„Till hat sich in den letzten Jahren von uns entfernt“

Hammer bei Rammstein: Jetzt äußert sich Schlagzeuger Christoph Schneider!

In einem langen Statement schreibt der Musiker über das, was die Mitglieder von Rammstein momentan beschäftigt – und spricht auch über Till Lindemann.

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Christoph „Doom“ Schneider ist der Drummer von Rammstein.
Christoph „Doom“ Schneider ist der Drummer von Rammstein.Rammstein/Paul Harries

Nach den heftigen Vorwürfen gegen Rammstein und Frontmann Till Lindemann warteten die Fans der Band auf eines bisher vergeblich: Ein Statement aus den Reihen der Band! Zwar äußerte sich Till Lindemann bereits bei einem der Konzerte in München und es gab zwei kurze Statements von Rammstein, doch um die anderen Band-Mitglieder blieb es bisher sehr ruhig. Nun bricht Schlagzeuger Christoph Schneider das Schweigen – und veröffentlicht auf Instagram ein langes Statement an die Fans der Berliner Rocker.

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Liebe Leute, ich möchte gerne meine persönlichen Emotionen und Gedanken mit euch teilen“, so beginnt das Statement des Schlagerzeugers Christoph „Doom“ Schneider von Rammstein. „Die Anschuldigungen der letzten Wochen haben uns als Band und mich als Menschen tief erschüttert. Euch Fans sicherlich ebenfalls. Ich fühle mich wie im Schock durch die Dinge, die in den sozialen Medien und der Presse über unseren Sänger geteilt und gedruckt wurden. Dies ist für uns Bandmitglieder und die Crew ein Ab und Auf der Emotionen.“

Rammstein-Star Christoph Schneider: Das schreibt er über Till Lindemann

Er glaube nicht, dass im Rahmen der Konzerte „etwas strafrechtlich relevantes“ passiert sei, etwa der Einsatz von K.O.-Tropfen – und nicht, dass etwas Verbotenes vor sich ging, „habe so etwas nie beobachtet und dergleichen auch von niemandem aus unserer hundertköpfigen Crew gehört“, heißt es. „Alles was ich von Tills Partys mitbekommen habe, waren erwachsene Menschen, die miteinander gefeiert haben. Und trotzdem sind anscheinend Dinge passiert, die – wenn auch rechtlich ok – ich persönlich nicht in Ordnung finde.“

Gewisse Strukturen seien gewachsen – und die seien über die Grenzen und Wertvorstellungen der restlichen Bandmitglieder hinausgegangen. „Es ist uns auch deshalb wichtig, dass Tills Partys nicht mit unseren offiziellen Aftershowpartys verwechselt werden. Till hat sich in den letzten Jahren von uns entfernt und sich seine eigene Blase geschaffen. Mit eigenen Leuten, eigenen Partys, eigenen Projekten. Das hat mich traurig gemacht, definitiv.“

Christian Flake Lorenz, der Keyboarder von Rammstein, und Schlagzeuger Christoph Schneider fahren in einem Schlauchboot durch die Masse der Fans bei einem Konzert.
Christian Flake Lorenz, der Keyboarder von Rammstein, und Schlagzeuger Christoph Schneider fahren in einem Schlauchboot durch die Masse der Fans bei einem Konzert.Rammstein/Erik Weiss

Er glaube, dass Till Lindemann den Gästen bei seinen Partys eine schöne Zeit habe bereiten wollen. „Wie diese Gäste sich das genau vorgestellt hatten, unterscheidet sich jedoch anscheinend in einigen Fällen von seinen eigenen Vorstellungen“, schreibt Schneider. „Die Wünsche und Erwartungen der Frauen, die sich jetzt gemeldet haben, wurden wohl nicht erfüllt.“ Sie hätten sich laut ihren Aussagen nicht wohl gefühlt – dafür habe er Mitgefühl.

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Allerdings wolle er auch betonen, dass es jedem Gast im Backstagebereich frei stehe, wieder zu gehen. „Alle Flaschen sind versiegelt und werden vor den Augen der Gäste frisch geöffnet oder sie öffnen sich diese selbst. Wasser und Snacks stehen genau wie Sicherheitspersonal und medizinische Versorgung jederzeit zur Verfügung“, heißt es. „Wir wollen, dass sich all unsere Gäste bei uns wohl und sicher fühlen!“ Rammstein habe die großartigsten Fans der Welt – und alle hätten einen respektvollen Umgang verdient.

Er wolle nicht, dass der öffentliche Disput „die Extreme füttert“, schreibt er weiter. „Weder das durch unsere Gesellschaft noch nicht gezähmte Biest Social Media, noch paternalistische Tendenzen, Frauen Mitte 20 die Fähigkeit abzusprechen, selbstbestimmt über ihre Sexualität zu entscheiden und auch keinesfalls das Victim Blaming, damit sich weiterhin Menschen darüber zu sprechen trauen, wenn ihnen etwas passiert ist.“ Er wünsche sich, dass alles ruhig und besonnen aufgearbeitet werden kann, auch in der Band. „Und zwar alle gemeinsam, zu sechst“, schließt er sein Statement. „Wir stehen zusammen.“

Die Entwicklungen um Rammstein hatten in den vergangenen Tagen für immer mehr Konsequenzen und Reaktionen gesorgt. So kündigte das Plattenlaben „Universal“ an, die Marketing-Aktionen für die Alben der Band zu pausieren. Pausiert wurde auch der Podcast „Tastenficker“ von Rammstein-Keyboarder Christian „Flake“ Lorenz auf Radioeins – und eine Technik-Firma, die bei der Stadion-Tour involviert ist, kündigte an, die Zusammenarbeit zu beenden.