!

13 Jahre nach dem Abriss sind erstmals in einer Ausstellung die Modelle des DDR-Star-Architekten  zu sehen, die „Erichs Lampenladen“ mit dem Stadtschloss vereinen sollten. 

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Architekt Heinz Graffunder im Foyer des Palastes der Republik, der unter seiner Leitung von 1973 bis 1976 erbaut wurde. Er plante auch die Rettung des Gebäudes.
Architekt Heinz Graffunder im Foyer des Palastes der Republik, der unter seiner Leitung von 1973 bis 1976 erbaut wurde. Er plante auch die Rettung des Gebäudes.DDR-Museum

Der Palast der Republik – im Dezember vor 13 Jahren verschwand er für immer. Und damit auch das Lebenswerk von Heinz Graffunder (1926-1994), der den Bau von „Erichs Lampenladen“ plante, der zwischen 1973 und 1976 errichtet wurde. Was bis heute kaum jemand weiß: Graffunder versuchte, den mit Asbest verseuchten Bau vor dem Abriss zu retten. Sein spektakulärer Plan ist jetzt erstmals im DDR-Museum in Mitte zu sehen.

Stolz zeigt Ausstellungsleiter Sören Marotz (48) zwei Modelle. Sie sind die neuen, exklusiven Exponate der Sonderschau „Palast der Republik“, die im Museum bis zum 18. April 2022 zu sehen sein werden. Sie stammen aus dem Nachlass des DDR-Stararchitekten, der unter anderem auch das Alfred-Brehm-Haus im Tierpark errichtet hatte.

Ausstellungsleiter Sören Marotz (48) vor den Palast-Schloss-Modellen, die im DDR-Museum jetzt zu sehen sind.
Ausstellungsleiter Sören Marotz (48) vor den Palast-Schloss-Modellen, die im DDR-Museum jetzt zu sehen sind.Sabine Gudath

Die Modelle, die Graffunder-Tochter Karolin Huber als Leihgabe zur Verfügung stellte, zeigen den Palast zusammen mit dem Berliner Stadtschloss, das im Zweiten Weltkrieg beschädigt und 1950 auf Weisung der DDR-Regierung gesprengt wurde. „1992 kam Graffunder mit den Architekten Lothar Arzt und Lothar Gericke auf die Idee, beide Gebäude zu einem neuen zu vereinen“, sagt Marotz. „Es war sein Versuch, den Palast vor einem Abriss zu retten.“

Heinz Graffunder mit seinen Modellen, mit denen er den Palast retten und das Berliner Stadtschloss wieder aufbauen wollte.
Heinz Graffunder mit seinen Modellen, mit denen er den Palast retten und das Berliner Stadtschloss wieder aufbauen wollte.DDR-Museum/Sammlung Karolin Huber

Zu jener Zeit hatte Graffunder wohl geahnt, dass es eines Tages soweit kommen würde. Zwei Jahre zuvor ließ die DDR-Regierung als eine ihrer letzten Amtshandlungen den Palast der Republik auf Grund der belastenden Asbestfunde schließen. Darauf machten schnell Äußerungen von Experten die Runde, dass eine Sanierung recht kostspielig sei (sie sollte damals etwa 400 Millionen D-Mark kosten) und daher nur ein Abriss des Gebäudes infrage käme.

Auch die ersten Stimmen wurden laut, die forderten, das gesprengte Stadtschloss wieder zu errichten, das vor „Erichs Lampenladen“ auf dem heutigen Schloßplatz (damals Marx-Engels-Platz) bis zu seiner Sprengung stand.

Graffunders Skizze zum vereinten Palast-Schloss-Bau
Graffunders Skizze zum vereinten Palast-Schloss-BauSabine Gudath

Graffunders Plan: Er ahnte, dass seinem Lebenswerk der Abriss drohte

Die Diskussion nahm Fahrt auf, als man auch seitens der Politik überlegte, was nach der deutschen Wiedervereinigung mit dem leerstehendem DDR-Gebäude und der historischen Mitte Berlins geschehen solle. Ein Grund für Graffunder und seine beiden Mitstreiter, schnell zu handeln.

