In einem Seniorenheim in Steglitz
Gertrud Haase (101) als erste Berlinerin geimpft: „Ich habe den Piks gar nicht gemerkt“
Jetzt hat der Kampf gegen Corona auch in der Hauptstadt begonnen.

Gertrud Haase ist 101 Jahre alt und hat schon einiges erlebt in ihrem langen Leben. Und doch ist dieser Sonntag ein besonderer Tag für sie. Die älteste Bewohnerin des Pflegeheimes Agaplesion Bethanien Sophienhaus in Steglitz ist die erste Berlinerin, die gegen das Coronavirus geimpft wurde.
Als die weißhaarige Dame gegen 9 Uhr den großen Aufenthaltsraum des Heimes betritt, wird sie schon erwartet. Hausärztin Irmgard Landgraf ist da. Ebenso ein Bundeswehrsoldat, ein weiterer Arzt und eine medizinische Fachkraft, die blaue Schutzkleidung tragen. Auf einem Tisch liegen Einwegspritzen und Serumfläschchen. Es wirkt fast feierlich, als Arzt Fatmir Dalladaku der Seniorin das Serum in den linken Oberarm spritzt. „Ich habe den Piks gar nicht gemerkt“, sagt sie danach.
Eine Stunde zuvor waren zwei mobile Impfteams mit Kleinbussen mit insgesamt 90 Impfdosen auf den Hof des Pflegeheimes gefahren. Sie kamen von der Einsatzzentrale, die sich im einstigen Flughafen Tegel befindet, wo die Routen von 60 Teams koordiniert werden. Dort wurde auch festgelegt, dass am 27. Dezember, dem bundesweiten Tag des Impfstartes, das Pflegeheim im Südwesten als erstes in Berlin angefahren wurde.
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Nach dem Impfen gesteht Haase, dass sie zuvor ein wenig nervös gewesen sei. Sie habe erfahren, dass es viele Tote in anderen Heimen durch das gefährliche Virus gab. Deshalb sei die Impfung ein großer Vorteil, so die Seniorin. Sie gehe täglich spazieren und werde das auch am Sonntag machen. Nach 21 Tagen wird die Dame wieder vor einem mobilen Ärzteteam besucht, wenn die notwendige Wiederholungsimpfung erfolgt.
Heimärztin Irmgard Landgraf erklärt, dass die 97 Heimbewohner auf die Impfung vorbereitet wurden. „90 Bewohner gaben ihre Einwilligung“, sagt sie. „Und Frau Haase war eine der ersten.“ Die Berlinerin, die seit neun Jahren in dem Heim lebt, sei in guter Verfassung. „Das hohes Alter merkt man ihr fast gar nicht an“, sagt Landgraf. „Biologisch wirkt sie, als wäre sie 20 Jahre jünger.“

Die Heimärztin berichtet, dass nach Gertrud Haase zwei 100-jährige Bewohnerinnen und eine 96-Jährige geimpft wurden. Sie alle hätten die Dosis bisher gut vertragen. „Dann kamen die Jüngeren“, sagt sie. Für fast alle Bewohner sei es sehr wichtig gewesen, sich freiwillig die Spritze gegen das Coronavirus geben zu lassen. „Sie wollen sich und andere vor der Pandemie schützen“, sagt die Ärztin. In dem Heim hätte es bisher keine Corona-Fälle gegeben, erklärt sie. „Und so soll es auch bleiben.“
Dass Gertrud Haase nun die erste gegen das Coronavirus geimpfte Berlinerin wurde, sei ein Zufall. Man wollte nicht mit der 101-Jahre alten Heimbewohnerin aus Sachsen-Anhalt gleichziehen, die bereits am Sonnabend als erste Deutsche das Serum verabreicht bekam und die dortigen Behörden damit den bundesweit angekündigten Impfstart am Sonntag ignorierten. „Frau Haase wurde die erste Berlinerin, weil wir beim Impfen einfach mit der Ältesten anfangen wollten“, sagt Heimärztin Landgraf.

Die ersten 9750 Dosen des Impfstoffes von Biontech/Pfizer bekam Berlin am zweiten Weihnachtsfeiertag. Dienstag kommen weitere 39.000. Ab Januar sollen wöchentliche Lieferungen von je 29.500 Dosen folgen. Neben dem Pflegeheim in Steglitz fuhren am Starttag die mobilen Impfteams auch in andere Senioreneinrichtungen. Die 60 Fahrzeuge mit jeweils 50 Impfdosen werden täglich im Einsatz sein.
Hat Berlin genug Impfstoff, wird in den Impfzentren das Impfen der etwa 180.000 Berliner beginnen, die über 80 Jahre alt sind, so Kalayci. Mit Massenimpfungen wird erst im Frühjahr oder im Sommer gerechnet.