Über Berlin meckern ist leicht, stolz auf die Stadt sein aber auch

Berlin ist Märchen und Moloch: 24 Gründe, warum Berlin einmalig ist

Dit ist Berlin, diese 24 Dinge gibt es nur hier.

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Winterliches Panorama von Berlins Innenstadt zur Dämmerung. Weltstadt mit großem Flair.
Winterliches Panorama von Berlins Innenstadt zur Dämmerung. Weltstadt mit großem Flair.IMAGO/Dirk Sattler

Berlin ist knorke, spitze und manchmal auch brachial. Dass unsere Stadt in vielerlei Hinsicht einzigartig ist, fühlt jeder Berliner, der nach Abwesenheit endlich wieder den Fernsehturm erblickt, die Stadtgrenze mit den winkenden Bären auf der Autobahn passiert. Dit hier is Heimat, klopft dann das Herz.

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Auch wenn uns im Alltag so manches nervt an Berlin, ab und an hilft es, die Dreckecken und institutionellen Ärgernisse einmal zu vergessen und sich zu erinnern: Berlin ist Märchen und Moloch, Stadt im ständigen Wandel. Keene andere Stadt kommt da mit. Inspiriert von einem jüngst im Jaron-Verlag erschienenen Buch von Arnt Cobbers, „Die kiekste, 333 Gründe warum Berlin einmalig ist“, haben wir für Sie die 24 Gründe gefunden, warum Berlin einfach unerreicht und einzigartig ist. 

1. Heißt es im Prenzlauer Berg, in Prenzlauer Berg oder auf dem Prenzlberg?

An den Feinheiten der Berliner Kieze kann man schon mal verzweifeln: als Zugezogener hat man kaum eine Chance, es gleich richtig zu machen. Denn logisch erschließen lassen sich die Attribute, die mit den Bezirken verwendet werden, nicht. Man wohnt nicht etwa in, sondern im Prenzlauer Berg. In Kreuzberg ist es genau andersrum. Hier heißt es: ich wohne in Kreuzberg. Im Wedding lässt sich ebenso fein hausen wie auch nebenan in Gesundbrunnen. Berlin für Fortgeschrittene. 

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Wohnen im Prenzlauer Berg. Der Ökomarkt am Kollwitzplatz ist für die Berliner dieser Gegend stets einen Besuch mit Einkauf wert.
Wohnen im Prenzlauer Berg. Der Ökomarkt am Kollwitzplatz ist für die Berliner dieser Gegend stets einen Besuch mit Einkauf wert.imago/Müller-Stauffenberg

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2. Ein geliebtes Kind hat viele Namen – die U-Bahnstation mit den meisten Namen liegt in Berlin

Namen sind Schall und Rauch, dieser Berliner U-Bahnhof wechselte seinen Namen so oft wie kein anderer: 1930 eröffnete die Station der Linie U5, damals Linie E, unter dem Namen Petersburger Straße. Ab 1946 wurden Schilder abmontiert, neue kamen. Darauf stand dann Bersarinstraße. 1957 stieg man an gleicher Stelle am Frankfurter Tor aus, ab 1991 am Rathaus Friedrichshain. Nur fünf Jahre später wieder an der Petersburger Straße. Heute heißt der Bahnhof wieder Frankfurter Tor und man mag sich gar nicht vorstellen, wie nervig es war, alle Pläne und Karten anzupassen.

3. Berlin, Stadt der Laubenpieper

Wohl dem, der einen Garten in der Stadt hat, oder einen kennt der einen Schrebergarten sein Eigen nennt. Nach Feierabend noch ein bisschen buddeln, dann ein Bierchen auf und den Grill an. In Berliner Kleingärten ticken die Uhren der sonst so hektischen Weltstadt anders. Den Anzug tauschen Manager hier mit der Gartenschere. Berlin hat über 60.000 Kleingärten, mehr als jede andere Stadt in Deutschland. 

 Ein junges Paar steht vor einem neu angelegten Weg in seinem Schrebergarten.  
Ein junges Paar steht vor einem neu angelegten Weg in seinem Schrebergarten. imago/photothek

4. Türken, Russen und Vietnamesen – Berlin ist bunt

In „Charlottengrad“ leben seit 1919 viele Russen, in Berlin gibt es außerdem die größte Türkische Community außerhalb der Türkei und in Lichtenberg mit dem Dong-Xuan-Center auf dem einstigen Gelände des VEB Elektrokohle Lichtenberg die größte vietnamesische Markthalle nach der in Hanoi. Sage noch mal einer, Berlin sei keine bunte Stadt. Und das ist sie schon seit Jahrhunderten. Denken Sie an die Hugenotten, die Berlin in Sachen Kultur, Sprache und Wirtschaft auf lange Sicht bereicherten. Heute leben Menschen aus 180 Staaten in Berlin. Damit zählt die Stadt zu den buntesten der Welt.

