Erst Corona, nun Sanierung: Friedrichstadt-Palast bleibt bis 2021 geschlossen
Bei einer Eröffnung mit Abstandsregeln wären die Einbußen zu hoch. Deshalb wird die Sanierung der alten Lüftungsanlagen, eigentlich für das Jahr 2022 geplant, vorgezogen.

Der Berliner Friedrichstadt-Palast, die größte Revue-Bühne der Stadt, bleibt bis voraussichtlich Januar 2021 geschlossen. Das teilten das Haus und die Senatsverwaltung für Kultur und Europa am Mittwoch mit. Seit zu Beginn der Corona-Krise die Theater schließen mussten, sind auch die Türen der Show-Institution zu. Eigentlich sollte das Kulturleben im Sommer nach und nach wieder Fahrt aufnehmen – im Palast geht man aber einen anderen Weg.
Denn: Jeder Monat, in dem die Bühne nicht bespielt werden kann, verursacht Kosten in Höhe von zwei Millionen Euro, reißt ein großes finanzielles Loch in die Kasse. „Das angesparte Geld, das eigentlich das Budget für unsere neue Showproduktion war, rettet uns jetzt über die schwierige Zeit“, sagte Palast-Intendant Berndt Schmidt dem KURIER in einem Interview. „Außerdem bekommen wir als Bühne des Landes Berlin eine Zuwendung von rund 14 Millionen Euro jährlich, verteilt über das Jahr. Die Summe haben wir für dieses Jahr bereits komplett abgerufen.“
In einer Mitteilung der Senatsverwaltung für Kultur heißt es nun, unter den gültigen Abstandsregeln dürfte bei einer Eröffnung im September „ein wirtschaftlicher Spielbetrieb kaum möglich sein, da die Zahl der Sitzplätze deutlich eingeschränkt werden müsste“. Im Palast hatte man in den vergangenen Wochen und Monaten bereits an Lösungen gearbeitet, um den Spielbetrieb trotz sozialer Distanz zu ermöglichen. „Wir denken darüber nach, eine strikte Trennung zwischen Publikum und Bühne einzuführen. Die erste Reihe bliebe dabei unbesetzt, Szenen im Saal und Zuschauer auf der Bühne würde es nicht mehr geben“, sagte Schmidt dem KURIER.
„Die Show könnte insgesamt verkürzt werden, um auf die Pause verzichten zu können, außerdem könnte die Gastronomie geschlossen bleiben. Man merkt aber an diesen Beispielen schon, dass das nicht unbedingt Dinge sind, die einen Theaterbesuch noch sexy machen.“ Darüber hinaus ist laut Kulturverwaltung nun klar: Ein Spielbetrieb mit Abstandsregeln und weniger verkauften Tickets würde „Lücken in zweistelliger Millionenhöhe“ verursachen, „die das Landesunternehmen aus eigener Kraft nicht schließen könnte“.

Deshalb wird nun die bereits angekündigte Sanierung der alten Lüftungsanlage des Palastes vorgezogen. Schon Mitte Mai hatte Schmidt über diesen Schritt nachgedacht. Die Maßnahme war erst für das Jahr 2022 vorgesehen, nun wird die Corona-Zeit für die Arbeiten genutzt. Die Kosten belaufen sich auf 37,5 Millionen Euro, davon 22,5 Millionen Euro reine Baukosten. „Mit dieser Variante machen wir aus der Not eine Tugend“, teilt Kultursenator Klaus Lederer mit. „Wir bringen die Lüftungssysteme des Palastes auf den neuesten Stand und wir überbrücken die Unwägbarkeiten der Pandemie, indem das Haus noch ein paar Monate länger geschlossen bleibt.“ Die Mittel für diese Maßnahme seien schon eingeplant gewesen, wenn auch erst für 2022. Der Plan könne die Existenz des Palastes sichern, „ohne deutliche Mehrbelastungen für den strapazierten Landeshaushalt“.
Ist die Ausschreibung für das Bauvorhaben im Juni und Juli erfolgreich, könnte die Sanierung von August bis Dezember durchgeführt werden. Der Spielbetrieb würde im Januar 2021 wiederaufgenommen werden, heißt es bei der Senatsverwaltung. Das hofft auch Palast-Intendant Schmidt – der Chef des Revue-Hauses freut sich über den Entschluss. „Dass in so kurzer Zeit eine so smarte Rettung gefunden wurde, erleichtert uns alle am Palast enorm. Herzlichen Dank an alle Beteiligten, allen voran Senator Klaus Lederer, für den unermüdlichen Einsatz! Überdies ist Lüftungssanierung auch für das Vertrauen der Gäste ein wichtiges Thema – gerade auch in Zeiten, wo frische Luft in geschlossenen Räumen bedeutsamer geworden ist.“