Was ist da los?

Es ist noch nicht Herbst, aber die Linden sind schon braun!

Milben-Plage in Berlin lässt die Blätter der Linden immer brauner werden. Und das muss jetzt getan werden: Nichts! Zumindest sagt das ein Experte.

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Berlin: Eine Linde auf dem Invalidenfriedhof in Berlin-Mitte weist bereits braunes Laub auf.
Berlin: Eine Linde auf dem Invalidenfriedhof in Berlin-Mitte weist bereits braunes Laub auf.Simone Humml/dpa

Viele Berliner und Berlin-Besucher laufen gerade kopfschüttelnd durch die Stadt. Immer mehr Linden zeigen schon braune Blätter, und das mitten im Sommer. Was ist da nur los?

Es ist noch nicht Herbst und trotzdem haben viele Linden in Berlin schon teils welke bräunliche Blätter. Es gibt einen Grund für den traurigen Anblick: Wegen der langen Trockenheit und Wärme im Frühjahr konnten sich große Populationen von Lindenspinnmilben aufbauen, was den Befall begünstigte, wie der Stadtnaturexperte der Senatsumweltverwaltung, Derk Ehlert, auf dpa-Anfrage erklärte. „Es ist in diesem Jahr mehr als in den vergangenen Jahren.“

Die gute Nachricht ist: Grundsätzlich sei dies nicht besorgniserregend. „Die Bäume gehen davon nicht ein. Sie können sich davon wieder erholen, und das tun sie auch“, sagte Ehlert. Insgesamt gibt es rund 150.000 Linden an Berliner Straßen, sie stellen etwa 35 Prozent des Bestands an Straßenbäumen. Nicht alle seien gleichermaßen befallen. „Besonders betroffen ist die Winterlinde, die stärker befallen wird als Sommer-, Krim- und Silberlinde.“

Trockenheit setzt den Linden in Berlin zu

Auch die Trockenheit der vergangenen Jahre spiele eine Rolle. „Das führt auch dazu, dass die Bäume insgesamt geschwächter sind“, sagte Ehlert. Man müsse genau hinschauen, um Milben- von Trockenschäden zu unterscheiden. Bei Trockenschäden seien meist braune Blattränder zu sehen, während Milben meist zu gelben bis braunen Verfärbungen des gesamten Blattes führten. Weil die Milben am Baum von unten nach oben wandern, seien zudem typischerweise zunächst die unteren Baumpartien betroffen, schilderte Ehlert.

Die Milben saugten den zuckerreichen Pflanzensaft aus den Blättern. Mit braunen Blättern könne der Baum zumindest in dieser Saison keine Fotosynthese mehr betreiben. Sie fielen frühzeitig zu Boden, gegebenenfalls gebe es einen weiteren Austrieb.

Ganzes Arsenal von Tipps für Linden

Generell trete das Phänomen eher in der Stadt und weniger im Wald auf. „Als grobe Faustregel kann man sagen: Je zentraler in der Stadt der Baum steht und je mehr versiegelte Fläche es drum herum gibt, desto eher ist er betroffen“, sagte Ehlert. „Bäume, die grundsätzlich unter Stress stehen, wo gegebenenfalls auch noch Salze im Boden sind, neigen eher dazu, von Milben befallen zu werden.“

Grundsätzlich gibt es ein ganzes Arsenal von Empfehlungen, wie Linden gesund bleiben können. Dazu zählen:

Standortwahl: Lindenbäume bevorzugen sonnige bis halbschattige Standorte mit gut durchlässigem Boden. Wichtig ist, dass der Boden ausreichend Feuchtigkeit aufnimmt und gleichzeitig überschüssiges Wasser abfließen kann. Das ist in der versiegelten Stadt leider nicht immer gegeben,

Bodenpflege: Der Boden sollte locker, gut durchlässig und reich an Nährstoffen sein. Kompost oder organischer Dünger kommt normalerweise obendrauf, um die Bodenqualität zu verbessern. In der Stadt wird das zu selten praktiziert.

Bewässerung: Jungbäume benötigen regelmäßige Bewässerung, um ihre Wurzeln zu etablieren. Ältere Bäume sind oft trockenheitstolerant, aber in längeren Trockenperioden sollten man ihnen zusätzliche Bewässerung zukommen lassen.

Baumschnitt: Baumschnitt sollte auf das Entfernen von toten, beschädigten oder sich kreuzenden Ästen beschränkt werden. Übermäßiger Schnitt kann zu Stress führen. Der beste Zeitpunkt für den Schnitt ist normalerweise im Spätwinter oder frühen Frühling, bevor neues Wachstum beginnt.

Schutz vor Schädlingen und Krankheiten: Linden müssen regelmäßig  auf Anzeichen von Schädlingsbefall (z. B. Blattläuse, Spinnmilben, s.o.) und Krankheiten (z. B. Mehltau) überwacht werden. Frühzeitige Identifizierung und Behandlung können dazu beitragen, Schäden zu minimieren.

Düngung: In den meisten Fällen benötigen Lindenbäume keine übermäßige Düngung. Eine jährliche Gabe von ausgewogenem Langzeitdünger im Frühjahr kann aber helfen, die Gesundheit des Baums zu fördern.

Schutz vor mechanischem Stress: Bauprojekte oder schwere Ausrüstung in unmittelbarer Nähe von Linden sollten vermieden werden, da dies zu Wurzelschäden führen kann. In der wachsenden Stadt Berlin ist das quasi nicht durchführbar.

Winterpflege: Lindenbäume sind in der Regel winterhart, aber in kalten Regionen kann das Anbringen von Baumschutzmaterialien um den Stamm helfen, vor Frostschäden zu schützen.