Vor der Britischen Botschaft in Berlin legt ein Mann nach dem Tod von Queen Elizabeth II. eine Blume nieder. 
Vor der Britischen Botschaft in Berlin legt ein Mann nach dem Tod von Queen Elizabeth II. eine Blume nieder.  dpa

Vor der Britischen Botschaft in Berlin türmen sich die Blumen. Die Flagge in der Wilhelmstraße weht auf Halbmast. Der Berliner Senat hat Trauerbeflaggung an den Senatsverwaltungen und Rathäusern der Bezirke angeordnet. Noch am Abend kommen Menschen an der Botschaft zusammen, um ihrer Trauer über den Tod der Queen Ausdruck zu geben. Am Tag wächst das Blumenmeer. Nicht nur Briten in Berlin verlieren ihre Regentin, auch in Berlin trauern die Menschen um eine einzigartige und inspirierende Monarchin.

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70 Jahre lang hielt sie die „Firma“, wie sie den Hof mit all seinen Glanzpunkten und Skandalen nannte, zusammen. „Keine war wie sie“. „So eine wird es nie wieder geben“, sagen die Menschen an der Spree und senden mit Respekt vor einer unglaublichen Lebensleistung und mit schweren Herzen ihre Grüße an die Themse. 

Königin Elizabeth II. von Großbritannien begrüßt auf dem Pariser Platz in der Nähe des Brandenburger Tors auf dem Weg zu ihrer Abreise aus Berlin die Öffentlichkeit zusammen mit dem damaligen britischen Außenminister Philip Hammond (r.). 
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Königin Elizabeth II. von Großbritannien begrüßt auf dem Pariser Platz in der Nähe des Brandenburger Tors auf dem Weg zu ihrer Abreise aus Berlin die Öffentlichkeit zusammen mit dem damaligen britischen Außenminister Philip Hammond (r.). 

Die Queen und Berlin verbindet eine lange und freundschaftliche Geschichte. Sieben Mal besuchte Elizabeth II. die Stadt, zweimal war sie zu Gast in Brandenburg. Immer flogen ihr die Herzen der Menschen zu. Die Berliner und die Queen haben einiges gemeinsam: Herz und einen  manchmal recht herben  Humor, aber auch preußisches Pflichtgefühl und einen stoischen Optimismus. Zusammenreißen, lächeln, weiter machen. Nur in Sachen Stil war die Queen den Berlinern immer meilenweit voraus. 

Queen besucht Berlin 2015 zum letzten Mal 

Im Jahr 2015 war Queen Elizabeth zum letzten Mal an der Spree zu Besuch. Die Menge jubelte, als sie sich auf dem Pariser Patz ganz in Gelb der Öffentlichkeit zeigte. Bei einer Bootsfahrt auf der Spree tuckerte die damals 89-Jährige Dame winkend durch die Stadt, die Berliner winkten zurück und waren glücklich. Einmal die Queen sehen!

Im Juni 2015 bei einem Besuch der Technischen Universität. Die Queen lebte in einer sich schnell wandelnden Welt. Als sie Königin wurde, gab es weder Internet noch Handys und Roboter.  
Im Juni 2015 bei einem Besuch der Technischen Universität. Die Queen lebte in einer sich schnell wandelnden Welt. Als sie Königin wurde, gab es weder Internet noch Handys und Roboter.   AFP/Michael Sohn/POOL

Zuvor hatte sie der Britischen Botschafter in Berlin auf eine Gartenparty zu Ehren ihres 89. Geburtstags eingeladen. Auf dem Speiseplan standen damals Fish und Chips - das britische Traditionsgericht sowie Windbeutel mit grünem Tomaten-Chutney oder Spinat-Kräuter-Frittata. Der Butler putzte bereits Tage vorher das Tafelsilber, in das die Initialen E.R. für Elizabeth Regina graviert sind. Nun müssen neue Gabeln und Löffel beschrieben werden.

