Zu viele Corona-Infektionen, Gesundheitsämter überlastet: Berlin gibt Kontaktverfolgung auf
Das soll für Gastronomie, Veranstaltungen und Hotels gelten. Berlin lässt deshalb im März den Vertrag mit den Betreibern der Luca-App auslaufen.

Zu viele Infizierte, zu viele Daten: Die überforderten Berliner Gesundheitsämter werden nach dem Verzicht der Kontaktnachverfolgung an Schulen und Kitas diese auch im öffentlichen Leben streichen. Das will der Senat am Dienstag (1.2.) beschließen.
Auch für die Gastronomie und Veranstaltungen in Berlin soll die Kontaktnachverfolgung wegfallen. Das bestätigte die Sprecherin der Senatsgesundheitsverwaltung, Laura Hofmann, dem rbb. Das heißt: Restaurants müssen die Personendaten der Gäste nicht mehr dokumentieren – weder per App noch handschriftlich. Das soll auch für Hotels und den Sport gelten. Hintergrund ist laut rbb die weitgehende Aufgabe der Kontaktnachverfolgung in den Gesundheitsämtern.
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Weil die Gesundheitsämter nicht mehr hinterherkommen, wird die Praxis der Kontaktnachverfolgung auf besonders gefährdete Gruppen in Pflegeeinrichtungen oder Krankenhäusern beschränkt.
Berlin will den Vertrag mit der Luca-App kündigen, da sie nicht mehr notwendig ist
Konsequenz: Berlin verlängert den im März auslaufenden Vertrag mit den Betreibern der Luca-App zur Eindämmung der Corona-Pandemie nicht. Das teilt Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) mit. Die Nutzung der App-Funktionen sei nicht mehr nötig, weil es in vielen Bereichen wegen der Vielzahl von Infektionen keine Kontaktnachverfolgung mehr gebe. Die immer wieder kontrovers diskutierte Luca-App sollte Restaurantbesitzern und Event-Veranstaltern helfen, die lange vorgeschriebene Erfassung der Kontakte der Besucher ohne Zettelwirtschaft zu erledigen. Sie konnte direkt mit den Gesundheitsämtern verbunden werden.
Berlins Gesundheitssenatorin Ulrike Gote hatte bereits am Mittwoch noch den von manchen Eltern kritisierten Verzicht auf eine Kontaktnachverfolgung nach Corona-Infektionen in Kitas und Schulen verteidigt. Angesichts der Vielzahl von Infektionen habe die Definition, wer Kontaktperson eines infizierten Kindes sei, momentan nicht mehr die Bedeutung wie früher, sagte die Grünen-Politikerin. Daher hätten die Gesundheitsämter genau den richtigen Weg eingeschlagen, indem sie sagten: „Wir priorisieren, was jetzt wirklich wichtig ist.“
Kinder mit Kontakt zu Infizierten müssen nicht mehr in Quarantäne
„Und was jetzt wirklich wichtig ist, ist der Schutz der vulnerablen Gruppen“, sagte Gote. „Und damit sind im medizinischen Bereich die Gruppen gemeint, die tatsächlich von schwerer Krankheit betroffen sind bis hin zum Tod. Und das sind in erster Linie nicht die Kinder.“ Diese gehörten im epidemischen Sinne nicht zu vulnerablen Gruppen. „Natürlich gibt es auch bei Kindern Erkrankungen, die schwerer verlaufen, aber das ist eine sehr, sehr, sehr geringe Zahl.“
Als Angehörige vulnerabler Gruppen werden Menschen bezeichnet, die nach einer Corona-Infektion ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben. Dazu zählen etwa ältere Menschen, Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen oder solche mit Behinderungen.
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Berlins Amtsärzte hatten angesichts der Masse von Infektionen in der Omikron-Welle kürzlich beschlossen, dass Kinder, die in Kitas und Schulen Kontakt zu Infizierten hatten, nicht mehr ermittelt werden und nicht mehr in Quarantäne müssen. Der Schritt selbst wie auch die von manchen als verwirrend empfundene Art der Bekanntmachung hatten für Kritik von verschiedenster Seite gesorgt. „Die Kommunikation hätte selbstverständlich besser sein können“, räumte Gote in der vergangenen Woche ein.