Prozessbeginn in Berlin

Friedrichsfelde: Hat Afrim B. auf den Neuen seiner Ex geschossen?

Dem 46-jährigen Kosovaren wird seit Mittwoch der Prozess gemacht. Nicht das erste Mal, seitdem er in Deutschland ist.

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Der Angeklagte Afrim B. (46) mit seinem Verteidiger im Gericht.
Der Angeklagte Afrim B. (46) mit seinem Verteidiger im Gericht.Pressefoto Wagner

Sechs Schüsse auf ein fahrendes Auto – mitten am Tag. Der Fahrer von zwei Kugeln getroffen. War der Schütze ein entflohener Knacki, der seinen Rivalen töten wollte? Nach den Schüssen in Friedrichsfelde steht Afrim B. (46) vor Gericht.

Der Vorwurf: versuchter Mord. Das Opfer: Naim S. (56), der neue Freund der Ex-Lebensgefährtin des Angeklagten. B. habe die Trennung von Teuta G. (36) im Sommer 2022 nicht akzeptieren wollen, habe ihre neue Beziehung „nicht gebilligt“.

Vom Gehweg aus fielen Schüsse – „gezielt auf die Fahrerseite und das Heck des Pkw“

Der 16. November gegen 13.30 Uhr. Naim S. ist unterwegs in einem schwarzen Audi A5 Cabrio. In der Dolgenseestraße plötzlich ein Pistolen-Mann. Vom Gehweg aus fielen Schüsse – „gezielt auf die Fahrerseite und das Heck des Pkw“, so die Anklage.

Der Bauunternehmer am Steuer konnte nicht ausweichen. Er erlitt einen Steckschuss im oberen Brustbereich und einen Durchschuss unterhalb des Schlüsselbeins. Der Staatsanwalt: „Weiteren Treffern konnte er nur entgehen, indem er unter voller Beschleunigung seines Fahrzeugs den Tatort verließ.“

Der Audi unter Beschuss, getroffen von vier Projektilen. Die Scheibe der Fahrertür ging zu Bruch, die Heckscheibe und das Verdeck durchschossen, ein Reifen zerstört. S. soll erklärt haben, dass er den Schützen kurz gesehen und erkannt habe.

Die Fahndung nach Afrim B. lief an. Allerdings wurde nach dem Mann aus dem Kosovo aus einem anderen Grund schon länger gesucht: Er war sechs Wochen zuvor aus dem offenen Vollzug geflohen.

Der Angeklagte Afrim B. floh aus dem offenen Vollzug

Ein Mann, der seit Jahren immer wieder ein Fall für die Justiz wurde. 1988 kam er nach Deutschland, geriet als Jugendlicher auf die schiefe Bahn, wurde 2001 nach Verurteilungen abgeschoben. 2014 kam er mit Teuta G. und zwei gemeinsamen Kindern nach Berlin.

Doch der Kfz-Mechaniker und Maler fiel wieder kriminell auf – zuletzt soll er wegen Betrugstaten eine Strafe erhalten haben. Seit Juni 2020 saß er in Haft, kam dann im Juli 2022 in den offenen Vollzug – Gefangene können sich innerhalb des Gefängnisses frei bewegen und tagsüber außerhalb einer Arbeit nachgehen. Am 4. Oktober floh er.

Ein Spezialeinsatzkommando (SEK) nahm B. elf Tage nach den Schüssen in einer Wohnung in Neukölln fest. Zu den Vorwürfen schwieg er zu Prozessbeginn.