Mit dabei war damals Kurier-Leserin und Queen-Fan Ingrid Baitz (69) aus Werder, die unter 1200 Bewerbern von der Botschaft ausgewählt wurden, bei der Feier dabei zu sein. „Elisabeth II. so nah erleben zu dürfen –  ich werde diesen Tag nie vergessen“, sagt  die einstige Lehrerin  heute. „Die Queen war eine großartige Monarchin, Mutter und Großmutter, für die  das Volk und das Land an erster Stelle stand  und erst dann das Private kam. Sie war ein Garant für Ruhe und Stetigkeit. Ich habe geweint, als ich die Todesnachricht erfuhr.“

Elizabeths Bodenständigkeit gepaart mit unbeirrter Royalness - diese Kombination machte die reitende, Hunde liebende, mächtigste Großmutter der Welt so liebenswert. 

KURIER-Leserin Ingrid Baitz kam 2015 im grünen Kleid zur Geburtstagsparty der Queen, durfte die Monarchin ganz nah erleben.
KURIER-Leserin Ingrid Baitz kam 2015 im grünen Kleid zur Geburtstagsparty der Queen, durfte die Monarchin ganz nah erleben. privat/Baitz

Die  Queen, eine alte Damen die man gern haben musste 

Die Queen zuletzt, das war eine alte Dame, die man einfach gern haben musste. Jede ihrer Reisen im hohen Alter nötigen Respekt ab. Doch auch in ihren besten Jahren kam die Queen gern nach Berlin. Als  Elizabeth 2004 die Hauptstadt besuchte, hatte sich das Protokoll etwas Besonderes einfallen lassen: Eine Fahrt mit der Berliner S-Bahn.

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Im Panoramazug konnte sich die Queen auf dem Weg nach Potsdam ein Bild vom Wandel der einst geteilten Stadt machen. Vorbei an Alexanderplatz, Regierungsviertel durch den damals neuen Berliner Hauptbahnhof rauschte die Queen nach Potsdam. An den Bahnhöfen wieder: winkende Berliner. 

Mit Gebäck und Tee reiste die Queen 2004 in einem Panorama-Zug der Berliner S-Bahn nach Potsdam. Neben ihr der britische Botschafter in Deutschland, Peter Torry.
Mit Gebäck und Tee reiste die Queen 2004 in einem Panorama-Zug der Berliner S-Bahn nach Potsdam. Neben ihr der britische Botschafter in Deutschland, Peter Torry. dpa/picture alliance

Queen Elizabeth im geteilten Berlin

In den Jahren der Teilung der Stadt hatte Elizabeth Berlin mehrere Besuche abgestattet. „Berlin ist der Prüfstein für die friedlichen Absichten anderer. Wir haben schwierige und gefährliche Zeiten zusammen durchgemacht. Meine Regierung und mein Volk stehen an Ihrer Seite. Meine in Berlin stationierten Soldaten und Flieger verkörpern die Verpflichtung Großbritanniens, Ihre Freiheit so lange wie nötig zu verteidigen, bis die Wunden der Spaltungen in Europa und in Ihrer Stadt geheilt werden können“, sagte sie bei einer Rede vor der Gedächtniskirche 1978. 

Königin Elizabeth II. von Großbritannien und ihr Gatte Prinz Philip fahren in einem offenen Landauer am 24.05.1978 in Berlin anlässlich einer Truppeninspektion über das Maifeld am Olympiastadion. 
Königin Elizabeth II. von Großbritannien und ihr Gatte Prinz Philip fahren in einem offenen Landauer am 24.05.1978 in Berlin anlässlich einer Truppeninspektion über das Maifeld am Olympiastadion.  dpa