5. Berlin hat das größte Tierheim Europas

Berliner und ihre Tiere. Eine Liebe, die zuweilen auch Opfer hervorbringt. Berlin hat das größte Tierheim Europas, regelmäßig platzt es aus allen Nähten. 22 Fußballfelder groß ist die Anlage in Falkenberg. Besser wäre, man bräuchte weniger Platz. 

6. Filmstadt Berlin

Hier wird Filmgeschichte bewahrt. Im Berliner Videodrom in Kreuzberg finden sich 35.000 Filme auf DVD oder VHS. Eine einzigartige Institution in der Stadt. Netflix mit seinen 4000 Filmen kann da einpacken. Es heißt, manche Filme im Videodrom seien noch nie ausgeliehen worden. Die Mitarbeiter sind wahre Filmkenner. Ein Filmschatz, den Berlin sich weiter leisten sollte. Gehen Sie mal hin. „Der Sommer war finanziell für uns eine Katastrophe, und wir können Eure Unterstützung gut gebrauchen!“, schreiben die Betreiber. 

7. Erstes Elektroauto 1905 in Berlin

Viktoria so hieß das erste E-Auto, das 1905 von Siemens Schukert in Berlin gebaut wurde. 30 km/h Höchstgeschwindigkeit, 80 Kilometer Reichweite. Ein Anfang. Heute doktert Berlin an der Ladesäulen-Infrastruktur an Laternenmasten.

8. Unions Weihnachtssingen

2003 fing es mit 89 Verrückten an, heute sind es 28.000 Menschen, die jedes Jahr im Stadion an der Alten Försterei gemeinsam Weihnachtslieder singen. Gänsehaut-Feeling. 

Weihnachtssingen bei Union im  Stadion an der Wuhlheide. Die Stimmung ist feierlich und großartig.
Weihnachtssingen bei Union im Stadion an der Wuhlheide. Die Stimmung ist feierlich und großartig.imago/Nordphoto

9. Berühmte Gemälde auf der Resterampe

Rembrandts Gemälde „Der Mann mit dem Goldhelm“ war eines der berühmtesten Gemälde der Welt. Tausende strömten, es zu sehen. Bis man herausfand, dass es einer seiner Schüler gemalt hatte. Heute hängt der Behelmte im Untergeschoss des Berliner Kulturforums und keinen interessiert das Bild mehr. Dabei ist es doch noch genau so schön. Gemein irgendwie. 

10. Döner und Currywurst

Zwei Gastronomen prägten die Stadt wie kein Sterne-Koch: Herta Heuwer – sie erfand 1949 die Currywurst. Und Kafir Nurman, er packte 1972 den ersten Döner ins Brot. Bei beiden ist die Soße ausschlaggebend für den Genuss. 

Die legendäre Currywurst mit Spezialsoße von Konnopke.
Die legendäre Currywurst mit Spezialsoße von Konnopke.imago/Arnulf Hettrich

11. Bettenburg in Neukölln

Das größte Hotel Deutschlands steht in Neukölln. Das Estrel wurde 1994 eröffnet und hat 1125 Zimmer. Bald sollen es 2000 sein. Ab 5000 Einwohner ist man eine Kleinstadt.

12. Todesmutiges Experiment

Der 24-jährige Berliner Werner Forßmann nahm als Assistenzarzt in Eberswalde ein waghalsiges Experiment in Angriff. Er legte sich 1929 selbst einen Harzkatheter. Die Fachwelt zeigte sich unbeeindruckt. Erst 1956 erhielt Forßmann den Nobelpreis für seine mutige Forschung.

13. Relativitätstheorie in Berlin geschrieben

Albert Einstein schrieb seine berühmte Relativitätstheorie in Berlin in seiner Wohnung am Bayerischen Platz nieder. 

Albert Einstein, ca. 1935 
Albert Einstein, ca. 1935 imago/Courtesy Everett Collection

14. Kennen Sie Berliner Schnitzel?

Es gibt ja vieles, was nach Berliner Art zubereitet werden kann. Leber, Boulette oder Berliner Weiße. Zum Glück gibt es das Berliner Schnitzel nicht mehr in den Restaurants der Stadt: das ist eine Scheibe gekochtes, dann paniertes und gebratenes Kuheuter. Klingt köstlich. 

