Giftige Gase eingeatmet: Endlich Einigung in der Schießstandaffäre - Polizisten bekommen Entschädigungen
Die maroden Schießstände sorgten für Erkrankungen bei Polizisten, sogar Todesfälle gab es. Nach jahrelangen Kampf um Entschädigungen, kommen nun über 700 Betroffene zu ihrem Recht.

Sie sollen giftige Gase eingeatmet haben. Berliner Polizisten, die in den vergangenen Jahren auf Schießständen trainierten. Doch einige der Anlagen waren marode. Vor allem die Entlüftungssysteme funktionierten offenbar nicht mehr, so dass giftige Dämpfe, die durch das Schießen entstanden, aus den Räumen nicht abziehen konnten. Polizisten klagten über Beschwerden. Es soll auch Todesfälle gegeben haben. Jahrelang wurde in der Sache ermittelt. Betroffene forderten Entschädigungen. Nun lenkte der Senat endlich ein - stellt vier Millionen Euro für Zahlungen zur Verfügung.
Nach langem Ringen haben Berliner Innenverwaltung, Gewerkschaften, externe Fachleute und Betroffene eine Entschädigungslösung in der sogenannten Schießstandaffäre bei der Polizei gefunden. Demnach erhalten alle 786 Antragsteller 75 Euro Entschädigung für jeden Monat, in dem sie in Polizei-Dienststellen arbeiteten, in denen sie regelmäßig Schießtrainings auf maroden Schießständen absolvierten. Dazu gehören etwa Schießtrainer oder Beamte des Spezialeinsatzkommandos.
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Wie die Innenverwaltung und die Gewerkschaft der Polizei am Montag weiter mitteilten, hat eine unabhängige sogenannte Sichtungskommission die Fälle von Polizisten, die in der Vergangenheit bereits entschädigt oder deren Anträge abgelehnt wurden, noch einmal überprüft. In mehr als 70 Fällen seien frühere Entscheidungen korrigiert worden.
Schießstand-Affäre: Polizisten sollen giftige Gase eingeatmet haben
Schießtrainer und Polizisten von Spezialeinsatzkommandos hatten vor Jahren viel Zeit in maroden Schießständen verbracht und kritisiert, dass die Luft dort schädlich oder giftig sei. Das soll an Pulverdampf, schlechten Lüftungsanlagen und Asbest in Dämmstoffen gelegen haben. Die Staatsanwaltschaft stellte jahrelange Ermittlungen ein. Ein Zusammenhang zwischen Schießtraining und Langzeiterkrankungen oder Todesfällen von Polizisten sei nicht mit erforderlicher Wahrscheinlichkeit nachzuweisen. 2014 wurde der letzte marode Schießstand geschlossen.
Laut Innensenatorin Iris Spranger (SPD) waren bisher 3,3 Millionen Euro für Entschädigungen eingeplant. Die Summe erhöht sich nun. „Noch in diesem Jahr nehmen wir vier Millionen Euro in die Hand“, erklärte Spranger. „Darüber hinaus erforderliche Mittel werde ich für den kommenden Haushalt anmelden. Auch damit möchte ich ein klares Zeichen setzen – ein Zeichen für die Betroffenen, ein Zeichen dafür, dass wir sie sehen, hören und ernstnehmen.“