Ex-RBB-Chefin verliert Aufsichtsratssitz beim „Babylon Berlin“-Mitproduzenten: Wie viele Spitzenposten hat denn Patricia Schlesinger noch?
Die TV-Frau führte jahrelang den Aufsichtsrat bei der Degeto, einer der wichtigsten ARD-Unternehmen.

Der Vetternwirtschaftsskandal beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB): Jetzt ist deren einstige Chefin wieder einen Spitzenposten los. Nach ihrem Rücktritt als ARD-Vorsitzende und RBB-Intendantin muss Patricia Schlesinger auch ihren Sitz im Aufsichtsrat bei der ARD-Filmtochter Degeto räumen. Da fragt man sich, wie viele Posten sie eigentlich noch hat, von denen sie sich verabschieden muss?
Die Degeto GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main ist eines der wichtigsten Unternehmen in der ARD. Sie erwirbt Filme, Serien, beteiligt sich an ihnen oder gibt diese in Auftrag, die später im Programm der ARD-Sender zu sehen sind. Dazu gehören einige „Polizeiruf 110“-Folgen, Donna-Leon-Krimis, die Co-Produktion „Babylon Berlin“ und Beteiligungen an Kono-Filmen wie „Die Päpstin“.
Seit 2019 leitete Patricia Schlesinger den Aufsichtsrat bei der Degeto. Nun wird sie infolge der Vetternwirtschaftsvorwürfe gegen sie auch diesen Chefposten los. Die Degeto teilte am Sonntag mit: „Der amtierende Intendant des RBB, Hagen Brandstäter, hat Frau Schlesinger als Mitglied des Aufsichtsrates der Degeto abberufen.“ Brandstäter hatte die Geschäfte an der Spitze des öffentlich-rechtlichen Senders RBB nach dem Schlesinger-Rücktritt vor einer Woche übernommen.
DJV-Chef: Schlesinger soll beim RBB fristlos entlassen werden
Schlesinger ist seit Wochen immer mehr Vorwürfen der Vetternwirtschaft ausgesetzt. Die Generalstaatsanwaltschaft ermittelt gegen sie, ihren Ehemann und Ex-Spiegel-Journalist Gerhard Spörl sowie gegen den zurückgetretenen RBB-Chefkontrolleur Wolf-Dieter Wolf wegen des Verdachts der Untreue und Vorteilsannahme. Es läuft auch eine externe Untersuchung einer Anwaltskanzlei, Ergebnisse liegen noch nicht vor.
Der Fall hat den RBB in eine tiefe Krise gestürzt, der auch auf das Ansehen des gesamten öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland abfärbt.
Der Vorsitzende des Deutsche Journalisten-Verbands (DJV), Frank Überall, befürwortet die fristlose Entlassung der zurückgetretenen RBB-Intendantin. In einem Gastbeitrag für den Tagesspiegel (Sonntagsausgabe) schreibt er, dieser Schritt wäre „in der erdrückenden Lage sicher der bessere Weg“.
Überall erklärt, ständig würden „neue Details“ aus Schlesingers „mutmaßlich luxuriösen Treiben auf Kosten von Beitragszahlenden und letztlich auch auf dem Rücken der Mitarbeitenden und des Programms bekannt“. Die „Reihe der offenbar gut belegten Vorwürfe“ müsse „eine Mahnung sein, jetzt nicht die falschen Weichen zu stellen“.
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Der Rundfunkrat des RBB tagt am Montag, wird auf der Sondersitzung über Schlesingers Zukunft bei dem öffentlich-rechtlichen Sender beraten. Unabhängig davon, ob der Rat sich für einen fristlose Entlassung oder eine „arbeitsvertragliche, bezahlte Rückzugsphase bis Februar kommenden Jahres“ entscheide, müsse er „genau darauf achten, welche Zahlungsverpflichtungen aus den Beitragsgeldern der Bürgerinnen und Bürger noch entstehen“, erklärt DJV-Chef Überall. Es gehe darum, „weiteren finanziellen Schaden abzuwenden“.