Eine Hebamme mit  einem Neugeborenen.   Wenn das  Kind wie hier im OP zur Welt kommt, müssen Väter zur Zeit draußen warten.
Eine Hebamme mit einem Neugeborenen.  Wenn das Kind wie hier im OP zur Welt kommt, müssen Väter zur Zeit draußen warten. Foto: imago images

Die Frau liegt in den Wehen, die Geburt steht kurz bevor – doch der werdende Vater  muss in diesen Tagen sehr häufig  draußen warten. Was sehr antiquiert klingt, ist wieder Usus: Die Sicherheitsvorkehrungen in Berliner Kreißsälen sind wegen Corona hoch. Wenn überhaupt, dürfen die Männer nur unter strengen Auflagen zu ihren Frauen.  

Werdende Eltern sind gerade verunsichert, denn jede Klinik regelt es ein bisschen anders. „Manche Kreißsäle lassen die Papas zur Sicherheit ganz draußen“, sagt die Berliner Hebamme Sabine Kroh dem KURIER.

Im Helios-Klinikum Buch dürfen Väter, wenn sie komplett gesund sind und das schriftlich versichern, kurz vor der Geburt zur ihrer Frau hinein. Aber gleich nach der  Geburt müssen sie wieder raus. Genauso regeln es die Vivantes Kliniken und die Charité in Mitte.  Andere Hebammen wiederum versuchen, die Väter in Schutzmonturen zu stecken. Kommt das Baby aber per Kaiserschnitt,  sind   Väter   auf jeden Fall draußen – so wie es derzeit strenge Vorschrift ist.

Diese Vorschriften sind unmenschlich

Sabine Kroh findet diese Vorschriften „unmenschlich“.  „Wir haben es hier nicht mit Ebola zu tun. Die werdenden Eltern waren vor der Geburt tagelang zusammen. Wieso sollen sie vor dem Kreißsaal getrennt werden?“, fragt sie.

Sabine Kroh: „Die Eltern waren vor der Geburt tagelang zusammen.
Sabine Kroh: „Die Eltern waren vor der Geburt tagelang zusammen. Foto: Benjamin Pritzkuleit

Da es in den Kliniken zu wenig Hebammen gebe, erfüllen die  Männer während der Geburt einen wichtigen Job. Sie geben der Frau zu essen, motivieren sie, helfen der Hebamme sogar.  „Die Väter sind persönlicher Begleiter und leisten etwas, das Hebammen nicht ersetzen können“, sagt Ann-Jule Wowretzko (37),  Vorsitzende des Berliner Hebammenverbands.

Ann-Jule Wowretzko (37),  Vorsitzende des Berliner Hebammenverbands.
Ann-Jule Wowretzko (37),  Vorsitzende des Berliner Hebammenverbands. Foto: Josephine Neubert

Berliner Senat hat 28, 6 Millionen Euro für die Kreißsäle einfach nicht ausgegeben

Die Herausforderung für die Geburtshelfer in Corona-Zeiten: Sie können die Abstandsregeln nicht einhalten, müssen Gebärende anfassen. Und Geburten lassen sich nicht verschieben. „Viele    fragen sich, was passiert, wenn sie oder Kollegen sich anstecken. Sie müssen für die Frauen da sein und  sich selbst schützen. Wir tragen jetzt oft Mundschutz, Kittel und Handschuhe“, so  Wowretzko. Trete  ein Corona-Fall auf, brauche es ein Gesichtsschutz. „In der Krisenplanung hat uns die Politik  anfangs vergessen.“

Dazu passt, dass der  Senat vor zwei Jahren plante, die Kreißsäle auszubauen. 28,6 Millionen wurden  für  Ausbau und Neubau im Haushalt beiseitegelegt. Passiert ist bisher nichts. Das antwortet der Senat auf eine Anfrage von Maren Jasper-Winter (FDP). Sie sagt: „ Angesichts der steigenden Geburtenzahlen ist diese Arbeitsverweigerung fahrlässig.“