Auf dem Weg zur Rettung des so gut wie ausgestorbenen Nördlichen Breitmaulnashorns hat ein internationales Forscherteam ein wichtiges Etappenziel erreicht. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gelang es, einen durch künstliche Befruchtung erzeugten Nashorn-Embryo eine Zeit lang in einer Leihmutter wachsen zu lassen, wie sie am Mittwoch in Berlin erläuterten.
Zwar handelte es sich bei dem Embryo um ein vergleichsweise häufig vorkommendes Südliches Breitmaulnashorn, doch mit der Methode sollen später auch Exemplare der Nördlichen Unterart erzeugt werden.
Das Nördliche Breitmaulnashorn gilt als das seltenste Großsäugetier der Welt. Insgesamt gibt es – auch aufgrund von Wilderei – nur noch zwei Exemplare: zwei Weibchen, die in Kenia leben. Das könnte das Aus der Unterart sein, doch Fachleute haben Spermien von männlichen Exemplaren aufbewahrt und damit Eizellen des jüngeren Weibchens befruchtet. Die daraus entstandenen Embryos sollen später von einer Leihmutter der Südlichen Unterart ausgetragen werden.
Der Embryonentransfer auf die Leihmutter sei weltweit der erste erfolgreiche bei den Dickhäutern, erklärten Teilnehmer des Wissenschaftsprogramms „BioRescue“ bei der Vorstellung der Ergebnisse. Das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung leitet das Forschungsprojekt. „Zusammen haben wir etwas erreicht, was wir nie für möglich gehalten haben“, sagte Veterinärmediziner und Projektleiter Thomas Hildebrandt. Es habe viele Jahre gedauert, um einen Erfolg zu erzielen. Die Forscher nennen den Embryotransfer einen „wissenschaftlichen Durchbruch“.
30 Embryonen des Nördlichen Breitmaulnashorns wurden bereits erzeugt und eingefroren
Der Embryo wurde in einem italienischen Reproduktionslabor durch künstliche Befruchtung erzeugt und im September vergangenen Jahres in Kenia in die Leihmutter eingesetzt – die Schwangerschaft glückte. Leider starb die schwangere Nashornkuh an einer Infektion – und mit ihr der 70 Tage alte Fötus.