DDR-Schauspielerin Uta Schorn: Jetzt spricht sie erstmals über ihren Brustkrebs
In ihrer Autobiografie erzählt die Künstlerin von ihren Ängsten und wie sie die Krankheit überstand.

Von „Wunschbriefkasten, „Bereitschaft Dr. Federau“ aus DDR-Zeiten bis hin zur ARD-Serie „In aller Freundschaft“: Die Berliner Schauspielerin Uta Schorn (74) gehört zu den beliebtesten TV-Stars des Landes. Über ihr Leben hat sie nun ein Buch geschrieben. Darin macht sie erstmals öffentlich, dass sie Brustkrebs hatte. Der Grund, warum Schorn nach sieben Jahren ihr Schweigen bricht: Der TV-Star will Frauen ermutigen, regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung zu gehen, auch wenn die Diagnose bitter sein kann.
Bei Uta Schorn war es der Fall. Es war 2014 bei einer Vorsorgeuntersuchung, als bei ihr Brustkrebs diagnostiziert wurde. „Mein wohlgehütetes Geheimnis“ hat die Schauspielerin das Kapitel in ihrem Buch „Und wenn ich nüscht kann, bellen kann ich“ (Verlag Neues Leben) überschrieben, das in diesen Tagen erscheint und in dem sie ausführlich über die Zeit erzählt, als bei ihr der Krebs entdeckt wurde.
„Die Ärztin zeigte mir mein Röntgenbild und meinte, das müsse man sich genauer ansehen. Sie werde eine Biopsie vornehmen müssen“, sagt Schorn. „Ich kannte den Vorgang schon aus den Jahren 1975 und 1985; in beiden Fällen hatten die Ärzte Auffälligkeiten entdeckt und bei einer Operation Gewebe entnommen, in beiden Fällen hatten sich die Veränderungen als gutartig erwiesen.“

„Ich hoffte, es möge wieder einmal ein falscher Alarm sein“
Doch wie würde es dieses Mal sein? „Ich war in heller Aufregung und hoffte inständig, es möge wieder einmal falscher Alarm sein. Aber die Angst, die sich in solchen Momenten einstellt, kann man nicht mit sich selbst wegdiskutieren“, schildert Schorn diesen Moment.
14 Tage musste der TV-Star warten, bis die Ergebnisse der Untersuchung der Gewebeproben vorlagen. „Ich erfuhr in dieser Zeit einmal mehr, dass die Empfehlung, sich Gedanken und Ängsten erst zu stellen, wenn die Krebsdiagnose wirklich feststeht, rein theoretischer Natur ist. Ich schlief mit meiner Angst ein – und wachte mit ihr auf.“ Sie erinnerte sich oft an ihre Freundin, die Schauspielerin Jenny Gröllmann, die 2006 an Krebs starb. Kurz vor ihrem Tod hatte Schorn sie besucht, eine Nacht an ihrem Krankenbett verbracht.
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Uta Schorns Ängste bewahrheiteten sich. Das Karzinom, das bei ihr entdeckt wurde, war mit etwa neun Millimeter noch recht klein, sollte aber so schnell wie möglich entfernt werden. „Ich stand zu dieser Zeit beruflich mal wieder voll unter Strom“, so die Schauspielerin. Sie drehte in „In aller Freundschaft“, stand in der Comödie in dem Stück „Kalender Girls“ auf der Bühne.
Der TV-Star beschloss, dass nur ein enger Kreis von dem Krebsbefund erfahren sollte. „Ich wollte davon nicht in den bunten Blättern lesen. ,Uta Schorn – Krebsschock!‘ – nein, danke!“, erklärt sie. Vor allem hatte sie Angst, durch so eine Nachricht keine Rollen mehr zu bekommen. „Für lange Zeit hätte es dann heißen können: ,Das könnte uns die Uta Schorn spielen. Aber die hat ja jetzt Krebs!‘“
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Nach der Operation musste sich die Schauspielerin einer Strahlentherapie unterziehen, stand dennoch in Leipzig in ihrer Rolle als Chefsekretärin Barbara Grigoleit in „In aller Freundschaft“ vor der Kamera. Sie bedankt sich in ihrem Buch bei der Produktionsfirma für die Unterstützung in dieser Zeit. Dass sei nicht selbstverständlich, so Schorn, die 15 Jahre festes Mitglied des Serien-Ensembles war. „Obwohl in solchen Serienverträgen oft die Bestimmung steht, dass Darsteller bei länger andauernder Krankheit ersetzt werden können, hatte man in Leipzig wohl in keinem Moment daran gedacht.“

Ähnlich sei es bei ihrem an Alzheimer erkrankten Kollegen Fred Delmare (starb 2009, wurde 85) gewesen, der solange wie es ging den „Opa Friedrich“ in dieser Serie spielen konnte, so Schorn. Oder bei Hendrikje Fitz (die Schauspielerin starb 2016 im Alter von 54 Jahren an den Folgen des Brustkrebs) und Ursula Karusseit, die 2019 im Alter von 79 Jahren an einem Herzleiden starb.
„Diese Krankheit muss heute kein Todesurteil sein“

2017 ist Uta Schorn ein letztes Mal „In aller Freundschaft“ zu sehen. Sie spielt wieder Theater. 2020 nach einer Hüft-OP entschließt sich die Schauspielerin, zusammen mit dem Autoren Andreas Püschel ihre Autobiografie zu schreiben.

„Das Thema Krebs habe ich hier eingebracht, weil ich alle Frauen ausdrücklich ermutigen will, zu den turnusmäßigen Vorsorgeuntersuchungen zu gehen“, erklärt Schorn. „Rechtzeitig erkannt muss diese Krankheit heute kein Todesurteil mehr sein. Mein Umgang mit dieser Krankheit war schmerzhaft, aber wichtig. Man lernt, egal wie alt man ist, dabei immer noch etwas über sich. Und wenn es nur die Erkenntnis ist, besser auf sich aufzupassen.“
Mit ihrer Autobiografie wird Uta Schorn auf Lesereise gehen. Buchpremiere ist am 24. Oktober im Pfefferberg-Theater (11 Uhr, Schönhauser Allee 176).