Feuerwehr im Homeoffice: Man sollte viel mehr Corona-Witze machen
Früher haben die Leute viel mehr gelacht, auch in schlimmen Zeiten. Das sagt der Freund des Autors. Und es stimmt. Wo ist nur der Humor geblieben?

Mein alter Schulkumpel kann sich amüsieren über die neuesten Corona-Videos, die kursieren. Zum Beispiel das mit dem Feuerwehrmann, der zu Hause vor dem Computer sitzt. Plötzlich ruft ein Bürger an und berichtet aufgeregt, dass auf dem Nachbargrundstück ein Schuppen brenne.
„Wir können nicht kommen. Wir haben Homeoffice“, sagt der Feuerwehrmann. Er weist den Bürger an, seinen Laptop zu holen und ihn mit geöffnetem Browser in Richtung Feuer zu halten. Er betätige gleich am Computer eine Leitung, dann komme Wasser durch die Brause geschossen. Und wenn wieder mal etwas passiere: am besten mailen, sagt der Feuerwehrmann. „Das bleibt auf jeden Fall in der Firewall hängen.“
„Ick könnt ma wegschmeißen über so wat“, sagt mein Schulkumpel. „Man müsste viel mehr lachen üba dit janze Corona. Mensch, die Leute ham doch sojar im Kriech Witze jemacht. Ooch, als ihnen die Bomben uff’n Kopp jefallen sind!“ Stimmt, da hat er recht. Wo ist der trockene Berliner Humor geblieben? Man sollte mehr Witze machen. Auch als Gegenpol zu den Leidensmienen à la Lauterbach.
Man könnte zum Beispiel fragen: Wer muss noch alles ins Homeoffice? Plötzlich sollen ja alle möglichen Branchen zu Hause bleiben. „Uff alle Fälle die Polizei“, sagt mein Schulkumpel. „Die muss dann inne Küche die Schwiejamutta uff Drogen kontrolliern. Oder die Jefängniswärter aus’m Strafvollzuch! Die müssen die Leute bei sich zu Hause bewachen. Einfach im Keller ’ne Zelle einjerichtet. Die Jefangenen da rin. Und zweemal am Tach jibt’s Wassa und Brot. Haha!“
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„Oder Leute aus der Fleischfabrik“, sage ich. „Die kriegen die Schweinehälften nach Hause geliefert und dürfen die da zerlegen, auf’m Wohnzimmertisch.“ – „Aba ’ne kleene Ecke muss frei bleim für dit Kind im Homeschooling“, sagt mein Schulkumpel. „Oder die S-Bahnfahrer. Da jibt’s doch solche Videos. Mit de S-Bahn durch Berlin, wenn de nachts nich schlafen kannst. Einfach ’ne Kabine aus Pappe jebaut, Bildschirm davor, dit Video an – und denn könn se den janzen Tach durch de Stadt kurven. Et soll ja sowieso keena mehr richtich Bahn fahren.“
„Oder Zahnärzte“, schlage ich vor. „Braucht’s die überhaupt noch? Da gab’s doch vor längerer Zeit mal einen Mann, der sich mit Spiegel und Akkubohrer selbst behandelt hat.“ – „Stimmt, die Löcha inne Zähne hatta sich mit Dübelmasse jefüllt. Jeht ooch! Und Werkhallen brauchste ooch nich mehr. Kannst ja allet zu Hause zusammbaun. Autos, Küchenjeräte, Lampen. Einfach de Teile mit nach Hause nehmen.“
Da erinnere ich ich mich an einen Witz aus einer ganz anderen Zeit, nämlich den 1930er-Jahren, als in Deutschlands Fabriken die geheime Aufrüstung betrieben wurde: Ein Mann braucht einen Kinderwagen. Er bittet einen Freund, der im Lager der Kinderwagenfabrik arbeitet, ihm doch jeden Tag ein Teil mitzubringen. Irgendwann hat er alle zusammen. Der Mann macht sich ans Werk. Doch einige Tage später sagt er zu seiner Frau: „Komisch, ich baue und baue. Und immer, wenn ich denke, der Kinderwagen ist gleich fertig, liegt plötzlich vor mir ein Maschinengewehr.“