Schusseliges Brandenburg

Gebiss, Bier, eine Schildkröte auf der Flucht: Was so alles im Fundbüro landet

Die Zahl der verloren gegangenen und in Fundbüros abgegebenen Gegenstände steigt nach einem Corona-Tief in Brandenburg wieder an

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Ohne Gebiff ifft daff kraftvolle Ffubeiffen nicht möglich ...
Ohne Gebiff ifft daff kraftvolle Ffubeiffen nicht möglich ...dpa/Peter Kneffel

Schusselköppe gibt es überall, wer hat nicht schon mal was verloren. Wie aber jemand in Brandenburg sein Gebiss verlieren kann, oder sogar einen externen Herzschrittmacher, das ist dann doch etwas rätselhaft. In den Fundbüros größerer brandenburgischer Städte finden sich einige Absonderlichkeiten, ergab eine dpa-Umfrage. Die Funde zeigen aber auch, dass der Brandenburger an sich geneigt ist, auch billige Gegenstände nicht einfach einzusacken, sondern abzugeben.

Kinderwagen vergessen? Hauptsache, das Baby war nicht mehr drin

„Wir hatten zum Beispiel eine Satellitenschüssel, Kinderwagen oder den Herzschrittmacher“, sagt die Sprecherin der Stadt Potsdam, Juliane Güldner. Jedes Jahr fielen in der Landeshauptstadt bis zu 4000 Fundsachen an. „Die Zahlen sind recht konstant, ausgenommen das Jahr 2020, hier waren es deutlich weniger Fundsachen auf Grund der Lockdowns“, sagte Güldner.

In Cottbus „verlor“ jemand einen Elektro-Vertikutierer für die Rasenpflege, eine Tüte voller Süßigkeiten und eine Postkarte, die am 20. April 1959 versandt worden war. „Als wertvollster Gegenstand fand sich im vergangenen Jahr ein Elektroroller im Fundbüro wieder“, sagt Stadtsprecher Jan Gloßmann über die 1132 Fundsachen  2022. Das ist etwas mehr als in den Corona-Jahren 2020 und 2021.

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Peggy Samusch (l.) und Claudia Schulze vom Wittstocker Fundbüro mit einem Kinder-Rucksack und einem Karton mit verbummelten Schlüsseln.
Peggy Samusch (l.) und Claudia Schulze vom Wittstocker Fundbüro mit einem Kinder-Rucksack und einem Karton mit verbummelten Schlüsseln.dpa/Christian Bark

Durst in Oranienburg: Kiste Bier verloren

In Oranienburg haben sie ein Elektromobil im Fundbüro eingelagert, ebenso einen Kinderwagen gefüllt mit Kleidung und Lebensmitteln, wie Stadtsprecherin Eike-Kristin Fehlauer berichtet. „Außerdem kam schon ein Kasten Bier und ein Zimmerspringbrunnen im Fundbüro an“, sagt sie. In Oranienburg sind die Menschen grundsätzlich weniger unaufmerksam, nur 180 Fundsachen sind es jedes Jahr.

Bis zu 60 Fundgegenstände, meist Fahrräder, kommen jährlich im Fundbüro der Stadt Wittstock  zusammen. Wie Peggy Samusch vom Bürgeramt mitteilte, gehörte auch schon mal ein Gebiss zu den Fundsachen. Außerdem registriert das Fundbüro auch Fundtiere, die dann in einem nahe gelegenen Tierheim betreut werden. „Darunter schon mal ein Kanarienvogel, der sich in eine Sparkassenfiliale verflogen hatte“ berichtet Samusch. Und eine Schildkröte (die sind ja – schwupps – immer so schnell weg) war bis zu einem Friedhof gelaufen.

Fundsachen werden vielfach online versteigert

Meldet sich innerhalb eines halben Jahres kein Eigentümer, werden die Fundsachen entweder vernichtet oder versteigert. In Wittstock geschieht das bevorzugt auf größeren Veranstaltungen. Seit 2021 nutzt die Stadt aber auch ein Online-Auktionsportal. Dort versteigert das Büro noch bis zum kommenden Montag (9. Januar) zehn Fahrräder und einen Kinderwagen. Der Erlös fließt in die Stadtkasse.

Finder können bei der Abgabe auch einen Eigentumserwerb anmelden und die Sachen nach Verstreichen der Frist gegen eine Verwaltungsgebühr behalten. Meldet sich dann trotzdem ein Eigentümer mit entsprechendem Beweis, kann dieser auch von der Stadt ausbezahlt werden. „Die Frist beträgt hier insgesamt drei Jahre“, sagt Samusch.

Die Mengen der Funde des Zentralen Fundbüros in Berlin ist naturgemäß größer als in brandenburgischen Städten.
Die Mengen der Funde des Zentralen Fundbüros in Berlin ist naturgemäß größer als in brandenburgischen Städten.dpa/Paul Zinken

In Wittstock ist die Liste mit Fundgegenständen und -tieren online über die Stadtseite einsehbar. Seit diesem Jahr werden zudem die im Oranienburger Bürgeramt abgegebenen Fundsachen auf der Website „Fundbüro Deutschland“ veröffentlicht. Eine öffentliche Datenbank gibt es in Potsdam nicht, hier kann laut Güldner aber jeder Bürger telefonisch, schriftlich oder persönlich nach Fundsachen fragen.

Die meisten Fundgegenstände in Brandenburgs Fundbüros gehen nicht zurück an ihre Besitzer. In Oranienburg sind es nur 20 Prozent der Fundsachen, in Cottbus immerhin bis zu 30 Prozent und in Potsdam nur rund 15 Prozent.