Hackescher Markt in Berlin autofrei – wo, wenn nicht hier?
Nach dem gescheiterten Versuch, Teile der Friedrichstraße autofrei zu machen, stehen neue, alte Ideen wieder auf dem Prüfstand.

Kaum ist sie autofreie Friedrichstraße vom Tisch, kommen andere Orte in Berlins Mitte ins Gespräch für eine fußgängerfreundliche Umgestaltung. Ein Ort, der sich im Gegensatz zu vielen anderen wirklich anbietet, ist die Gegend um den Hackeschen Markt.
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„Wir wünschen uns in Mitte mehr Bereiche für Fußgänger. In diesem Zusammenhang haben wir auch den Hackeschen Markt in den Blick genommen“, sagte Almut Neumann, die für die Straßen zuständige Bezirksstadträtin, erst kürzlich der Berliner Zeitung. Ein „komplexes Thema“, gab Berlins Mobilitätssenatorin Bettina Jarasch (ebenfalls Grüne) zu bedenken. „Doch zusammen mit der Deutschen Umwelthilfe prüfen wir jetzt, was machbar wäre.“
Am Hackeschen Markt tummeln sich Touristen und Berliner
Der Hackesche Markt also. Dieser Knotenpunkt, an dem es zu jeder Tag- und Nachtzeit von Menschen wimmelt. Hier drängeln sie die Menschen mehr als anderswo auf den schmalen Bürgersteigen. Ganze Gruppen von Menschen schieben sich oft um die Ecke am Uniqlo. Die Ampel rüber zum Café Cinema, wo die Straßenbahn hält, ist oft nur Folklore. Alles quert und fährt, wie es beliebt.

Als kundiger Autofahrer meidet man daher die engen Gassen, die oft im Einbahnverkehr gern von Lieferfahrzeugen weiter verengt werden. Gassen, die man sich auch noch mit der Straßenbahn teilen muss. Radfahrer müssen höllisch aufpassen, wenn sie nicht in die Gleise geraten wollen. Touristen treten überall unvermittelt auf die Fahrbahn. Der Hackesche Markt ist ein urbaner Brodel-Tiegel. Stellen wir ihn uns doch einmal mit Blumenkübeln auf der jetzigen Fahrbahn vor.
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Es ist nämlich keine ganz schlechte Idee, hier den Durchgangsverkehr zu reduzieren. Wie am Alexanderplatz ist es im Kiez am Hackeschen Markt gut denkbar, dass sich Tram, Fußgänger, Radfahrer und Lieferanten hier in einem sich selbst organisierenden Miteinander, in dem alle gleichberechtigt sind, besser vertragen als unter der automobilen Vorherrschaft. Alle im Schritttempo, jeder mit mehr Platz.
Neue Mitte für Berlin
Denn mal ehrlich, so wie es jetzt am Hackeschen Markt ist, ist es für keinen der Verkehrsteilnehmer gut. Einkaufen, Kneipentour, Sightseeing und Arbeiten funktionieren hier, wo Tram und S-Bahn für gute Anbindung sorgen, besser ohne Autos. Einen Parkplatz findet man hier eh nicht.
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In anderen Städten gibt es Fußgängerzonen und Flaniermeilen, die genau die Zutaten vereinen, die sich auch am Hackeschen Markt finden. Viele Fußgänger (7500 in der Stunde), viele attraktive Geschäfte, Gastronomie und Kultur, die Menschen anziehen. Mit einer mutigen Entscheidung könnte hier eine echte Mitte Berlins entstehen.