Du bist nicht alleine, du bist nicht vergessen

Friedhöfe sind UNESCO-Weltkulturerbe

Nicht nur das Bierbrauen, sondern auch die deutsche Friedhofskultur ist seit März immaterielles Kulturerbe der UNESCO. Jetzt startet in Berlin eine bundesweite Aktion, um darauf aufmerksam zu machen.

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Statue auf dem Berliner Georgen Parochial Friedhof.<br><br>
Statue auf dem Berliner Georgen Parochial Friedhof.

Auf Empfehlung der Deutschen UNESCO Kommission ist die deutsche Friedhofskultur zum Immateriellen Kulturerbe ernannt worden. Friedhofskultur, das umfasst die Friedhofsgestaltung, die Bestattungspraxis sowie Trauer- und Erinnerungsrituale. Als immaterielles Kulturerbe wird gewürdigt, dass mit der Friedhofskultur in Deutschland besonderes Wissen und Fertigkeiten verbunden sind. Bestattung, Landschaftsplanung, Gärtnern und Steinmetzhandwerk sind untrennbar mit Friedhöfen verbunden.  Dieses Wissen ist über Jahrhunderte gewachsen und kann an vielen alten Friedhöfen, die kulturell und historisch bedeutend sind, besichtigt werden.

Friedhöfe sind Spiegel der Gesellschaft, längst nicht nur kommunale oder christliche Orte. Auch  jüdische Friedhöfe und muslimische Grabfelder sind Teil der deutschen Friedhofskultur. „In der lebendigen Kultur auf Friedhöfen werden nicht nur individuelle Beziehungen sichtbar; die Friedhofskultur ist insgesamt ein wichtiger Teil unseres gemeinsamen Gedächtnisses. Denn sie zeigt, wie wir, wie die Gesellschaft mit Tod und Sterben umgeht, wen wir und wie wir erinnern. Seit alters her stellt die Friedhofskultur eine Beziehung zwischen Diesseits und Ewigkeit her, stellt die kulturellen Gesten der Erinnerung oft in einen religiösen Horizont. Ich bin dem Kuratorium Immaterielles Kulturerbe für seinen Einsatz für die Friedhofskultur sehr dankbar. Mit der Auszeichnung verknüpft sich die Hoffnung, dass noch mehr Menschen für die Bedeutung der Friedhofskultur sensibilisiert werden.“ sagte Bischof Christian Stäblein, Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

Friedhöfe wandeln sich, aktuell nimmt beispielsweise die Zahl der Urnenbestattungen zu und verändert damit nicht nur das Erscheinungsbild der Friedhöfe, sondern auch die gelebte Friedhofskultur. „Immaterielles Kulturerbe“ – das ist kein musealer Stillstand, sondern es will im Gegenteil zeigen, dass dieses Kulturerbe mitten im Leben steht und zutiefst sozial ist. Friedhofskultur bedeutet: Du bist nicht alleine, Du bist nicht vergessen, Dein Leben gewinnt trotz des Verlustes wieder eine Perspektive.“, sagte Erzbischof Heiner Koch, Erzbistum Berlin.