Der Prozess gegen den angeblichen Wunderheiler beginnt am kommenden Montag im Berliner Landgericht.
Der Prozess gegen den angeblichen Wunderheiler beginnt am kommenden Montag im Berliner Landgericht. Foto: Imago Images

Die Behandlung eines angeblichen Wunderheilers soll in Berlin dazu geführt haben, dass eine junge Frau zu Tode kam. Der Fall, der bereits mehrere Jahre zurückliegt, soll am kommenden Montag vor dem Landgericht Berlin verhandelt werden, teilte die Sprecherin der Berliner Strafgerichte, Lisa Jani, am Donnerstag mit. Angeklagt sind der Ehemann der Verstorbenen, seine Eltern und ein islamischer Wunderheiler, hieß es. Sie sollen die 22-jährige Frau dazu gedrängt haben, tagelang Salzwasser zu trinken, woran sie anschließend starb. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen Körperverletzung mit Todesfolge vor.

Nach Angaben der Sprecherin hatte sich der 35-jährige Ehemann des Opfers, Wajdi H., Rat bei seinem Eltern Widad A. und Mohamad H. geholt, da seine Ehefrau nicht schwanger wurde. Gemeinsam sollen sie Ende des Jahres 2015 den vermeintlichen Wunderheiler Mazen K. - einem sogenannten „Hodscha“ - konsultiert haben. Daraufhin soll die vier Angeklagten der damals 22-jährigen Frau über eine Woche lang hochkonzentriertes Salzwasser verabreicht haben, um einen angeblichen Teufel auszutreiben, den der „Hodscha“ für die Kinderlosigkeit des Ehepaares verantwortlich gemacht haben soll.

Der Wunderheiler zitierte während den Trinkprozeduren aus dem Koran

Ab dem 30. November 2015 sollen sie der Geschädigten jeden Tag anderthalb Liter Wasser verabreicht haben, das mit bis zu 64 Gramm Kochsalz angereichert gewesen sei. Die Beschuldigten sollen sich dabei abgewechselt haben, die Frau dabei zu beaufsichtigen. Die Geschädigte habe an einer Vorerkrankung und zusätzlich zur Tatzeit an einem Infekt gelitten.

„Aus Gehorsam habe sie das übelschmeckende Wasser zunächst getrunken. Ihr Gesundheitszustand habe sich jedoch aufgrund der Behandlung rapide verschlechtert, so dass sie die Wasserflasche nach einigen Tagen nicht mehr habe selbständig halten können“, erklärte Jani. Daraufhin hätten die drei Angeklagten die 22-Jährige festgehalten und ihr das Salzwasser eingeflößt. Der angebliche Wunderheiler soll die Trinkprozeduren zeitweise mit Lesungen aus dem Koran begleitet haben. Ihm wird Mittäterschaft vorgeworfen.

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Die Geschädigte sei am 7. Dezember 2015 nach erneuter Einnahme einer Portion Salzwasser, das mit einer tödlichen Dosis Salz (mindestens 64 Gramm) angereichert gewesen sei, zusammengebrochen und kurz darauf verstorben.