Aufnahme von Partikeln des Affenpockenvirus (rot) in einer infizierten Zelle (blau), die im Labor gezüchtet wurden. 
Aufnahme von Partikeln des Affenpockenvirus (rot) in einer infizierten Zelle (blau), die im Labor gezüchtet wurden.  dpa / Planet Pix via ZUMA Press Wire

Im Zuge des Affenpocken-Ausbruchs ist ein erster Fall bei einem Kleinkind in Deutschland bestätigt. „Anfang September wurde eine Affenpocken-Infektion bei einem Kind bekannt, die sich derzeit weiter in Abklärung befindet“, schreibt das Robert Koch-Institut (RKI) in seiner Lageeinschätzung. Wie aus einer RKI-Datenbank hervorgeht, ist in der Gruppe der Kinder unter fünf Jahren bundesweit ein Fall gemeldet: aus Niedersachsen. Wie eine RKI-Sprecherin erklärte, habe man am Freitag vergangener Woche erstmals auf der Webseite darüber informiert.

Affenpocken beim Kinderarzt entdeckt 

Die Infektion mit dem Affenpocken-Virus sei bei dem Kind nach einem Kinderarztbesuch bestätigt worden, sagte ein Sprecher des Landkreises Verden am Dienstag. Der Kreis hatte erste Angaben ebenfalls am Freitag publik gemacht. Das genaue Alter des Kindes wurde aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht genannt – es sei aber jünger als drei. Bei ihm seien typische Hautveränderungen festgestellt worden.

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Noch laufen dem Sprecher zufolge Recherchen des Verdener Gesundheitsamtes zu der Frage, wo sich das Kind infiziert haben könnte. Es werde eine Ansteckung innerhalb der Familie vermutet, da das Kind noch nicht in einen Kindergarten gehe. Nun befinde es sich mit seiner Familie in Quarantäne.

Bei der großen Mehrheit der bundesweit mehr als 3500 erfassten Erkrankten handelt es sich um Männer. „Bislang sind nur 14 weibliche Fälle und drei Fälle bei männlichen Jugendlichen in Deutschland übermittelt worden“, hält das RKI fest.

3500 Fälle von Affenpocken in Deutschland 

Rund 3500 Fälle von Affenpocken wurden laut Robert-Koch-Institut (RKI) bisher in Deutschland amtlich registriert, mehr als 1600 davon in Berlin. Die deutsche Hauptstadt ist damit der Hotspot weltweit, sagt der Infektiologe Heiko Jessen, der in Schöneberg eine Praxis betreibt. Den aktuellen Abschwung in den Fallzahlen hält der Arzt nur für eine Momentaufnahme. „Die CDC, die Centers of Desease Control and Prevention in Atlanta, halten den Abschwung nur für die Ruhe vor dem Sturm. Die US-Behörde rechnet damit, dass das Virus in andere Bevölkerungsgruppen vordringen wird, aber das kann niemand seriös voraussagen, weil viele Faktoren dabei eine Rolle spielen“, sagt er in einem Interview mit der Berliner Zeitung. 

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Fachleute betonen seit einiger Zeit, dass sich jeder Mensch bei engem Kontakt zu einem Infizierten mit dem Erreger anstecken kann - auch wenn Übertragungen laut RKI bislang in erster Linie im Rahmen von sexuellen Aktivitäten auftreten, „aktuell insbesondere bei Männern, die sexuelle Kontakte mit anderen Männern haben“.

Im August war ein Behördenbericht über eine Affenpocken-Infektion bei einem vierjährigen Mädchen aus Pforzheim revidiert worden: Das symptomfreie Kind sei weiteren Tests zufolge doch nicht mit dem Virus infiziert, hatte es geheißen.

WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus hält die Affenpocken-Verbreitung bislang für einen „Ausbruch, der mit den richtigen Strategien gestoppt werden kann“. Das Ausrufen der „gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite“ sollte in erster Linie die Aufmerksamkeit der Mitgliedsländer erhöhen. 

Was tun bei Verdacht auf Affenpocken 

Generell gilt: Eine ungewöhnliche Hautveränderung sollte ärztlich abgeklärt, enger Haut-zu-Haut-Kontakt mit anderen Menschen bis dahin möglichst vermieden werden. Das RKI und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) haben einen gemeinsamen Flyer mit weiteren Infos herausgegeben. Sie erklären darin zum Beispiel, was zu tun ist, wenn man selbst oder ein Partner erkrankt ist. Dazu zählen unter anderem folgende Punkte:

Händehygiene: „Waschen Sie Ihre Hände mit Seife und Wasser.“ Isolation: „Bleiben Sie in Isolation und vermeiden Sie engen Körperkontakt, bis Schorf und Krusten vollständig abheilen bzw. abfallen und keine neuen Läsionen auftreten – jedoch mindestens für 21 Tage.“ Aufmerksamkeit: „Achten Sie auf Symptome und kontrollieren Sie regelmäßig Ihre Haut – auch an Stellen, die selbst nicht so einfach einsehbar sind.“ Information: „Informieren Sie die Personen, mit denen Sie seit Symptombeginn engen Körperkontakt hatten, dass ein Infektionsrisiko vorliegen könnte.