So entstand ihr Projekt „Berliner Forum“. „Ihr Plan war, den bestehenden Palast zu sanieren und zu erhalten und ihn um Teile eines wieder aufzubauenden Stadtschlosses zu erweitern“, sagt Marotz.

Eine Synthese aus Bestehendem und Vergangenem entstand. „Mit dem Palast-Plan wollte Graffunder zu einen sein Lebenswerk erhalten. Mit dem dazugehörigen Schloss-Aufbau wollte er offenbar die Sünde der DDR wieder gutmachen, die 1950 den Bau hatte sprengen lassen“, sagt Marotz.

Mit Glasdächern und Dachgarten: So sollte die Luxusvariante des kombinierten Palast-Schlosses im Berliner Stadtzentrum aussehen. 
Mit Glasdächern und Dachgarten: So sollte die Luxusvariante des kombinierten Palast-Schlosses im Berliner Stadtzentrum aussehen. DDR-Museum/Sammlung Arzt Graffunder Gericke

Der Ausstellungsleiter zeigt ein Blatt Papier, auf dem Graffunder die Idee grob skizzierte. „Danach entstanden die beiden Modelle“, sagt Marotz.

Das eine ist eine sehr luxuriöse Version des Palast-Schloss-Baues. Über beide Gebäudeteile ragt ein gewaltiger Dachgarten mit großen Glasdächern über den Schlossinnenhof und dem Palast. Die zweite Modell-Version ist etwas abgespeckter. Es fehlt der Dachgarten. Ein Glasdach ragt nur über dem Innenhof des Schlosses.

Der Palast der Republik mit Teilen des Stadtschlosses: Das ist die zweite, abgespeckte Variante.  
Der Palast der Republik mit Teilen des Stadtschlosses: Das ist die zweite, abgespeckte Variante. Sabine Gudath

Das eine ist eine sehr luxuriöse Version des Palast-Schloss-Baues. Über beide Gebäudeteile ragt ein gewaltiger Dachgarten mit großen Glasdächern über den Schlossinnenhof und dem Palast. Die zweite Modell-Version ist etwas abgespeckter. Es fehlt der Dachgarten. Ein Glasdach ragt nur über dem Innenhof des Schlosses.

Der Palast der Republik, so wie ihn jeder kannte. Nach Graffunders Plan sollten auf dem Parkplatz Teile des Stadtschlosses wiederaufgebaut werden. 
Der Palast der Republik, so wie ihn jeder kannte. Nach Graffunders Plan sollten auf dem Parkplatz Teile des Stadtschlosses wiederaufgebaut werden. Imago

Architekt Graffunder: Er erlebte den Palast-Abriss nicht mehr

Doch das nützte nichts. Die Geschichte verlief anders. Von 1998 bis 2003 wurde aus dem Palast der Asbest entfernt, das Gebäude bis auf den Kern zurückgebaut. 35 Millionen Euro kostete dies. Der Palast stand im Rohzustand da, eine Sanierung wäre möglich gewesen. Das Gebäude wurde jahrelang für Kulturprojekte zwischengenutzt.

Am 2. Dezember 2008 wurden die letzten Teile des Palastes abgerissen.
Am 2. Dezember 2008 wurden die letzten Teile des Palastes abgerissen.Imago

Doch 2006 entschied der Bundestag letztendlich, den Palast der Republik abzureißen. Am 2. Dezember 2008 fiel das letzte Gebäudeteil, ein Treppenhaus.

Graffunder erlebte das alles nicht mehr. Er starb am 9. Dezember 1994. Geblieben ist nur sein Rettungsplan.

Das DDR-Museum im Dom Aquarée in Mitte (Karl-Liebknecht-Straße 1) ist täglich von 9-21 Uhr geöffnet. Das Ticket kostet 9,80 Euro/erm. 6 Euro, Kinder unter 6 Jahren haben freien Eintritt. Es gilt 2G (genesen, geimpft) plus Maskenpflicht.