Auf der Oberbaumbrücke ist in der Silvesterbacht ein kleines Feuerwerk zu sehen.
Auf der Oberbaumbrücke ist in der Silvesterbacht ein kleines Feuerwerk zu sehen. Foto: dpa/ Christophe Gateau

Die Bemühungen der Behörden, die Berliner Silvester-Nacht im Pandemie-Jahr 2020 so ruhig wie möglich zu halten, scheinen gewirkt zu haben. In Neukölln, Kreuzberg, im Wedding und vielen anderen Kiezen knallten zwar in den Abendstunden viele Böller und Raketen. Gegen Mitternacht ging es auf den Straßen an vielen Orten fast so laut zu wie in gewöhnlichen Jahren. Dennoch sagte Polizeisprecherin Patricia Brämer in der Nacht: „Die Lage ist mit den Vorjahren nicht zu vergleichen. Wir möchten uns bei den vielen Berlinerinnen und Berlinern bedanken, die sich an die Verordnungen gehalten haben.“

Aufgrund der Corona-Krise hatte es davon in diesem Jahr einige gegeben: Mehr als 50 Sperrzonen hatte der Berliner Senat bestimmt, in denen sich in der Silvesternacht nicht aufgehalten oder geböllert werden durfte. In Supermärkten und Spätshops galt ab dem frühen Nachmittag ein Alkohol-Verkaufsverbot und auch der Handel mit Feuerwerkskörpern war in diesem Jahr untersagt worden. Das Ziel: Menschenansammlungen in der Corona-Krise vermeiden und vor allem die Belastung in den Notaufnahmen so niedrig wie möglich halten.

Die Feuerwehr twitterte in einer ersten Bilanz in den Morgenstunden, dass es in der Silvesternacht nach Mitternacht 1152 Notrufe gegeben habe. Daraus hätten sich 372 Einsätze ergeben, davon 195 im Rettungsdienst.

Polizei und Feuerwehr hatten sich wie üblich mit zahlreichen Zusatzkräften auf die Silvesternacht vorbereitet. 2900 Polizeibeamte waren im Einsatz, über den Bezirken kreiste ein Polizeihubschrauber, um die Lage besser überschauen zu können. Die Feuerwehr war mit rund 850 Kräften der Berufsfeuerwehr unterwegs sowie mit mehr als 520 Ehrenamtlichen von den Freiwilligen Feuerwehren. Bereits dreieinhalb Stunden nach dem Einsatzbeginn um 19 Uhr meldeten die Einsatzkräfte knapp 135 Rettungseinsätze sowie rund 30 Brände. Auch schwere Verletzungen durch Böller gehörten dazu, die sich in mindestens einem Fall in einer Böllerverbotszone ereignet hatten, wie die Feuerwehr mitteilte.

Doch die üblichen Hotspots der vergangenen Jahre - etwa am Hermannplatz in Neukölln, dem Innsbrucker Platz in Schöneberg oder am Alexanderplatz, waren zum Teil wie leergefegt. Keine Spur auch von verbotenen Demonstrationen.

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Gut zu tun hatte die Polizei dennoch. Vielerorts mussten die Beamten immer wieder kleinere Menschengruppen auflösen. Mehr als 80 Menschen wurden vorübergehend von der Polizei festgehalten wegen Verstößen gegen das Infektionsschutzgesetz, wie ein Sprecher sagte. Mindestens drei Beamte wurden im Einsatz demnach leicht verletzt, konnten den Dienst aber fortsetzen. „Zünden von Pyro, Feuern aus Schreckschusswaffen, Konsum von Alkohol - die von unseren Kolleg. aufgenommenen Personalien füllen gleich mehrere Anzeigen“, teilte die Polizei schon am frühen Abend auf Twitter mit.

Die meisten Berliner feierten jedoch ruhig und im kleinen Kreis ins neue Jahr. Die Maßnahmen stießen bei vielen auf Verständnis. Manche, wie der 49-jährige Stefan, der mit einer Freundin in Neukölln spazierte, fanden es sogar „ganz hervorragend, dass weniger geballert wird“. Zwei 25 Jahre alte Frauen konnten das Verbot ebenfalls „voll nachvollziehen“, freuten sich aber auch ein bisschen über den zivilen Ungehorsam, den sie auf der Straße sahen.

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Kaum jemand verirrte sich ans Brandenburger Tor, wo in den Vorjahren traditionell die größte Silvesterparty des Landes gefeiert wurde. Nun spielten dort Schlagerstar Jürgen Drews oder die Band Karat für die Live-Übertragung der ZDF-Silvestershow - jedoch ohne Publikum vor Ort. Das traditionelle Höhenfeuerwerk hatte der Sender abgesagt.

Um 3.57 Uhr morgens beendete die Einsatzleitung der Feuerwehr dann den zuvor ausgerufenen „Ausnahmezustand Silvester“.

Im Ausnahmezustand war Berlin in der Silvesternacht im Pandemiejahr 2020 durchaus. Doch vor allem deshalb, weil diese Nacht mit dem sonst üblichen Chaos, den vielen Touristen, dem Lärm und den Partys nichts zu tun hatte.