Fünf Jahre nach der Air-Berlin-Pleite: Hunderttausende Passagiere warten bis heute auf ihr Geld – jetzt werden sie weiter vertröstet
Es werden voraussichtlich noch Jahre vergehen, bis sie erfahren, ob und wie viel Geld sie gegebenenfalls noch erhalten

Sie hatten Tickets gekauft, nach München, Mallorca oder in die Karibik. Manchmal Tausende Euro ausgegeben. Doch dann ging die Fluggesellschaft Air Berlin pleite, bevor sie ihre Flüge antreten konnten. Hunderttausende Passagiere warten bis heute auf eine Entschädigung. Erst 16.000 Kunden haben Geld erhalten.
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Fünf Jahre nach der Pleite der Air Berlin haben erst einige Tausend Fluggäste Erstattungen für ihre Tickets erhalten. Nach Angaben des Insolvenzverwalters sind an 16.000 Kunden insgesamt drei Millionen Euro ausbezahlt worden. Sie hatten ihr Ticket nach dem Insolvenzantrag am 15. August 2017 gekauft. Weil Air Berlin in jenem Herbst den Flugbetrieb einstellte, konnten sie es aber nicht mehr nutzen. Die Erstattungen waren durch ein Treuhandkonto abgesichert, das nach der Insolvenz eingerichtet worden war.
Es dauert noch mindestens fünf Jahre, bis es Geld gibt
Hunderttausende andere Passagiere der einst zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft warten als Gläubiger aber noch auf Geld – diejenigen, die vor dem Insolvenzantrag Tickets gekauft hatten. Es werden voraussichtlich noch Jahre vergehen, bis sie erfahren, ob und wie viel Geld sie gegebenenfalls noch erhalten.
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„Bei einem Verfahren dieser enormen Ausmaße wird dies wohl noch mindestens fünf Jahre dauern“, teilt ein Sprecher des Insolvenzverwalters Lucas Flöther mit. „Die Zahl von weit über einer Million Gläubigern ist in der deutschen Insolvenz-Geschichte unseres Wissens ohne Beispiel.“ Entsprechend langwierig und aufwendig sei es, die Forderungen zu prüfen. Rund 1,1 Millionen Forderungen seien geprüft worden.
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Air Berlin hatte einst 8000 Beschäftigte
Parallel versucht Flöthers Team, Forderungen der Air Berlin durchzusetzen. Dreistellige Millionenbeträge erhofft sich der Insolvenzverwalter etwa vom Finanzamt, von früheren Geschäftsleitern sowie von der Deutsche-Börse-Tochter Clearstream. Gescheitert sind die Versuche, vom früheren Großaktionär Etihad Schadenersatz zu erstreiten sowie wertvolle Treibhausgas-Emissionsrechte einzuklagen.
Das Inventar der Fluggesellschaft ist längst versteigert. Flugzeugmodelle, Servierwagen, Schoko-Herzen und anderes fanden in Auktionen 2018 ihre Abnehmer.
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Die verlustreiche Air Berlin mit einst 8000 Beschäftigten hatte 2017 Insolvenz angemeldet. Besonders Billigflieger wie Eurowings, Easyjet oder Ryanair füllten die Lücke. Die meisten Beschäftigten fanden nach ihrer Kündigung zwar bald wieder Arbeit, verdienten nach Gewerkschaftsangaben häufig aber deutlich weniger als noch bei Air Berlin.