Bewegendes Erlebnis: die Queen an der Berliner Mauer 

1965 war die Monarchin zum ersten Mal ins geteilte Berlin gekommen. Der royale Konvoi hatte Mühe, sich einen Weg durch die jubelnden Massen zu bahnen. Unter ihnen waren auch Offiziere der Stasi wie die Stasi-Unterlagenbehörde schreibt. Bei ihrer Fahrt zum Olympiagelände sahen die Queen und ihr Gemahl erstmals die Sperranlagen mitten in der Stadt. In langsamer Fahrt fuhr ihr Wagen nahe an der Mauer vorbei. Vor dem Rathaus Schöneberg, wo sich etwa 100.000 Menschen versammelt hatten, nannte die Monarchin ihren Berlin-Aufenthalt „ein tief bewegendes Erlebnis“.

Die britische Königin Elizabeth II. und Prinz Philip fahren während einer Besichtigungstour durch West-Berlin an der Mauer vorbei, die Ost- und Westdeutschland trennt.
Die britische Königin Elizabeth II. und Prinz Philip fahren während einer Besichtigungstour durch West-Berlin an der Mauer vorbei, die Ost- und Westdeutschland trennt. AP

Nach dem Fall der Mauer galt 1992 ihr besonderes Interesse dem Osten des wiedervereinigten Landes. In Dresden setzte sie mit ihrem Besuch fast 50 Jahre nach dem vernichtenden Bombenangriff alliierter Flugzeuge auf die Stadt ein Zeichen der Versöhnung. Der britische Dresden-Trust sammelte Millionen für  den Wiederaufbau der Dresdener Frauenkirche und finanzierte das vergoldete Kuppelkreuz. Auch Elizabeth II. hatte gespendet. In Leipzig begab sie sich auf die Spuren der friedlichen Revolution in der DDR Ende der 1980er Jahre. Am Brandenburger Tor in Berlin hatte sie erstmals ostdeutschen Boden betreten.

Bye, bye Lillibet

Als erste amtierende Monarchin in der Geschichte des Königreichs eröffnete Elizabeth II. im Jahr 2000 eine britische Botschaft in Berlin. Der Neubau in der Nähe des Brandenburger Tors wurde an der Stelle errichtet, an der die im Zweiten Weltkrieg zerstörte alte Vertretung gestanden hatte.

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Heute ist dies einer der Orte, an dem Menschen zusammen kommen um der Königin eine letzte Ehre zu erweisen. Auch Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) teilte mit: „Es war die Kraft ihrer großartigen Persönlichkeit, die uns Berlinerinnen und Berliner immer wieder fasziniert hat.“ Berlin trauere mit der Familie, der britischen Nation und „besonders mit allen Britinnen und Briten, die in unserer Stadt leben“.

Kondolenzbuch in Britischer Botschaft

Die britische Botschaft in Berlin hat außerdem ein Kondolenzbuch ausgelegt. Vom (heutigen) Freitag bis zum Montag, den 19. September, können trauernde Menschen ihre Beileidsbekundungen in der Botschaft nahe dem Brandenburger Tor eintragen. Zugänglich ist das Buch am Wochenende von 11.00 bis 15.00 Uhr und an Wochentagen von 10.00 bis 16.00 Uhr, teilte die Botschaft am Freitag mit. Besucher würden gebeten, sich bei einem Sicherheitsbeamten vorzustellen, wenn sie die Botschaft betreten und sich eintragen möchten. Außerdem könne man sich in das Internet-Kondolenzbuch des Buckingham Palastes eintragen.

„Your Majesty, Mummy“, hatte Charles, nun der neue König zum 70. Thronjubiläum seiner Mutter gesagt: „Du hast uns in unseren schwierigen Zeiten begleitet. Und du bringst uns zusammen, um Momente des Stolzes, der Freude und des Glücks zu feiern. Du hast uns getroffen und mit uns gesprochen. Du hast mit uns gelacht und geweint, und vor allem warst du für uns da, 70 Jahre lang.“ Irgendwie war Elizabeth die Zweite auch unsere Königin.  Sie war immer da. Und fehlt nun.