Geschlossene Schwimmbäder, volle Mülltonnen und Kliniken im Notdienstbetrieb! Im KURIER erklären die Streikenden: DARUM gehen wir auf die Straße!
Verdi fordert für den öffentlichen Dienst eine 10,5-prozentige Lohnerhöhung oder mindestens 500 Euro monatlich mehr für alle.

Es schneit, in einer Tonne lodert ein wärmendes Feuer: Trotz Kälte stehen am frühen Morgen Dutzende Streikende vor dem BSR-Hof in der Tempelhofer Ringbahnstraße. Cornelia Kuhlich ist eine der Mitarbeiterinnen der Berliner Stadtreinigung, die hier streikt. „Die Lebensmittelpreise haben sich mitunter verdreifacht. Das letzte Angebot der Arbeitgeber können wird nicht akzeptieren“, sagt die 49-Jährige. Verdi fordert eine 10,5-prozentige Lohnerhöhung oder mindestens 500 Euro monatlich mehr für alle. Für diese Forderungen gehen auch heute noch Tausende Mitarbeiter des öffentlichen Dientes auf die Straße.
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Geschlossene Schwimmbäder, volle Mülltonnen und Kliniken im Notdienstbetrieb: Verdi macht in Berlin mit weiteren Warnstreiks Druck im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes. Auch am Dienstag müssen sich Verbraucher auf Einschränkungen einstellen.
Bio- und Restmülltonnen werden erst ab Mittwoch wieder geleert
Frühmorgendliches Bahnenschwimmen ist in manchen Schwimmbädern Berlins an diesem Montagmorgen ausgefallen. Betroffen waren von den Warnstreiks neben den Bäderbetrieben auch die Berliner Stadtreinigung (BSR) sowie zwölf Standorte kommunaler Krankenhäuser. Bei den Bäderbetrieben waren die Beschäftigten zwischen 6 Uhr morgens und 13 Uhr zum Warnstreik aufgerufen. Drei Bäder hätten deshalb bis zum Vormittag geschlossen bleiben müssen, teilten die Berliner Bäderbetriebe am Nachmittag mit.

Bio-, Restmüll- und zum Teil auch die Wertstofftonnen könnten erst ab Donnerstag wieder geleert werden, hatte die BSR zuvor angekündigt. Sämtliche 14 Recyclinghöfe sollten geschlossen bleiben. Auch die Straßenreinigung war demnach nur mit erheblichen Einschränkungen unterwegs. Unter den streikenden BSR-Kollegen war auch Ömer Kaan (37): „Unsere Forderung bedeutet auch Respekt für unsere Arbeit einfordern“, erklärte er. „Arbeit muss sich lohnen. Es funktioniert nur mit sozialer Gerechtigkeit.“ Denise Kraft (28) ist sich sicher: „Durch den Zusammenhalt der Betriebe werden wir erfolgreich sein. Wir brauchen die 500 Euro mehr unbedingt zum Leben.“
„Wir erwarten, dass auch die Signale aus Berlin gehört werden und bis zum 27. März – dem nächsten Verhandlungstermin – das Angebot deutlich nachgebessert wird“, teilte Verdi-Bundesvorstand Christoph Schmitz mit.
In der Charité und anderen Kliniken streiken 1000 Mitarbeiter
Bei den Krankenhäusern beteiligten sich rund 1000 Menschen an Einrichtungen der Universitätsklinik Charité, des landeseigenen Klinikkonzerns Vivantes und am Jüdischen Krankenhaus, wie Verdi-Gewerkschaftssekretär Max Manzey sagte. Die Arbeitsniederlegungen hätten mit dem Frühdienst ab 5.30 Uhr begonnen. Der Ausstand soll auch am Dienstag noch andauern.
Das bisherige Angebot der Arbeitgeber sei für sie und ihre Kollegen ein „Schlag ins Gesicht“, sagte die Charité-Krankenschwester Mareen Höwler im RBB-Inforadio. Sie argumentierte mit der Inflation und mit einer nötigen Aufwertung des Berufsfeldes angesichts des Fachkräftemangels.

„Aufgrund des Warnstreiks mussten planbare, nicht dringliche Eingriffe verschoben werden, wofür wir die betroffenen Patientinnen und Patienten um Verständnis bitten“, teilte die Charité auf Anfrage am Montag mit. „Alle Operationen, die an Kindern durchgeführt werden müssen, finden heute und morgen statt. Die zentralen Notaufnahmen bleiben in Betrieb.“
Ein Sprecher der Vivantes-Kliniken betonte, die eigenen Häuser seien nur geringfügig von den Auswirkungen des Warnstreiks betroffen. Allerdings hätten auch dort planbare Eingriffe verschoben werden müssen, weil einzelne OP-Säle nicht betrieben werden konnten. Auf die Patientenversorgung wirke sich der Warnstreik nicht aus, hieß es. Ein Notdienst würde in den Kliniken während des Warnstreiks sichergestellt werden, hatte Verdi zuvor angekündigt.
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Insgesamt wurden 6000 bis 7000 Beteiligte bei Warnstreiks im öffentlichen Dienst erwartet. Auch in den Dienststellen des Bundes, der Bundeswehr und der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung sollten die Beschäftigten die Arbeit niederlegen. Am Dienstag sind weitere Aktionen geplant.
Hintergrund sind Tarifverhandlungen für Beschäftigte des öffentlichen Dienstes bei Bund und Kommunen. Die Arbeitgeber hatten in der zweiten Verhandlungsrunde Ende Februar ein Angebot vorgelegt. Es umfasst unter anderem eine Entgelterhöhung von insgesamt fünf Prozent in zwei Schritten und Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 2500 Euro. Die Gewerkschaften wiesen dies aber umgehend zurück. Der Arbeitgeberverband KAV kritisierte den Warnstreik und forderte die Gewerkschaft auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.