Grüne Oase gesucht: In den Berliner Kleingärten wuchert die Geldgier
Mit der Not der einen versuchen die anderen ihr Geschäft zu machen. Die Kleingarten-Verbände gehen dagegen vor.

Eine dreiköpfige Familie sucht verzweifelt einen Kleingarten in Kreuzberg, Schöneberg oder Tempelhof und bietet dafür auf Ebay-Kleinanzeigen 18.000 Euro. Ein Anbieter will 150.000 Euro für seinen gepachteten Kleingarten mit 95-Quadratmeter-Gartenhaus in Rosenthal. Kleingärten sind rar in Berlin und dem Umland. Mit der Not der einen versuchen die anderen ihr Geschäft zu machen. Die Kleingarten-Verbände gehen dagegen vor.
Lesen Sie auch: Wenn DIESE Damen an der Tür stehen, sollten Sie die Polizei rufen!>>
In Berlin sind die Wartelisten für Kleingärten sehr, sehr lang. 19.000 Anwärter für so eine kleine grüne Oase gibt es inzwischen. Das treibt die Preise, die es eigentlich gar nicht geben würde. Denn es geht um Pachtgärten. Bei der Recherche stieß jetzt auch das RBB-Verbrauchermagazin „Super.Markt“ auf Angebote von über 80.000 Euro.
Lesen Sie auch: Ekel-Alarm im Urlaub! Was Sie bei Bettwanzen im Hotel tun sollten >>
Kleingartenverband geht gegen überteuerte Angebote vor
Solche Teuer-Angebote sind nicht gesetzeskonform und sogar riskant, erklärt der Präsident des Landesverbandes Berlin der Gartenfreunde, Gert Schoppa, in der RBB-Fernsehsendung. „Das sind Praktiken, die wir nicht möchten. Also nicht nur nicht möchten, sondern gegen die wir, wenn wir es feststellen, vorgehen. Der Grund und Boden kann nicht gekauft werden. Er wird gepachtet.“
Lesen Sie auch: Nächstes Verkehrs-Chaos in Köpenick! Bölschestraße bis Mitte Mai gesperrt>>
Wichtig zu wissen: Nicht der aktuelle Pächter, sondern der Vorstand des jeweiligen Kleingarten-Vereins entscheidet über die Neuverpachtung. Diese Vergabe ist in Verwaltungsvorschriften klar geregelt, erläutert in der Fernsehsendung die Berliner Rechtsanwältin Kathleen Pfordte: „Die Vergabe der Kleingärten soll nach der zeitlichen Reihenfolge erfolgen. Nur Bewerber mit sozialen Voraussetzungen und Räumungsbetroffene sind vorzuziehen.“
Lesen Sie auch: Schnelles Rezept für Bounty-Kuchen ohne Backen: Ein Schoko-Kokos-Traum! >>

Und dennoch gelingt es vielen, die Wartelisten zu umgehen und sich einen Kleingarten teuer zu erkaufen. Immer wieder gibt es Pächter, die aus der großen Nachfrage Profit schlagen möchten.
Lesen Sie auch: Messer-Opfer identifiziert Täter: Ja, es war mein Halbbruder!>>
Berliner Kleingärten: Normal sind 400 bis 500 Euro Pacht pro Jahr
So besichtigten die Reporter von „Super.Markt“ (Montag, 20.15 Uhr auf RBB) einen auf Ebay annoncierten Kleingarten, bei dem die Abstandszahlung 42.000 Euro betragen soll. Das ist mehr als das Fünffache des vom zuständigen Verein geschätzten Wertes für Gewächse und Laube. Die Gärtnerin argumentiert mit der Marktlage: „So viele Leute suchen. Da gebe ich den Garten nicht zu dem kleinen Preis ab.“
Lesen Sie auch: Spurensuche im Archiv: War mein Großvater ein Nazi?>>
Dagmar Frick vom Bezirksverband Lichtenberg erklärt bei RBB, dass die Richtlinien zur Wertermittlung von Kleingärten Summen über 20.000 Euro gar nicht hergeben. Vom jeweiligen Verein „wird die Laube geschätzt und andere Baulichkeiten wie Gewächshäuser. Dann werden die Außenanlagen bewertet. Es wird nichts bewertet, was innen eingebaut ist, Marmorfußboden oder eingebaute Duschen.“
Lesen Sie auch: Berliner Studenten in Wohnungsnot: 1090 Euro für 22 Quadratmeter>>
Gert Schoppa vom Landesverband der Gartenfreunde warnt vor der Risiko, das alle eingehen, die solche Summen zahlen: „Alle, die auf solche Annoncen reinfallen, müssen wissen: Sie müssen zum Schluss einen Pachtvertrag angeboten bekommen.“ Und es sei nicht sicher, ob ein solcher Pachtvertrag dann auch zustande kommt. Auch beim Höchstangebot nicht.
Schoppa erklärt, es gehe um die Erholung durch Gärtnern in der Freizeit, nicht um ein Grundstück zum Wohnen. Für 400 bis 500 Euro Pacht pro Jahr und nicht für teure Abstandssummen. Deshalb definiert das Bundeskleingartengesetz seit genau 40 Jahren auch strenge Regeln für die Nutzung. So sollen die Gärten der Gemeinnützigkeit dienen, geschützt vor Spekulationen des freien Marktes.