„Fuck you Putin“: Wie Berlins Graffiti-Künstler Farbe bekennen. Wo man die Graffitis findet
„Wenn ein Diktator in ein Land einfällt, muss man zeigen, dass es auch eine andere Seite gibt und diese unterstützen“, sagt Sprayer Tobo.

Vor fast sieben Wochen, am 24. Februar, fielen russische Truppen in die Ukraine ein. Das, was Russlands Präsident Wladimir Putin schönrednerisch als militärische Spezialoperation bezeichnet, hat sich zu einem mörderischen Krieg entwickelt. Mit Zehntausenden Toten, traumatisierten Menschen, Massakern wie in Butscha, völlig zerbombten und zerstörten Städten wie Mariupol.
Nicht nur in Deutschland, sondern überall in der Welt, gehen Menschen auf die Straße, um den gegen Krieg, für Frieden zu protestieren. Die Ostermärsche könnten in diesem Jahr Zulauf wie lange nicht bekommen. Auch Künstler engagieren sich. Mit Konzerten, Ausstellungen. Am schnellsten sind wieder mal die Streetart- und Graffitikünstler, die im wahrsten Sinne des Wortes Farbe bekennen.
An der alten Stammbahnbrücke im Wald von Dreilinden kurz hinter der Stadtgrenze von Berlin haben sich die Streetart-Künstler Tobo und Asok41 zusammengetan. „Fuck Putin“ steht im Patch-Style an der Backsteinwand, im Hintergrund eine brennende, in sich zusammenstürzende Stadt, Soldaten, Menschen die Molotow-Cocktails werfen.
Sprayer Tobo: Es geht um Freiheit, Selbstbestimmung
Für den Schöneberger Sprayer Tobo war klar, dass der Ukraine-Krieg auch in seine Kunst einfließt. Es gehe hier um generelle Menschheitsinteressen. Um Freiheit, Selbstbestimmung. „Wenn ein Diktator wie Putin in ein Land einfällt, muss man zeigen, dass es auch eine andere Seite gibt, und diese unterstützen“, sagt er. Und dann stecke auch noch der Glaube dahinter, dass je mehr ihre Meinung sagen und zeigen, desto mehr sich sich aus der Deckung trauen und sich von so einem wie Putin nicht einschüchtern lassen.
Nur ein paar Meter weiter das nächste Tobo-Bild mit seiner Figur Erik Rotheim. Ein Herz, eine Friedenstaube, die ukrainische Flagge und der Slogan „Make Love Not War".

Bomber von Deer Berlin werfen Herzen ab
Im Park am Nordbahnhof hat die Künstlerin liz_art_berlin ihre Botschaft hinterlassen. Eine weiße Friedentaube, die auf schwarzem Grund ihre Flügel über sieben Buchstaben ausbreitet: „Stop War“ steht da. Am Eingang zum S-Bahnhof Nordbahnhof das nächste Kunstwerk, schon vor dem Krieg entstanden, aber genau passend. Deer Berlin lassen Bomber über eine Stadt-Silhouette fliegen. Doch sie werfen keine zerstörerischen Bomben, sondern rote Herzen ab.

Der Sprayer Nemo.Berlin zeigt an der Rückwand der Sporthalle, die zur 21er-Galerie in Moabit gehört, seinen überlebensgroßen Panda mit dem Peace-Zeichen. Auch an der Graffiti-Mauer im Mauerpark waren schon kurz nach Kriegsausbruch die ersten Graffiti zu sehen – von Eme Freethinker, S.G. Raum oder Edga.