15. Schulrevolutionär ohne Schulbildung

Kinder zu Menschen erziehen, nicht zu Berufstätigen: diese Maxime stammt vom Sprachwissenschaftler Wilhelm von Humboldt. Der Erfinder des Abiturs und des dreigliedrigen Schulsystems hatte übrigens selber nie eine Schule besucht. So was gibt’s auch nur in Berlin.

16. Gegen Kopfschmerzen, Lärm und Kinder

Die Spalt-Kopfscherztablette wurde in Berlin-Pankow erfunden. Die Firma Max Baginski landete den Marketing-Coup. Auch das Kondom ohne Naht ist seit Julius Fromm aus dem Prenzlauer Berg ein Berliner. Ebenso der Knirps, die Thermoskanne und das Ohropax – alles Erfindungen aus Berlin. So Start-ups, jetzt seid ihr dran. 

17. Uni mit direktem Draht ins All

Die Berliner TU ist weltweit eine der Universitäten mit den meisten Satelliten im All. Über 20 funken ihre Daten direkt in die Marchstraße in Charlottenburg. Dort befindet sich das Institut für Luft und Raumfahrt.

18. Tempelhofer Feld doppelt so groß wie Monaco

Ein Feld mitten in der Stadt. Über viereinhalb Quadratkilometer groß mit seltenen Vögeln und jeder Menge Platz. Das gibt es wohl in keiner anderen Großstadt. Mal sehen, wie lange sich Berlin diesen wunderbaren Luxus noch leistet. 

Der ehemalige Flughafen Tempelhof, das Tempelhofer Feld, aus der Luft. 
Der ehemalige Flughafen Tempelhof, das Tempelhofer Feld, aus der Luft. dpa/picture alliance / Bernd Von Jutrczenka

19. Die Puppen tanzen lassen

Es gibt nur zwei Hochschulen in Deutschland, an denen man die Kunst des Puppenspielens lernen kann. Die eine in Stuttgart, die andere in Berlin. An der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch lernen Studenten im Studiengang „Zeitgenössische Puppenspielkunst“.

20. Berlin ist grün

Während viele der beliebtesten Städte der Welt echte Betondschungel sind, verfügt Berlin über mehr als 2500 Parks. Von Mauerpark und Tiergarten über Vikroriapark bis Schloßpark gibt es für jeden Geschmack ein grünes Fleckchen.

Viele Berliner und Touristen genießen im Berliner Mauerpark einen ungewöhnlich warmen Herbsttag. Es wird gegrillt und Straßenkünstler treten an verschieden Orten im Park auf. 
Viele Berliner und Touristen genießen im Berliner Mauerpark einen ungewöhnlich warmen Herbsttag. Es wird gegrillt und Straßenkünstler treten an verschieden Orten im Park auf. imago/Seeliger

21. Spätis und Wegbier

Im Sommer ist das Leben in Berlin einfach. In den Späti und ein Wegbier kaufen, dann mit netten Menschen schlendern gehen oder in einem der Parks (siehe oben) Rast machen. Berlin ist wie keine andere Stadt unkompliziert und tolerant. Mach doch einfach, ist die Devise. 

Spätkauf, Joachimsthaler Straße, Charlottenburg
Spätkauf, Joachimsthaler Straße, Charlottenburgimago/Schöning

22. Ein verlassener Vergnügungspark

Der Spreepark in Berlin war bis 2002 ein großer Freizeitpark mitten in der Hauptstadt und bis zum Jahr 1989 der einzige Freizeitpark der DDR. Nach der Wende kam eine Eisenbahn, ein Karussell mit Bechern und drei Meter hohe Dinosaurier sowie Mammuts dazu. Als der Park pleiteging, blieben viele der Attraktionen einfach stehen. Heutzutage ist der verlassene Freizeitpark ein beliebtes Ausflugsziel für Spaziergänger.

23. Berliner Markthallen

Gleich mehrere Markthallen kann Berlin aufweisen. Jede ist auf ihre Weise einzigartig und einen Besuch wert. Vor allem regionale Köstlichkeiten werden in der Arminius-Markthalle, in der Markthalle Neun oder in der Marheineke-Markthalle angeboten. So werden die Stände zu einem Schaufenster für Berlins Produzenten. 

24. Berlin ist die Marzipanhauptstadt Deutschlands

Ein Großteil des deutschen Marzipans wird in Neukölln hergestellt. Die Firmen Lemke und Moll produzieren Rohmarzipan, das dann von deren Kunden verarbeitet wird. Kann also gut sein, dass die Marzipankartoffeln auf Ihrem bunten Teller Berliner sind.