Nach Randale im Sommerbad Neukölln
Harte Hand am Beckenrand
So will Berlin die eskalierende Gewalt in den Freibädern unter Kontrolle bekommen.

Es ist das Thema in diesem Berliner Sommer. Randalierende Jugendliche, die in Freibädern keine Regeln kennen und Grenzen akzeptieren. Seit Anfang der Woche ist das Neuköllner Sommerbad deswegen geschlossen, die Mitarbeiter dort können nicht mehr, viele haben sich krank gemeldet. Vor anderen Bädern sind mobile Wachen der Polizei aufgestellt, doch die abschließende Antwort, die Strategie, auf die pöbelnden Wenigen, die der friedlichen Mehrheit den Sommer versaut, ist noch nicht gefunden.
Mobile Wachen vor Problembädern
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner forderte eine Reihe von Maßnahmen. „Ich möchte eine mobile Wache von der Polizei an den Brennpunktbädern, wo es immer wieder zu Ausschreitungen kommt“, sagte Wegner am Donnerstag im ZDF-„Morgenmagazin“. In Neukölln, Kreuzberg und Pankow war es zuletzt immer wieder zu Schließungen wegen Auseinandersetzungen gekommen.
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Außerdem sollten die Sicherheitsdienste in den Bädern gestärkt und das Einlasssystem verbessert werden. So müsse verhindert werden, dass etwa Straftäter und bereits mit einem Hausverbot belegte Besucher in das Schwimmbad kommen. Wer neu durch Randale auffalle, solle erfasst, mit einem Hausverbot belegt und dann zukünftig vom Badbesuch abgehalten werden. „Wir müssen im Kassensystem, im Eingangsbereich darauf achten, dass Straftäter, die ja in der Regel Wiederholungstäter sind, gar nicht mehr in die Bäder kommen“, sagte Wegner.
Das könne beispielsweise durch Online-Ticketbuchungen unterstützt werden, wo Namen hinterlegt und im Ernstfall überprüft werden könnten. „Ich muss erst mal die raushalten, die immer wieder auffällig sind“, sagte Wegner.

Einen grundsätzlichen Einsatz der Polizei in den Bädern lehnte Wegner ab – Polizistinnen und Polizisten seien keine Ersatzbademeister. Damit ist er auf einer Wellenlänge mit der Gewerkschaft der Polizei.
Keine Polizei-Hundertschaften in den Bädern
„Wir können definitiv nicht noch Hundertschaften in Freibäder stellen“, sagte Berlins GdP-Sprecher Benjamin Jendro im RBB-Inforadio. Zum einen sei das eine Frage des Personals, denn die Polizei habe zahlreiche andere Aufgaben. „Wir kriegen das personell nicht gestemmt“, so Jendro. Hinzu komme: „Polizisten sind auch keine Bademeister.“
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Bundespolitiker wie CDU-Chef Friedrich Merz oder Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatten zuletzt mehr Polizeipräsenz in Bädern gefordert. Diese Forderung werde jedes Jahr vorgetragen, so Jendro dazu. Manchen Politikern fehle hier „wohl die Expertise“. Natürlich könne die Polizei mal eine mobile Wache vor ein Freibad stellen. „Aber Polizei wird nicht dauerhaft Freibäder bestreifen können.“

Jendro schlug vor, professionelle Sicherheitsdienste einzusetzen, Taschenkontrollen vorzunehmen und die Besucherzahl zu begrenzen, etwa durch Onlinebuchung von Zeitfenstern.
Junge, testosterongeladene Männer mit Migrationshintergrund
Ein Ziel müsse sein, dass nicht so viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen. „Weil: Dann kommt es eben zu Auseinandersetzungen, und dann braucht es auch nicht viel“, so der GdP-Sprecher. „Und wenn wir natürlich noch junge, testosterongeladene Männer da haben, bei denen die Zündschnur ohnehin ein bisschen kürzer ist, die vielleicht auch einen kulturellen Hintergrund mitbringen, sprich einen Migrationshintergrund, wo das Machogehabe ohnehin sehr ausgeprägt ist, dann braucht es wirklich nicht viel, dass es dann zur Eskalation kommt.“
In den Berliner Bäder-Betrieben stellt man derzeit und in den kommenden Wochen alle Maßnahmen zum sicheren Badebetrieb komplett auf den Prüfstand. „Wir stehen dabei in enger Abstimmung mit dem Land Berlin und der Polizei Berlin“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Berliner Bäder-Betriebe, Dr. Johannes Kleinsorg. Ziel solle sein, den Gästen einerseits einen schönen und sicheren Aufenthalt in den Bädern zu ermöglichen und andererseits Regelverstöße besser zu ahnden. Wichtig sei daher eine gute Zusammenarbeit mit Akteuren vor Ort.
Ursache für Jugendgewalt: Perspektivlosigkeit und Langeweile
Denkbar seien veränderte Obergrenzen für Besucherinnen und Besucher, eine stärkere Sanktionierung von Zuwiderhandlungen gegen die Haus- und Badeordnung und veränderte Betriebsabläufe, so eine Mitteilung der BBB. Alles werde diskutiert, dabei sei die Rückendeckung durch die Berliner Politik unerlässlich. „Einiges werden wir schnell umsetzen, anderes wird Zeit brauchen“, kündigte Dr. Kleinsorg an.
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Gleichzeitig warnte Kai Wegner vor pauschalen Anschuldigungen gegen Migranten. In den drei Bädern sei der Anteil der Besucher mit Migrationshintergrund hoch, „die allerallermeisten“ würden sich aber richtig verhalten. Eine „kleine Minderheit“, die männlich sei, sorge für die Randale. Häufig seien die Ursache Langeweile und Perspektivlosigkeit – diesen jungen Menschen müssten Perspektiven gegeben werden, dort müsse bei der Bildung angesetzt werden.