Es nervt die Marzahner: Das rätselhafte Pfeifen vom Wolkenhain – jetzt ist das Geheimnis gelöst
Die schrillen Geräusche strapazieren vor allem die Anwohner nahe des Kienbergs, wo die Aussichtsplattform steht. Nun hat man einen Weg gefunden, sie für immer abzustellen.

Es ist geheimnisvoll und nervig. Das schrille Pfeifen, das seit Ewigkeiten von der Aussichtsplattform „Wolkenhain“ in den Marzahner „Gärten der Welt“ zu den umliegenden Wohnblöcken dringt. Die rätselhaften Töne, die so manchen der Anwohner mächtig auf die Ohren gehen – seit fünf Jahren versuchen Experten hinter ihr Geheimnis zu kommen. Jetzt ist es ihnen offenbar gelungen.
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Das schrille Pfeifen ist vor allem im Gebiet an der Suhler Straße zu vernehmen. Das passiert, seit dem der Wolkenhain existiert, der für die Internationale Gartenschau (IGA) 2017 auf dem Kienberg errichtet wurde, der 120 Meter über den Meeresspiegel liegt und von dem man aus einen fantastischen Blick auf Berlin hat.
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Aber mindestens einmal in der Woche sei das Pfeifen von dort zu hören. Es ähnelt den Tönen einer Hundepfeife, sagen Anwohner. Andere fühlen sich an den Pfeifton der Fernsehtestbilder erinnert, die bis in die 90er Jahre in Deutschland zum Sendeschluss ausgestrahlt wurden.
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Egal wie es sich anhört: Das nervige Pfeifen stört, da es oft auch nachts auftritt, wenn die Menschen schlafen wollen. Und deshalb hagelte es in der Vergangenheit oft Beschwerden seitens der Anwohner. Grund genug für die CDU-Abgeordnete Katharina Günther-Wünsch jetzt beim Senat nachzufragen, was in den Jahren passiert ist, um den rätselhaften Tönen vom Wolkenhain auf den Grund zu gehen und diese abzustellen.
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In der Antwort zu dieser parlamentarischen Anfrage nimmt die landeseigene Park-Gesellschaft Grün Berlin GmbH Stellung, die Eigentümerin der „Gärten der Welt“ in Marzahn ist. Dabei kommt heraus: In der Tat habe man sich seit fünf Jahren ernsthaft bemüht, dem pfeifenden Geheimnis auf die Spur zu kommen.
Pfeifender Wolkenhain: TU-Experten fanden das Geheimnis heraus
Schon 2017 habe man am Wolkenhain mit Messungen vor Ort begonnen. Im Jahr 2020 wurden sogar Labor-Untersuchungen mittels Windkanalmessungen durch den Fachbereich „Technische Akustik“ der Technische Universität durchgeführt. Wahre Experten, die sogar die Ursachen herausfinden, wenn es in einer Diesellok zu rätselhaften Geräuschen kommt.
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Die Kosten der Untersuchungen betrugen insgesamt 14.535 Euro netto, teilt die Grün Berlin GmbH mit. Und sie führten auch zu einem Ergebnis.

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Die TU-Fachleute fanden heraus, dass hinter dem Pfeifgeheimnis die spektakuläre Konstruktion des Wolkenhains steckt, die aus etwa 170 Stahlknoten besteht, die die Verstrebungen der „Wolke“ zusammenhalten. Dadurch pfeift an manchen Tagen ganz ordentlich der Wind.
Und so erklärten die Experten laut der Grün Berlin GmbH: „Als Ursache wurde die sogenannte Parker-Resonanz, ein durch Strömung verursachter Schall, festgestellt.“ Klingt kompliziert. Aber das Phänomen kennen vor allem Autofahrer, wenn sie mit einer Gepäcktruhe auf dem Pkw-Dach schnell über die Autobahn fahren. Dann gibt es auch so ein schrilles Pfeifgeräusch, verursacht durch die Luftströmung, die zwischen Autodach und Truhe zieht.
Das passierte nun auch bei der Wolkenhain-Aussichtsplattform. Zunächst wurden 2018/2019 „Hohlräume am Bauwerk verschlossen, die als Ursache für die Geräusche eingeschätzt wurden“, so die Park-Gesellschaft. Doch die Maßnahmen führten nicht zu dem gewünschten Erfolg. Das Pfeifen vom Wolkenhain ging fröhlich weiter.
Wolkenhain: 147 Schienen sollen das Pfeifen für immer beenden
Doch die Experten ließen nicht locker. Sie kamen nun zu dem Schluss: Das Pfeifen wird durch „bauliche Eigenschaften des oberen Treppengeländers“ ausgelöst. Wenn der Wind aus einer bestimmten Richtung kommt und durch bestimmte Geländerstreben weht.
Ab März/April sollen nun Bauarbeiten beginnen, die das Pfeifen vom Wolkenhain endgültig beenden. „Zur Brechung der Strömung und der entsprechenden Geräusche werden an den betreffenden Geländerbereichen dünne Metallschienen unterschiedlicher Längen montiert“, teilt die Grün Berlin GmbH dem KURIER mit. Diese Teile sind maximal 110 Zentimeter lang, die durchschnittliche Länge beträgt etwa 60 Zentimeter, alle haben eine Breite von rund 0,5 Zentimeter.
Insgesamt 145 Schienen werden angebracht – genau an den Stellen, die als pfeifende Störenfriede von den Experten identifiziert wurden. „Die Konstruktion ist so angelegt, dass das äußere Erscheinungsbild des Wolkenhains so wenig wie möglich beeinträchtigt wird“, heißt es. Die Baukosten belaufen sich auf rund 9.500 Euro netto.