Eine Initiative will Gendersprache in Hamburg verbieten lassen. In Berlin klagt ein Vater gegen Gendersprache in der Schule. 
Eine Initiative will Gendersprache in Hamburg verbieten lassen. In Berlin klagt ein Vater gegen Gendersprache in der Schule.  dpa/Marijan Murat

Ein Vater aus Berlin hat beim Verwaltungsgericht Klage gegen das Land Berlin eingereicht. Er wehrt sich damit gegen das Gendern an den Berliner Schulen. Gendersternchen, Binnen-I  und Sprechpause entzweien die Gemüter, nicht nur in Berlin. Die einen finden sie wichtig und richtig, vielen geht der Gender-Aktivismus in Behörden und Alltag zu weit. Anlass für die Klage eines Berliner Vaters, der nicht namentlich genannt werden will, sind Vorfälle in der Schule eines seiner Kinder.

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Der Verein Deutsche Sprache unterstützt die Klage des Vaters. Dem Verein gegenüber schildert der Vater die Situation so: „Etliche Lehrkräfte verhalten sich beim Gendern wie als Lehrer getarnte Aktivisten“, so der Vater. Mehrere Lehrer gendern in gedruckten Texten an Eltern, aber auch bei schulischen Aufgabenstellungen. Dazu werde mit Sprechpausen gesprochen. Diese Ideologie gehört nicht in den Unterricht, Schüler haben ein Recht darauf, eine normgerechte Sprache zu lernen, so der Vater. 

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Darf in der Schule gegendert werden, oder nicht?

An der betreffenden Schule habe die Fachkonferenz Deutsch außerdem entschieden, Gendersternchen und andere Zeichen der Gendersprache als Fehler anzustreichen. Dieser Beschluss werde jedoch durch die betreffenden Lehrer ignoriert. Der Vater schrieb nach Gesprächen mit der Schule 15 Seiten an die Schulaufsicht, doch diese lehnte seinen Antrag auf Untersagung der Gendersprache ab. In Berlin würden die Regeln des Rechtschreibrates mangels Umsetzungsakt nicht gelten, argumentiert die Schulaufsicht.

„Nach dieser Logik müsste Berlin nach der alten Rechtschreibung schreiben müssen“, kommentiert der Kläger die absurde Begründung.

Genderstern-Graffiti an einer Mauer - am Sternchen scheiden sich die Geister- oder GeistInnen? 
Genderstern-Graffiti an einer Mauer - am Sternchen scheiden sich die Geister- oder GeistInnen?  IMAGO/Christian Ohde

Rechtschreibrat: Genderzeichen sind nicht normgerecht 

Der Rechtschreibrat führt Genderzeichen als nicht normgerecht auf, die Empfehlungen des Rates zur normgerechten Rechtschreibung sind in Deutschland von der Kultusministerkonferenz (KMK) übernommen worden und gelten damit bundesweit, so der Verein Deutsche Sprache e.V. (VDS).  Auch der Berliner Rahmenlehrplan bezieht sich bei den Rechtschreibstandards auf die Vorgaben der KMK.

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„Lehrer sind Vorbilder“, sagt Prof. Walter Krämer, Vorsitzender des VDS, „aber sie dürfen ihre Machtposition nicht ausnutzen, um Kindern ihre eigene Ideologie durch die Hintertür aufzuzwingen.“ Der VDS unterstützt daher die Klage finanziell, um die Berliner Schulen an ihre Neutralitätsmaßgabe zu erinnern, heißt es auf der Webseite des Vereins. 

Bisher wenig Beschwerden in Berlin wegen Gendern in der Schule 

Aus der Berliner Bildunsgverwaltung heißt es laut Morgenpost, es gäbe von Müttern und Vätern kaum Beschwerden zum Thema Gendersprache. Doch fühlt sich der Vater, der auch Mitglied im Verein Deutsche Sprache (VDS) ist, nicht allein mit seinen Bedenken.

Der Verein Deutsche Sprache in Berlin unterstützt die Klage des Vaters finanziell, um die Berliner Schulen an ihre Neutralitätsmaßgabe zu erinnern, wie es heißt.

