Fische tot, Schleusen zu: Zwei Freizeitkapitäne kommen seit zwei Wochen nicht nach Hause
Den beiden Sachsen wurde die große Fahrt verleidet. Mittlerweile haben sie eine WG gegründet.

Seit zwei Wochen sitzen sie fest: Die Umweltkatastrophe in der Oder hat auch zwei Freizeitkapitäne aus Sachsen komplett ausgebremst. Weil alle Schleusen geschlossen wurden, kommen sie mit ihren Booten nicht mehr aus dem Oder-Spree-Kanal heraus und zurück nach Hause. Zum Glück sind die beiden Männer Rentner. Doch nun naht endlich Erlösung.
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Voraussichtlich an diesem Freitag sollen sie weiterfahren dürfen, sagt Hobby-Schiffer Peter Schneider aus Niesky bei Görlitz. Das hätten Behörden ihnen mitgeteilt. „Der Zwangsstopp schlug schon sehr aufs Gemüt, und von der Oder kamen außerdem immer neue schlimme Meldungen“, beschreibt er die Situation.
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Die Männer hängen an der Kersdorfer Schleuse fest
Die Boote der beiden Männer liegen derzeit an der Kersdorfer Schleuse fest. Sie ist wie andere Schleusentore in Brandenburg etwa in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree) und Neuhaus (Uckermark) geschlossen worden, damit nach dem großen Fischsterben keine giftigen Stoffe von der Oder in die Spree gelangen.
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Die vergangenen Tage haben die beiden Rentner nicht nutzlos verstreichen lassen. Schneider musste sein Boot reparieren, die Kupplung sei defekt gewesen, berichtet er. Sein Freund hatte den Hobbykapitän mit seinem Boot bereits seit Schwedt im Schlepptau. Nun habe er den Zwangsstopp im Kanal für die Reparaturarbeiten genutzt. Ein Ersatzteil sei bestellt und sollte zeitnah eintreffen, zeigt sich der Bootsbesitzer optimistisch.
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Die beiden Freunde und ihre Familien waren nach drei Wochen und einer rund 800 Kilometer langen Tour über das Oderhaff mit ihren Booten auf dem Rückweg – und nur noch 35 Kilometer vom Ziel entfernt. In Kersdorf ging es dann nicht mehr weiter.
Freunde sind sie seit 40 Jahren, kochen kann nur einer
„Wir sind mittlerweile so was wie eine Wohngemeinschaft“, erzählt Schneider, der seinen Bootsfreund Matthias Graupner aus Radebeul seit über 40 Jahren kennt. Kochen tue sein Freund, das könne er nicht, gab der 75-Jährige zu. In den vergangenen Tagen habe es zum Mittagessen immer ein selbst zubereitetes Menü gegeben, lobt er seinen Kompagnon.
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Mittlerweile haben die beiden Freizeitkapitäne lokale Berühmtheit erlangt. „Es kommen immer mal wieder Leute vorbei, die fragen, ob wir etwas brauchen.“ Auch neue Bekanntschaften habe man geschlossen. Von Bungalow-Besitzern in der Nähe über den Schleusenwärter bis hin zum Vertreter des Landrats von Oder-Spree seien sie unterstützt worden.