Tote Fische treiben im flachen Wasser des deutsch-polnischen Grenzflusses Oder.  Seit Anfang August waren aus dem deutsch-polnischen Grenzfluss tonnenweise toter Fisch und tote Muscheln geborgen worden. 
Tote Fische treiben im flachen Wasser des deutsch-polnischen Grenzflusses Oder.  Seit Anfang August waren aus dem deutsch-polnischen Grenzfluss tonnenweise toter Fisch und tote Muscheln geborgen worden.  Patrick Pleul/dpa

Als Anfang August die Schreckensmeldung durch das Land ging, dass Tausende Fische in der Oder verenden, waren viele Ursachen denkbar. Von einem gezielten  Anschlag über unkontrollierte die Einleitung von Chemikalien waren Spekulationen geäußert worden. Jetzt sind die Untersuchungen zur Umweltkatastrophe, die die Menschen am Fluss stark verunsichert hat, untersucht. Noch Ende dieses Monats sollen deutsche und polnische Berichte veröffentlicht werden. Einen gemeinsamen Bericht beider Länder wird es nicht geben, das Verhältnis zwischen Deutschen und Polen ist in der Oder- Frage belastet. 

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Doch bei der Umweltschutzorganisation Greenpeace arbeiten Deutsche und Polen noch zusammen, sie haben jetzt  die wahrscheinlichste Ursache für das Fischsterben ausgemacht. Greenpeace macht Salzeinleitungen im  polnischen Bergbau für Fischsterben in der Oder verantwortlich. 

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Das ist das Analyse-Ergebnis von 17 Wasser- und Bodenproben, die Ende August zwischen dem brandenburgischen Schwedt und der polnisch-tschechischen Grenze auf etwa 550 Kilometer Flusslänge genommen wurden, wie Greenpeace am Donnerstag in Hamburg mitteilte. Dabei habe das deutsch-polnische Team durchgehend hohe Werte von Salzen und Schwermetallen gemessen.

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Bergbausalze beförderten Algenwachstum 

Die höchsten Salzwerte fanden sich laut Greenpeace an einem Rückhaltebecken des Bergbaukonzerns KGHM in Gmina Polkowice (Woiwodschaft Niederschlesien). Dort habe der Salzgehalt 40-fach über den für Süßwasser empfohlenen Werten gelegen. Das salzhaltige Wasser begünstigt die Vermehrung giftiger Algenarten, wie Prymnesium parvum, die bei hohen Wassertemperaturen offenbar das Fischsterben ausgelöst haben.

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Save or Die: Jüngst war es in der Oder zu einem massenhaften Fischsterben kommen - die Umweltkatastrophe hatte zu Unstimmigkeiten zwischen Deutschland und Polen geführt. Auf deutscher Seite mehren sich Stimmen gegen einen weiteren Ausbau der Oder. 
Save or Die: Jüngst war es in der Oder zu einem massenhaften Fischsterben kommen - die Umweltkatastrophe hatte zu Unstimmigkeiten zwischen Deutschland und Polen geführt. Auf deutscher Seite mehren sich Stimmen gegen einen weiteren Ausbau der Oder.  Patrick Pleul/dpa

Vermeidbare Umweltkatastrophe an der Oder 

Diese Umweltkatastrophe war vermeidbar, hieß es von Greenpeace. „Hunderttausende Tiere sind qualvoll gestorben, weil grundlegende Kontrollen vernachlässigt wurden“, so Sprecherin Nina Noelle. Die Umweltschützer fordern von der polnischen und deutschen Regierung, den Fluss künftig zu renaturieren, rund um die Uhr zu überwachen und das Einleiten von schädlichen Substanzen zu verbieten.

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Kein gemeinsamer Bericht über Ursachen 

Ein ursprünglich für Ende September geplanter gemeinsamer Bericht eines polnisch-deutschen Expertenrats zu der Umweltkatastrophe wird es laut einem „Spiegel“-Bericht nicht geben. Stattdessen solle nun jeweils ein polnischer und ein deutscher Bericht mit je eigener Sicht vorgelegt werden. Noch nicht einmal ein gemeinsames Vorwort solle es geben.

Hintergrund sollen Verstimmungen auf beiden Seiten seien. Ursprünglich hatte sich Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) mit ihrer polnischen Amtskollegin Anna Moskwa Ende August auf einen gemeinsamen Bericht geeinigt.

Kienitz an der Oder: die Schweinepest, Corona, Fischsterben und Inflation. Ladenbesitzer, Hoteliers und die gesamte Tourismusbranche an der Oder haben schwer zu kämpfen. Leere herrscht auf dem Oder-Neiße-Radweg bei Kienitz. 
Kienitz an der Oder: die Schweinepest, Corona, Fischsterben und Inflation. Ladenbesitzer, Hoteliers und die gesamte Tourismusbranche an der Oder haben schwer zu kämpfen. Leere herrscht auf dem Oder-Neiße-Radweg bei Kienitz.  Gerd Engelsmann

Forderung: der Oder-Ausbau muss gestoppt werden 

Die Umweltorganisation WWF Deutschland fordert unterdessen erneut einen sofortigen Stopp der Ausbauarbeiten an der Oder. Die Bundesregierung müsse die 2015 mit Polen beschlossenen Arbeiten neu bewerten, erklärte der WWF am Donnerstag in Berlin. Statt eines Ausbaus seien umfangreiche Maßnahmen zur Revitalisierung des Flusses geboten, beispielsweise die Wiederanbindung von Nebengewässern.

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Der WWF stützt sich bei seinen Forderungen auf die Einschätzung wissenschaftlicher Einrichtungen beiderseits der Oder, die Polnische Akademie der Wissenschaften, die Polnische Hydrobiologische Gesellschaft und das Leibnitz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin. Alle drei Wissenschaftseinrichtungen würden sich in Positionspapieren gegen den weiteren Ausbau der Oder aussprechen.

Wissenschaftler gegen weiteren Ausbau der Oder 

Die menschengemachte Katastrophe habe das Flussökosystem massiv geschädigt, hieß es. „Mit der weiteren Kanalisierung ist die nächste Katastrophe vorprogrammiert“, erklärte WWF-Gewässerexperte Tobias Schäfer. Die polnische Regierung hält bislang an einem Ausbau des Grenzflusses fest.