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Der Vater kritisierte gegenüber der Berliner Morgenpost, dass im Unterricht einer jungen Lehrerin am Gymnasium, die konsequent gendere ein  Großteil der Klasse diese ihre Sprechweise übernommen habe. Kinder, die dem nicht folgen, würden sich isoliert fühlen.

Auch verwende die Lehrerin im Sportunterricht Gendersprache. Es würden nicht mehr „Hampelmänner“ gemacht, sondern „Hampelmenschen“, empört sich der Vater.

Pronomen-Stuhlkreise im Unterricht 

Für fatal hält er laut Morgenpost-Bericht auch die „Pronomen-Stuhlkreise“ einer Lehrerin, bei denen jedes Kind sagen müsse, mit welchem Pronomen es angesprochen werden wolle, um dessen sexuelle Identität herauszufinden. Das komme einem Zwangs-Outing gleich, meint der Vater.

Sabine Mertens, Verein Deutsche Sprache sowie Gründerin der Initiative, steht mit zwei Plakaten vor dem Rathaus. Die Hamburger Volksinitiative «Schluss mit Gendersprache in Verwaltung und Bildung» hat ihre Unterschriftensammlung am Dienstag offiziell angemeldet. 
Sabine Mertens, Verein Deutsche Sprache sowie Gründerin der Initiative, steht mit zwei Plakaten vor dem Rathaus. Die Hamburger Volksinitiative «Schluss mit Gendersprache in Verwaltung und Bildung» hat ihre Unterschriftensammlung am Dienstag offiziell angemeldet.  Marcus  Brandt/ dpa

In Hamburg strebt der Verein Deutsche Sprache bereits einen Volksentscheid gegen die Verwendung von Gendersprache in der öffentlichen Kommunikation an. Demnächst startet eine Unterschriftensammlung. In Hamburg hatte der Senat in einem Leitfaden für den Umgang mit Sprache im Sommer 2021 „zusätzliche Möglichkeiten“ eingeräumt.

Volksentscheid gegen Gendersprache in der öffentlichen Kommunikation 

„Wir lehnen „Gendersprache“ ab, da sie diskriminierend, integrationsfeindlich und vorurteilsbeladen ist“, heißt es in einer Erklärung der Initiative. Gendersprache sei die Sprache einer Minderheit, die vorgebe, die Mehrheit zu repräsentieren. „Tatsächlich versucht sie, der Mehrheit ihre Privatsprache aufzuzwingen (...)“

In Berlin soll nun das Verwaltungsgericht entscheiden. Der Vater sieht sich dabei als Vorkämpfer nicht nur für sein Kind und für andere Schülerinnen und Schüler. Die Gendersprache, findet er, beschränke die Verständlichkeit und Lesbarkeit von Sprache. „Ausländer mit geringen Deutschkenntnissen oder Sehbehinderte, die auf Vorlesbarkeit angewiesen sind, werden durch das Gendern ausgeschlossen. Gendern ist also alles andere als inklusiv“, sagt er.

Genderneutrale Zeugnisse in Berlin 

In Sachen Genderneutralität geht Berlin indes einen Schritt in Richtung Vielfalt: Schülerinnen und Schüler sowie Eltern können an Berliner Schulen in Zukunft geschlechtsneutrale Zeugnisse beantragen.  So sei es in den Texten der Zeugnisse künftig möglich, statt der Pronomen „Er“ und „Sie“ auch nur den Vornamen des jeweiligen Schülers oder der Schülerin zu nennen. Bis zu den Sommerferien soll es an Berliner Schulen eine Wahlfreiheit für Pronomen in Zeugnissen geben.

„Besteht der Wunsch, in Bezug auf die geschlechtliche Identität neutral beziehungsweise mit dem Namen angesprochen zu werden, so werden Lehrkräfte dies respektieren“, sagte ein Sprecher.

Solange nicht anders gewünscht, würden die Schülerinnen und Schüler in der Regel aber auch weiterhin mit „Er“ und „Sie“ betitelt. Die Neuerung sei eine Entwicklung, die in weiten Bereichen des öffentlichen Lebens bereits gängige Praxis sei, begründete der Sprecher.