Die Fuchs-Dame Maxi ließ sich gern fotografieren, blieb aber sonst auf Abstand.
Die Fuchs-Dame Maxi ließ sich gern fotografieren, blieb aber sonst auf Abstand. privat

Ich habe in meiner wöchentlichen Tier-Kolumne schon über viele Dinge geschrieben, bei denen Tier-Freunden das Herz blutet – doch in dieser Woche ist mir ein Fall begegnet, von dem ich Ihnen unbedingt erzählen muss, weil er mich absolut fassungslos macht. Die Hauptdarsteller: Eine schöne Fuchs-Dame, die beschauliche Siedlung Großstückenfeld bei Mühlenbeck in Brandenburg – und ein brutaler Tierquäler. Es ist eine Geschichte, die mir persönlich sehr zu Herzen geht. Und ich werde Ihnen erzählen, warum es so ist.

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Fuchs-Dame wurde mit einer illegalen Schlagfalle hingerichtet

Was ist passiert? Bereits am Ostersonntag wurde auf einem verlassenen Grundstück in der Siedlung eine verendete Füchsin entdeckt. Der Grund ihres Todes: Sie hatte sich mit der Pfote in einer sogenannten Schlagfalle verfangen – sie wurde illegal aufgestellt. Mitarbeiter der Wildtierrettung wurden alarmiert, doch dem schönen Tier konnte nicht mehr geholfen werden.

Die beiden Füchse wurden im Laufe der Zeit zu den Maskottchen der Siedlung.
Die beiden Füchse wurden im Laufe der Zeit zu den Maskottchen der Siedlung. privat

Besonders dramatisch ist der Tod der Füchsin aus zwei Gründen: Zum einen waren ihre Zitzen laut einem Bericht des „Oranienburger Generalanzeiger“ prall gefüllt – sie versorgte also offenbar Fuchsbabys. Zum anderen wurde die Fuchsdame noch am Morgen quicklebendig gesehen – denn sie war in der Region keine Unbekannte. Im Gegenteil: Laut Anwohner Henrik Lehmann war sie das Maskottchen der Siedlung Großstückenfeld. Die Anwohner und Anwohnerinnen tauften sie auf den Namen „Maxi“ – und ihren Begleiter, der oft mit ihr zu sehen war, auf „Max“.

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Die Anwohner versuchten noch, die Jungtiere der Fuchs-Dame zu finden

Nun ist die Siedlung in Aufruhr. Die Anwohner versuchten noch, die Jungtiere zu finden, sogar Drohnen und Hunde sollten dabei helfen – doch der Erfolg blieb aus. „Wir wissen nicht, wem die Falle gehört und wer sie ausgelegt hat“, sagte Lehmann der Zeitung. Er setzte 200 Euro Belohnung für Hinweise aus. Weitere 200 Euro kommen von einem anderen Anwohner der Siedlung. Und: Die Tierschutzorganisation „Peta“ bekam inzwischen Wind von der Geschichte, erhöhte um weitere 1000 Euro.

Die Fuchs-Dame Maxi und ihr Begleiter Max wurden in der Siedlung immer wieder gesehen.
Die Fuchs-Dame Maxi und ihr Begleiter Max wurden in der Siedlung immer wieder gesehen. privat

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„Der Tierquäler, der die illegale Schlagfalle ausgelegt hat, muss gefunden und zur Rechenschaft gezogen werden“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. „Ein so gefangenes Tier muss entsetzlichen Schmerzen durchleiden, bis es entdeckt wird oder qualvoll stirbt. Auch Menschen können durch solche Vorrichtungen schwer verletzt werden. Trotzdem ist der Einsatz sogenannter Totschlagfallen in Brandenburg unter bestimmten Bedingungen noch immer erlaubt. Wir fordern die Landesregierung auf, die grausame Fallenjagd endlich konsequent zu verbieten.“

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Tote Fuchs-Dame in Großstückenfeld: Tierschützer setzen Belohnung aus

Mich bewegt die Geschichte sehr – sie weckte sofort Erinnerungen an eine Fuchs-Dame, die ich aus meiner Heimat kenne. Ich wuchs in Schmilka auf, einem kleinen Örtchen in der Sächsischen Schweiz. Rund 100 Einwohner lebten dort, bevor ich nach Berlin zog. Und: Auch wir hatten zeitweise eine Füchsin, die immer wieder gesehen wurde. Und die sich heimlich zu einer Art Maskottchen des Dorfes entwickelte. Sie wurde – obwohl man das eigentlich nicht tun sollte – von einzelnen Anwohnern sogar gelegentlich mit kleinen Leckereien überrascht.

Mit einer Schlagfalle wurde die Fuchs-Dame förmlich hingerichtet.
Mit einer Schlagfalle wurde die Fuchs-Dame förmlich hingerichtet. privat

Die Liebe der Dorfbewohner wurde ihr aber zum Verhängnis. Eines Tages im Oktober 2009 versuchte sie, über einen Zaun zu klettern, schaffte es aufgrund ihrer Fettleibigkeit aber nicht mehr. Die Fuchs-Dame rutschte ab, blieb mit dem Kopf zwischen zwei Zaunlatten hängen und erstickte.

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Tiere können den Bewohnern kleiner Ortschaften ans Herz wachsen

Wer die Füchsin kannte, trauerte – und wir beschlossen, dem Tier ein kleines Denkmal zu setzen. Es wurde Geld gesammelt, der Fuchs landete beim Präparator. In wessen Wohnzimmer das einstige Maskottchen des Ortes heute steht, kann ich nicht sagen. Aber ich weiß: Der Präparator legte der ausgestopften Füchsin eine kleine Fischgräte zwischen die Beine, eine Mahnung.

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Ich weiß also: Tiere können, so wild sie auch sind, solchen kleinen Ortschaften ans Herz wachsen. Umso weniger kann ich verstehen, wie jemand es übers Herz bringen kann, eine solche Falle aufzustellen. Denn: Die Tiere taten offenbar nichts, ließen sich zwar gern fotografieren, blieben aber sonst auf Abstand, hieß es im „Oranienburger Generalanzeiger“. Ich hoffe, dass der Täter geschnappt wird. Und dass er für das illegale Aufstellen der Falle am Ende die Strafe bekommt, die er verdient.

Florian Thalmann schreibt jede Woche im KURIER über Tiere.
Kontakt in die Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com