Auch die Filiale in der Müllerstraße im Wedding ist von Schließung bedroht.
Auch die Filiale in der Müllerstraße im Wedding ist von Schließung bedroht. Imago/Zeitz

Eines ist jetzt schon sicher: Der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof ist finanziell so angeschlagen, dass in ganz Deutschland Filialen schließen müssen – wohl auch in Berlin. Mit schlimmen Folgen für die Kieze. Eine Stadtforscherin befürchtet, dass ganze Innenstadtbereiche verelenden.

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Hiobsbotschaft für Kiez und Mitarbeiter. Mindestens ein Drittel der Filialen soll schließen, kündigte Chef Miguel Müllenbach an, auch betriebsbedingte Kündigungen seien geplant. 

Ein mögliches Aus weiterer Filialen des angeschlagenen Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof gefährdet aus Sicht der Stadtforscherin Ricarda Pätzold in Kommunen auch die Entwicklung in Fußgängerzonen und angrenzenden Kiezen. „In vielen Fällen stünde da nach einer Schließung einfach eine große Immobilie, die langsam vor sich hin bröckelt“, sagte Pätzold vom Institut für Urbanistik. „Man hätte eine Leerstelle, die sich auch auf den Kiez auswirkt.“

Stadtforscherin befürchtet, dass die geschlossenen Filialen verfallen

So stehen manche Warenhäuser mitten in Wohngegenden, wie etwa die Karstadt-Filiale am Leopoldplatz in Berlin-Wedding. Solche Standorte seien auch ein sozialer Treffpunkt, der dann wegfallen würde, sagte Pätzold.

Trotz der zurückgehenden Nachfrage haben die traditionsreichen Warenhäuser aus Sicht von Pätzold nach wie vor eine überregionale Ausstrahlung. Viele Menschen kämen dorthin auch von weiter her zum Einkaufen. Im Falle einer Schließung würden sie wegbleiben. „Und dann wäre die Frage, wie sich das auf die umliegenden Geschäfte auswirkt“, betonte die Stadtforscherin.

Angesichts der Größe mancher bedrohten Filiale äußerte sich die Expertin skeptisch, dass schnell eine Anschlussverwendung für die Flächen gefunden werden könne. „Da müsste erstmal eine Idee entwickelt werden, was mit dem Gebäude wird.“ Untersuchungen zeigten, dass es im Schnitt rund vier Jahre dauern könne, bis eine solche Idee gefunden und auf den Weg gebracht sei. Viel Zeit, in der das Gebäude weiter verfiele.

Mehr als 40 Filialen sollen geschlossen werden

Galeria Karstadt Kaufhof, der letzte große deutsche Warenhauskonzern, kämpft seit Jahren ums Überleben. Ende Oktober musste das zum Handelskonzern Signa gehörende Unternehmen zum zweiten Mal innerhalb von weniger als drei Jahren Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen.

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Ersten Ankündigungen zufolge will das Unternehmen im Rahmen der Sanierungsbemühungen mehr als 40 seiner verbliebenen 131 Kaufhäuser schließen. Der Handelsriese mit seinen 17.000 Mitarbeitern ist noch in 97 deutschen Städten vertreten. Der Warenhauskonzern rechnet erst Anfang nächsten Jahres mit einer Entscheidung darüber, welche Filialen weitergeführt werden. Die Gewerkschaft Verdi kämpft in betroffenen Städten um den Erhalt der Standorte.

In Berlin gibt es derzeit nach Unternehmensangaben noch zehn Filialen. Auch hier ist noch offen, ob und wie es für sie weiter geht.