Patricia Schlesinger sieht sich auch als Opfer einer Kampagne gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
Patricia Schlesinger sieht sich auch als Opfer einer Kampagne gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. dpa/Britta Pedersen

Wochenlange beschäftigte der Skandal um die RBB-Intendantin ganz Deutschland. Immer neue Vorwürfe kamen ans Licht, bis Patricia Schlesinger nichts anderes übrig blieb, als zurückzutreten. Später wurde sie sogar fristlos entlassen, verlor ihre Pensionsansprüche. Nun gibt sich die frühere RBB-Chefin in einem Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ reuig. Die Modernisierungsvorhaben, die sie gemeinsam mit der Geschäftsleitung angestoßen habe, hätten den Arbeitsalltag vieler Mitarbeitender auf den Kopf gestellt. „Der Unmut und die Wut im Sender sind aus meiner Sicht so stark, dass ich mir vorwerfe, dass ich das nicht gesehen habe“, sagte sie.

Patricia Schlesinger sieht sich als Projektionswand für Kritik an ÖRR

Schlesinger zeigte sich „erschüttert“ über die Wucht der Berichterstattung, „das war wie ein Tsunami“. Dass die Anschuldigungen aus ihrem engsten Umfeld kämen, habe sie besonders getroffen. Zudem, so Schlesinger sei sie nur als Projektionswand genutzt worden. „Es geht hier doch nicht nur um mich, sondern um das System des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“, sagte die 61-Jährige in dem Interview. „Die ganze Aufregung um mich steht doch stellvertretend für die Wut mancher Menschen auf das System dahinter.“

Ausführlich äußerte sich Schlesinger zu den Privilegien, die sie als Intendantin genoss, etwa zu einem Dienstwagen mit Massagesitzen. „Ich habe den Wagen nicht selbst konfiguriert. Ich brauche keine Massagesitze, das ist für mich überflüssiger Klimbim.“ Schlesinger wies zudem Berichte zurück, sie habe bei der Neugestaltung ihres Büros Hinweise aus dem Controlling des RBB übergangen: „Sollte jemand gewarnt haben, dann hat mich das leider nicht erreicht.“ Der Grund für die Renovierung sei kein Luxuswahn gewesen, sondern „eine dringend notwendige Schadstoffsanierung“. Überdies stammten die Möbel ihres ehemaligen Büros von ihrer Vorgängerin, sagte Schlesinger.

Ex-RBB-Intendantin wehrt sich gegen Vorwürfe der Vorteilsgewährung

Schlesinger verwahrte sich auch gegen die Behauptung, ihrem Ehemann Gerhard Spörl, einem ehemaligen „Spiegel“-Journalisten, einen Auftrag zu ihrem Vorteil verschafft zu haben. Es habe sich herausgestellt, dass dabei nicht gegen Compliance-Regeln verstoßen worden sei.

Den RBB führte Schlesinger seit 2016, seit Beginn dieses Jahres amtierte sie auch als ARD-Vorsitzende. Seit Anfang August ermittelt die Generalstaatsanwaltschaft Berlin wegen des Verdachts der Untreue und der Vorteilsnahme.