Fridays für Future watscht Letzte Generation ab
Umweltaktivisten gegen Umweltaktivisten: Fridays for Future wirft den Klima-Klebern vor, mit ihren Protestaktionen die Gesellschaft zu spalten.

Ab Montag, dem 24. April, wollen 700 Klima-Kleber der Letzten Generation den Verkehr in Berlin komplett zum Erliegen bringen. Gegenwind gibt es jetzt von überraschender Seite: Die Klimaschutzbewegung Fridays for Future distanziert sich mit harschen Worten von den Aktionen der sogenannten Aktivisten.
Lesen Sie auch: Shopping fällt heute aus: Kaufhof, Karstadt und Ikea werden bestreikt>>
Fridays for Future wirft der Letzten Generation vor, mit ihren Protestaktionen die Gesellschaft zu spalten. „Die Klimakrise braucht gesamtgesellschaftliche Lösungen und die finden und erstreiten wir nur gemeinsam und nicht, indem wir Menschen im Alltag gegeneinander aufbringen“, sagt Sprecherin Annika Rittmann.
Von Blockaden in Hamburg seien insbesondere Pendler betroffen gewesen, „die es sich weder leisten können, in der Hamburger Innenstadt zu wohnen, noch durch den mangelnden Ausbau den ÖPNV nehmen können. Ähnliches ist in Berlin zu befürchten“. Aus gutem Grund setze Fridays for Future seit jeher auf andere Protestformen.
Ab dem 24. April wollen 700 Klima-Kleber Berlin komplett lahmlegen
Die Klima-Demos von Fridays for Future wurden von der Schwedin Greta Thunberg inspiriert, die sich im August 2018 erstmals zu einem „Schulstreik fürs Klima“ vor das Parlament in Stockholm gesetzt hatte.
Die Letzte Generation macht mit Straßenblockaden von sich reden, aber auch mit anderen umstrittenen Klebeaktionen etwa in Museen. Klimaaktivisten der Gruppe hatten am Donnerstag in Hamburg den beginnenden Oster-Reiseverkehr an wichtigen Stellen behindert – etwa vor dem Elbtunnel.
In der letzten Aprilwoche will die Gruppe bis in den Mai hinein Straßen in Berlin blockieren. „Ab Montag, dem 24. April, bringen wir Berlin friedlich durch Straßenblockaden zum Stillstand“, heißt es auf der Homepage. Am Sonntag davor (23. April) sei am Nachmittag am Brandenburger Tor eine Versammlung geplant.

Die Aktivisten fordern als Sofortmaßnahmen gegen den drohenden „Klimakollaps“ ein Tempolimit von 100 Stundenkilometern auf den deutschen Autobahnen sowie ein dauerhaftes 9-Euro-Ticket für Bus und Bahn.
Die Letzte Generation will an Schulen Nachwuchs rekrutieren
Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) fordert derweil die Landesregierungen auf, gegen von der Gruppe Letzte Generation angekündigte Rekrutierungsaktionen an Schulen aktiv zu werden. „Die Länder müssen dem einen Riegel vorschieben“, sagte Stark-Watzinger dem Tagesspiegel. Es sei richtig, dass sich junge Menschen für Klimaschutz einsetzten. Sie dürften aber nicht in der Schule „für widerrechtliche Aktionen der sogenannten Letzten Generation rekrutiert werden“.
„Bei den Aktivisten scheinen die letzten Hemmungen zu fallen“, sagt Stark-Watzinger weiter. Es wäre „ein wichtiges Signal, wenn sich Fridays und Teachers for Future distanzieren würden“. Die beiden Bündnisse Fridays for Future und Teachers for Future gelten als vergleichsweise gemäßigt.
Lesen Sie auch: Hier lebten DDR-Flüchtlinge: 70 Jahre Notaufnahmelager Marienfelde>>
Der bildungspolitischer Sprecher der Unionsfraktion, Thomas Jarzombek (CDU), forderte, Schulen dürften „keine Akquisitionsstätte für Aktivisten“ werden. Ohnehin sei bedauerlicherweise durch die Aktionen der Letzten Generation bei vielen Menschen die Stimmung in Sachen Klimaschutz gekippt, sagte Jarzombek.
Die bildungspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Ria Schröder, sagt: „Mehrere Mitglieder der Letzten Generation haben ein fragwürdiges Demokratieverständnis offenbart und einige wurden bereits strafrechtlich verurteilt.“ Schröder betonte: „Solche Leute eignen sich nicht als Vorbild für Schülerinnen und Schüler.“ Den Aktivisten dürfe in Schulen nicht „der rote Teppich ausgerollt“ werden, mahnte sie.