Mit Feuerlöscher und Benzinkanister

Hass-Attacke auf eine Tote: Grab der Frau geschändet, die sich am Alex selbst verbrannt hatte

Polizeilicher Staatsschutz ermittelt wegen Störung der Totenruhe und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener aus transfeindlichen Motiven.

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Nach dem Tod von Ella wurden Blumen auf dem Alexanderplatz abgelegt und Kerzen  aufgestellt.
Nach dem Tod von Ella wurden Blumen auf dem Alexanderplatz abgelegt und Kerzen aufgestellt.privat

Das Grab der Frau, die sich am 14. September im Alter  von 40 Jahren auf dem Alexanderplatz selbst verbrannt hatte, ist geschändet worden. Unbekannte Täter legten einen Benzinkanister und einen Feuerlöscher auf die Grabstelle auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde. Der Polizeiliche Staatsschutz ermittelt wegen des  Verdachts einer transfeindlichen Motivation für die Straftat, Störung der Totenruhe und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener. 

Entdeckt worden war die Grabschändung von einem Vorstandsmitglied des Lesben- und Schwulenverbands (LSVD), der auch Anzeige erstattete: „Wir sind erschrocken und zornig, dass die transfeindliche Gewalt gegen Ella selbst nach ihrem Tod weitergeht. Der Anblick ihres geschändeten Grabes ist unerträglich.“

Offenbar war das Grab zwei Mal heimgesucht worden. Der Mann, der die Schändung entdeckte, hatte am 1. Januar den Feuerlöscher gefunden, auf dem der Vorname des Opfers zu lesen war.  Er sagte dem KURIER: „Ich wusste nicht, ob das eine missglückte  Anteilnahme oder eine Beleidigung sein sollte, nahm den Feuerlöscher vom Grab.“

Kerzen und Blumen auf dem Grab zertreten und weggekickt

In einer Chatgruppe, in der das Vorstandsmitglied über den Fund berichtete, neigten die meisten Teilnehmer der zweiten Erklärung  zu, und bei einem weiteren Besuch des Grabs wurde klar: Das war ein Angriff auf das Andenken der Toten. Denn jetzt waren die Kerzen zertreten und der Blumenschmuck weggekickt, und es fand sich ein kleiner Kanister mit der Aufschrift „on fire“. 

„Ella Nik Bayan war eine trans Frau aus dem Iran. Sie floh vor Verfolgung und Gewalt nach Deutschland“, schrieb der LSVD. „Nach ihrer Flucht lebte sie zuerst in Magdeburg und war im Regenbogen-Café des LSVD Sachsen-Anhalt aktiv. Später zog sie nach Berlin.“ 

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Sie war mit schwersten Brandverletzungen noch ins Unfallkrankenhaus Berlin gebracht worden, dort aber verstorben. Auf rechten Kanälen von sozialen Medien hatte es daraufhin Verhöhnungen der Toten gegeben. 

Der LSVB bittet jetzt, dass sich Zeugen der Grabschändung bei der Polizei melden: „Diese gezielt inszenierte Botschaft des Hasses ist eine transfeindliche Straftat. Bei der Schändung handelt es sich um ein Hassverbrechen, das auch als solches geahndet werden muss.“